Clima Nostra bricht Lennart Bengtsson: Ehemaliger Max-Planck-Direktor muss auf Zusammenarbeit mit klimaskeptischer Vereinigung verzichten

Wir befinden uns im Jahre 2014. Die Welt wird von der Clima Nostra beherrscht, einem mächtigen Klimaalarm-Clan. Die „Familie“ hat knallharte Regeln: Ganz oben steht die Omertà, ein Schweigeschwur, der verhindern soll, dass sich Mitglieder der Clima Nostra mit Andersdenkenden fachlich austauschen. Probleme mit Klimamodellen und unpassende Daten dürfen nicht öffentlich gemacht werden. Alles bleibt in der Familie. Bei Nichteinhaltung der Omertà drohen drakonische Strafen.

Ein früheres Mitglied der Clima Nostra hat nun gegen die Regeln verstoßen. Einer der renommiertesten Klimaforscher, der ehemalige Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, Prof. Dr. Lennart Bengtsson,  hat es doch tatsächlich gewagt, einzelne Aspekte der von der Familie vorhergesagten Klimakatastrophe in Frage zu stellen. Und Bengtsson war nicht einfach so ein kleiner Bastardo, den man ignorieren könnte. Nein, er war im Laufe seiner Karriere mit 15 wichtigen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet worden, darunter 1998 dem Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Ohne Erlaubnis der Familie erdreistete sich Bengtsson Anfang Mai 2014, dem Akademischen Beirat der Global Warming Policy Foundation (GWPF) beizutreten. Ziel war es, die Klimadiskussion voranzubringen, erklärte er. Mit seinem langjährigen Sachverstand wollte er beiden Seiten des Klimastreits fachlichen Beistand leisten und abwegige Extremansichten verhindern helfen. Im Spiegel Online Interview sagte Bengtsson:

SPIEGEL ONLINE: Herr Bengtsson, warum sind Sie der Klimaskeptiker-Vereinigung The Global Warming Policy Foundation beitreten?

Bengtsson: Ich glaube, es ist wichtig, eine breite Debatte über Energie und Klima zu ermöglichen. Wir müssen dringend realistische Möglichkeiten erkunden, um die wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Lösung der Energieprobleme der Welt und die damit verbundenen Umweltprobleme anzugehen.

[…]

SPIEGEL ONLINE: Standen Sie vor 20 Jahren nicht auch eher auf Seiten der Warner? Halten Sie Ihre damalige Position für falsch?

Bengtsson: Ich habe meine Auffassung nicht grundsätzlich geändert. Und ich habe mich nie als Alarmist, sondern als Wissenschaftler mit einem kritischen Blick gesehen. In diesem Sinne war ich immer ein Skeptiker. Ich habe die meiste Zeit meiner Karriere darauf verwendet, Modelle für die Vorhersage des Wetters zu entwickeln. Und dabei habe ich die Bedeutung der Prognose-Validierung kennengelernt, also der Überprüfung von Vorhersagen gegenüber dem, was dann wirklich passiert ist. Ich bin also ein Freund von Klimaprognosen. Aber die Überprüfung der Modellergebnisse ist wichtig, um ihre Glaubwürdigkeit zu sichern.

SPIEGEL ONLINE: Und hier sehen Sie Nachholbedarf in der Klimaforschung?

Bengtsson: Es ist frustrierend, dass die Klimawissenschaft nicht in der Lage ist, ihre Simulationen richtig zu validieren. Die Erwärmung der Erde verlief seit dem Ende des 20. Jahrhunderts deutlich schwächer, als es Klimamodelle anzeigen.

SPIEGEL ONLINE: Aber der Uno-Klimabericht diskutiert diese Probleme doch im Detail.

Bengtsson: Ja, aber er tut es nicht ausreichend kritisch. Ich habe großen Respekt für die wissenschaftliche Arbeit hinter den IPCC-Berichten. Aber ich sehe keine Notwendigkeit für das Bestreben des IPCC, einen Konsens herbeizuführen. Ich halte es für essentiell, dass es Gesellschaftsbereiche gibt, wo kein Konsens erzwungen wird. Gerade in einem Gebiet, das so unvollständig verstanden ist wie das Klimasystem, ist ein Konsens sinnlos.

In einem Interview mit dem niederländischen Wissenschaftsjournalisten Marcel Crok erläuterte Bengtsson seinen Schritt. Er könne das Leben kaum ertragen, wenn er nicht öffentlich zu seiner eigenen Überzeugung stehen würde:

CROK: I noticed that some climate scientists grow more sceptical about global warming after their retirement. Can you confirm this? Does it apply to yourself? Is there a lot of social pressure to follow the climate consensus among working climate scientists which can explain this?

BENGTSSON: Wisdom perhaps comes with age. I also believe you are becoming more independent and less sensitive to political or group pressure. Such pressure is too high today and many good scientists I believe are suffering. I am presently a lot on my own. As I have replied to such questions before, if I cannot stand my own opinions, life will become completely unbearable.

Die Clima Nostra war über den fehlenden Gehorsam des Pentito empört. Wie war diese Tat zu ahnden? Die Capi trafen sich zu einer Commissione und beratschlagten sich. „Das können wir auf keinen Fall dulden!“ sagte der Capo di tutti i Capi. Er hatte die uneingeschränkte Macht über das Klima. Man müsste den Abweichler brechen, vielleicht sogar ausknipsen.

Die Nachricht kam offenbar an. Keine zwei Wochen später erklärte Bengtsson seinen Rücktritt aus der GWPF. Spiegel Online berichtete am 14. Mai 2014 über die Hintergründe:

 „Ich wurde unter so großen Druck gesetzt, den ich nicht mehr ertragen konnte“, erklärt Bengtsson in einer Mitteilung an die GWPF. Kollegen hätten sich abgewendet, manche hätten die Zusammenarbeit beendet. Er hätte sich zudem um seine Gesundheit und Sicherheit gesorgt, weshalb er aus dem GWPF wieder ausgetreten sei. Er fühle sich an die Zeit der Kommunistenverfolgung in den USA in den Sechzigerjahren erinnert, erklärt Bengtsson. Er habe es nie für möglich gehalten, dass dergleichen möglich sei in der Meteorologie. Die Wissenschaftlerzunft scheine sich verändert zu haben in den vergangenen Jahren.

Das Rücktrittsschreiben ist auf der Webseite der GWPF im englischen Original nachzulesen:

Resigning from the GWPF

Dear Professor Henderson,

I have been put under such an enormous group pressure in recent days from all over the world that has become virtually unbearable to me. If this is going to continue I will be unable to conduct my normal work and will even start to worry about my health and safety. I see therefore no other way out therefore than resigning from GWPF. I had not expecting such an enormous world-wide pressure put at me from a community that I have been close to all my active life. Colleagues are withdrawing their support, other colleagues are withdrawing from joint authorship etc.

I see no limit and end to what will happen. It is a situation that reminds me about the time of McCarthy. I would never have expecting anything similar in such an original peaceful community as meteorology. Apparently it has been transformed in recent years.

Under these situation I will be unable to contribute positively to the work of GWPF and consequently therefore I believe it is the best for me to reverse my decision to join its Board at the earliest possible time.

With my best regards

Lennart Bengtsson

Die GWPF bedauerte den Rückzug von Bengtsson natürlich sehr. In einem Brief an Bengtsson wünscht der Vorsitzende des Akademischen Beirats, David Henderson, dem schwedischen Forscher alles Gute für die Zukunft. Neben den persönlichen Qualen, die Bengtsson erleiden musste, prangert Henderson auch das große Problem der Intoleranz und einer fehlenden Offenheit im klimawissenschaftlichen Establishment an:

Your resignation is not only a sad event for us in the Foundation:  it is also a matter of profound and much wider concern. The reactions that you speak of, and which have forced you to reconsider the decision to join us, reveal a degree of intolerance, and a rejection of the principle of open scientific inquiry, which are truly shocking. They are evidence of a situation which the Global Warming Policy Foundation was created to remedy.

In your recent published interview with Marcel Crok, you said that ‘if I cannot stand my own opinions, life will become completely unbearable’. All of us on the Council will feel deep sympathy with you in an ordeal which you should never have had to endure.

With great regret, and all good wishes for the future.

David Henderson, Chairman, GWPF’s Academic Advisory Council

Was bleibt? Ein traumatisierter Forscher, der an das Gute der Wissenschaft glaubte und eiskalt von einer mächtigen Clima Nostra aus dem Verkehr gezogen wurde. Eine Familie, deren düstere Geheimnisse durch die Affäre allmählich an die Öffentlichkeit dringen. Die Gesellschaft hat ein Anrecht auf eine seriöse Behandlung des Themas Klimawandel. Zu viel steht auf dem Spiel, als dass hier perönliche Neigungen und fragwürdige Gesinnungen die allgemeine Richtung vorgeben. Es wäre schön, wenn nun Namen bekannt würden. Wer war die treibende Kraft, die den renommierten Professor zur Aufgabe zwang?

Die Medien sollten den Vorfall als Weckruft begreifen. Nein, es ist nicht alles sauber in den Klimawissenschaften des frühen 21. Jahrhunderts. Es geht um politische Macht. Wer den Gehorsam verweigert, bekommt es mit der Clima Nostra zu tun. Hansjör Müller von der Basler Zeitung wird von der Entwicklung enttäuscht sein. Am 7. Mai 2014 hatte er geschrieben:

Einer der bedeutendsten Klimaforscher, der Schwede Lennart Bengtsson, ist ins Lager der Skeptiker übergelaufen. Auf die Klima-Debatte könnte sich dies wohltuend auswirken. […] Nach Altersradikalität tönen Bengtssons Thesen nicht, eher mahnt er seine Fachkollegen zu mehr Besonnenheit und Empirie. Für den Laien mag dies tröstlich sein, denn ihm erschien die Klima-Debatte seit langem schon als verworrene Angelegenheit. Nun gibt mit Bengtsson erstmals ein Experte zu, dass es ihm und seinesgleichen kaum besser ergeht: Wie sich das Weltklima in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird, bleibt reine Spekulation.

Diese Chance ist erst einmal vertan.

Unsere Gedanken sind bei Lennart Bengtsson. Möge er sich schnell von dieser Episode erholen. Ein großer Dank für seine Zivilcourage, der Akademische Beirat der Global Warming Policy Foundation hätte von seiner Mitarbeit stark profitiert. Auch wenn es nicht hat sollen sein, ist auch nicht alles umsonst gewesen. Vielleicht wurde der eine oder andere Entscheidungsträger durch den Vorfall nun endlich wachgerüttelt, und es wird in Zukunft verstärkt gegen die „Clima Nostra“ vorgegangen. Wir müssen zurück zur unabhängigen, ergebnisoffenen Klimawissenschaft. Deutungshoheiten, Repressionen, Angst und Schrecken haben in der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts nichts verloren. Insbesondere Jungwissenschaftler leiden unter dieser Situation, da sie vom Establishment und dem Capo der Clima Nostra vollständig abhängig sind. Es ist an der Zeit, die Grundwerte in der Klimaforschung wiederherzustellen. Aber wer hat das Format, die Möglichkeiten und den Mut, die organisierten Strukturen aufzubrechen?

 

Teilen: