Faz-Artikel „Warum macht der Klimawandel Pause?“: Plötzlich waren die Ozeanzyklen salonfähig

Noch ein paar Mal schlafen und dann bringt uns der IPCC den heiß ersehnten neuen Klimabericht. Die Medien haben bereits mit der Vorberichterstattung des Ereignisses begonnen. Dabei steht der unerwartete Erwärmungsstopp der letzten anderthalb Jahrzehnte im Vordergrund. Peinlicherweise hatte keines der IPCC-Modelle diesen Hiatus kommen sehen. In der Sonntagsausgabe der FAZ versuchte auch Andreas Frey am 1. September 2013 in seinem Artikel „Warum macht der Klimawandel Pause?“ Licht in das wissenschaftliche Dunkel zu bringen. Leider ist der Artikel nicht auf der Verlagsseite online. Eine pdf-Version des Artikels ist jedoch auf der Webseite des Zürcher ETH-Forschers Reto Knutti verfügbar (scrollen Sie auf seiner Seite ein wenig herunter bis zum roten Stop-Verkehrsschild).

Im Prinzip liefert der Artikel eine schöne Bestätigung unseres Ozeanzyklenmodells, das wir Anfang 2012 in unserem Buch „Die kalte Sonne“ vorgestellt haben und das zu jener Zeit vor allem Kritik erntete. Wir hatten seinerzeit auf die überraschend gute Übereinstimmung der Temperaturzyklen der letzten 100 Jahre mit einem großen pazifischen Ozeanzyklus hingewiesen, der pazifisch dekadischen Oszillation (PDO). Seit tausenden von Jahren pulsiert dieser Zyklus in einem 60-Jahresrhythmus, wie geologische Studien zeigen konnten (siehe Kapitel 4 und 7 in „Die kalte Sonne“). Die PDO verbiegt längerfristige Trends nach oben und unten um wenige Zehntelgrade. Dabei könnte drei Jahrzehnte lang Wärme in den Tiefen der Ozeane gepuffert werden, die sich in den anderen drei Jahrzehnten dann wieder entlädt. Der FAZ-Beitrag stärkt diese Sichtweise durch Verweise auf aktuelle Studien. In den 1940er bis 70er Jahren hätte es das doch schon einmal gegeben, wird der Klimaforscher Gerald Meehl zitiert. Es war einmal vor 60 Jahren… Selbst die La Nina-Theorie von Stefan Rahmstorf meint am Ende wohl etwas ähnliches, da sich auch dieses Phänomen im Pazifischen Ozean abspielt. Einen Beweis für die in die Tiefe des Ozeans abtauchende Wärme gibt es letztendlich jedoch noch nicht. Wie auch von Frey im Artikel selbst angeführt, gibt es schlichtweg noch kein engmaschiges globales Messnetz für Temperaturmessungen in den verschiedenen Schichten der Ozeane.

Noch vor kurzem hatte einer der im FAZ-Artikel zu Wort kommenden Klimamodellierer die systematische Beeinflussung des Klimas durch diese Zyklen grundweg abgestritten. Dies wäre doch alles nur Rauschen, sagte der Hamburger. Und daher muss man diesen Prozess auch nicht gesondert in die Modelle einbauen. Nun wird der Druck jedoch stärker. Die Öffentlichkeit hat mittlerweile mitbekommen, dass die Modelle vollständig versagt haben. Keine angenehme Situation für die Modelliererzunft, die zu lang und zu starr an ihren fehlerhaften Ansätzen festgehalten haben.

Frey schreibt in seinem Artikel, dass der IPCC die Klimawirkung des Kohlendioxid, die CO2-Klimasensitivität, im neuen Bericht wohl leicht erniedrigen wird. Die Untergrenze soll nun von 2,0 auf 1,5°C pro CO2-Verdopplung reduziert werden. Interessanterweise ist dies genau einer der Werte, die wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ als Beispielsszenario gerechnet haben. Immer mehr bewegen sich die Klimawissenschaften in die Richtung, die wir in unserem Buch skizziert haben. Die natürlichen Klimafaktoren wurden offensichtlich in der Vergangenheit vom IPCC unterschätzt und die Wirkung des CO2 überschätzt. Trotzdem hielt es Frey in seinem Beitrag nicht für notwendig, die kalte-Sonne-Autoren Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning zu erwähnen. Was könnte dahinter stecken?

Frey unterscheidet in der Einleitung zu seinem Artikel „Klimaforscher“ von „Skeptikern“, die er eilfertig mit „Klimaleugnern“ gleichsetzt. Durch diese fragwürdige Vorverurteilung eines bedeutenden Teils der Klimadiskussion tut Frey der Sache keinen Gefallen. Auch die plumpe Ausblendung der klimatischen Wirkung der Sonne aus der Klimadiskussion wirft Fragen an Freys Ernsthaftigkeit bei der Beschäftigung mit dem Thema auf. Kennt Frey wirklich nicht die zahlreichen seriösen Studien, die das genaue Gegenteil gezeigt haben? Falls es wirklich gefährliche Unwissenheit ist, wollen wir gerne mit ein bisschen Lesestoff zu aktuellen Arbeiten aushelfen:

 

Unterm Strich ist es gut zu sehen, dass auch die deutsche Medienlandschaft langsam etwas kritischer wird und die IPCC-Horrorszenarien nicht mehr ungeprüft einfach übernimmt. Freys naive Unterteilung der Diskussion in gut und böse zeigt jedoch auch, dass Ideologien noch immer eine bedeutende Rolle spielen und es noch ein weiter Weg hin zu einer ausgewogenen Berichterstattung ist.

 

Teilen: