Dürre Beweislage für mehr Dürren

Es soll in Zukunft mehr Dürren geben, sagt man uns. Wenn die Temperaturen um etliche Grad bis 2100 ansteigen sollten, wie der Weltklimarat es glaubt ausgerechnet zu haben, könnte man sich das in der Tat ganz gut vorstellen. Da braucht man gar keine Superrechner um das zu modellieren. Auf die IPCC-Prognose vertrauend, schlagen die sich in Gefahr meinenden Regionen Alarm. Fast überall macht man sich Sorgen um die Zukunft, zum Beispiel in Ostdeutschland (Focus), in Bayern (SZ), in der Schweiz (sf), im Mittelmeerraum (idw, BR, scinexx) und in den USA (terradaily.com). Global soll es aus diesem Grund auch bald viel mehr Waldbrände geben. Auch vermutet man, dass der Mensch bereits vermehrt Dürren ausgelöst hat, etwa in der Sahelzone (op-online, Radio Vatikan, FR) oder im Mittelmeergebiet (NOAA).

Aber sind die Dürre-Katastrophenszenarien eigentlich gerechtfertigt? Zunächst muss festgestellt werden, dass die vom IPCC prognostizierten Erwärmungsbeträge mit großer Wahrscheinlichkeit stark übertrieben sind. Berücksichtigt man den großen Klimaeinfluss natürlicher Faktoren, so kommt man bis zum Ende des Jahrhunderts auf maximal ein Grad Celsius Erwärmung (siehe Kapitel 7 in „Die kalte Sonne“). Interessanterweise hat sich die globale Durchschnittstemperatur während der letzten 200 Jahre um etwa den gleichen Betrag seit Ende der Kleinen Eiszeit erhöht. Da bietet es sich an, einmal nachzuschauen, in welcher Weise sich die Häufigkeit, Intensität und Verbreitung von Dürren während des letzten Jahrhunderts in verschiedenen Gebieten der Erde verändert hat. Und wo wir schonmal dabei sind, schauen wir auch gleich noch ein bisschen tiefer in die Vergangenheit, nämlich die letzten paar tausend Jahre. Da soll es ja so seltsame Temperaturschwankungen im Millenniumstakt gegeben haben…

Das gängigste Maß zur Erfassung von Dürren ist der Palmer Drought Severity Index (PDSI), der Niederschläge und Temperaturen integriert. Die Temperatur geht in den PDSI ein, da bei höheren Temperaturen eine höhere Niederschlagsmenge benötigt wird, um den Boden feucht zu halten. Basierend auf dem PDSI hat sich die Häufigkeit von Dürren in einigen Teilen der Erde innerhalb der letzten 100 Jahre erhöht (z.B. Mittelmeergebiete, Sahel, südliches Afrika, Amazonas Region, Indien, Teile Chinas, Karibik, östliches Australien). In anderen Regionen hingegen ist die Häufigkeit von Dürren zurückgegangen (Skandinavien, westliches Rußland, USA, Südamerika, Ostafrika, Teile Südostasiens).

Interessanterweise hat jedoch laut Thomas Huntington vom US Geological Survey in der gleichen Zeit die Sommer-Bodenfeuchtigkeit von fast allen Meßstationen der „Global Soil Moisture Bank“ zugenommen (siehe auch Robock et al. 2000), was nicht gerade eine Verschärfung des Dürreproblems andeutet. Auch sind in den USA in den vergangenen 100 Jahren Dürren seltener und kürzer geworden, wie zwei Forscher von der University of Washington vor einigen Jahren in den Geophysical Research Letters berichteten. Demnach hat sich der Anteil der von Dürren heimgesuchten US-Landesfläche in den letzten 100 Jahren verringert. Zudem fand ein amerikanisches Forscherteam um John Kleppe von der University of Nevada kürzlich heraus, dass die Dürren in den westlichen USA während der letzten 200 Jahre weniger stark ausgeprägt waren als zu Zeiten des Mittelalters, als mehrere „Megadürren“ das Land heimsuchten.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch ein Wissenschaftler-Team von der University of Arizona um Cody Routson. Letztes Jahr veröffentlichten sie in den Geophysical Research Letters eine Baumring-Studie aus Colorado, in der sie langandauernde Dürrephasen während der Mittelalterlichen Wärmperiode (um 1000 n. Chr.) und der Römischen Wärmeperiode (um das Jahr 0) identifizierten. Ähnliche Megadürren wurden auch von einer Gruppe um Dorothy Peteet von der Columbia University in Sedimentkernen aus einem Marschgebiet im Staat New York beschrieben. Sie fanden für die letzten 6000 Jahre drei ausgedehnte Dürrephasen, die längste davon ereignete sich ebenfalls während der Mittelalterlichen Wärmehase.

Im Mittleren Osten traten in vorindustrieller Zeit ebenfalls immer wieder Dürreperioden auf, offensichtlich verursacht von natürlichen Klimazyklen. So ereignete sich hier zu Beginn der Kleinen Eiszeit um 1400 n Chr. ein spürbarer Wechsel hin zu mehr Trockenheit. Dies führte dazu, dass ein Teil der Bevölkerung ihren sesshaften Lebensstil aufgeben musste und zu Nomaden wurden, wie ein französisch-amerikanisches Forscherteam kürzlich in den Proceedings oft he National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) berichtete. Dürreperioden traten in den letzten tausenden Jahren an vielen Stellen der Welt immer wieder auf. So wurde zum Beispiel auch die südamerikanische Maya-Kultur von Dürreereignissen in Mitleidenschaft gezogen.

Neben den von der Sonnenaktivität gesteuerten Temperaturzyklen im 1000-Jahrestakt, scheint es jedoch noch kürzer maßstäbliche Antriebe für die historische Dürreentwicklung zu geben. Und dies scheinen die uns gut bekannten Ozeanzyklen zu sein. Australische Forscher um Gavan McGrath von der University of Western Australia konnten nun feststellen, dass die langanhaltende Dürreperiode „The Big Dry“ 1997-2011 in Australien an Ozeanzyklen und die Wirbelsturmtätigkeit gekoppelt war. Derartige Zyklen müssen daher stets berücksichtigt werden, um menschengemachte und natürliche Dürreursachen sicher voneinander zu unterscheiden. Ein anthropogener Einfluss auf die Entstehung von Dürren in Australien ist laut der Studie von McGrath bislang noch nicht zu erkennen. Auch in den USA ist das Auftreten von Dürren eng mit den ozeanischen Zyklen verknüpft, worauf Craig Loehle jetzt noch einmal unter Bezug auf eine Arbeit eines Forscherteams um Justin Sheffield von 2009 hinwies. Ein Schweizerisches Team berichtete vor kurzem für die vergangenen 500 Jahre aus den patagonischen Anden eine stark ausgeprägte Niederschlagsvariabilität, die ebenfalls durch multidekadische Zyklen getaktet ist.

Ebenfalls ganz frisch veröffentlichte ein internationales Forscherteam um Craig Grove vom Royal Netherlands Institute for Sea Research eine Studie der Regenvariabilität im Indischen Ozean. Anhand von Untersuchungen an Korallen in Madagaskar konnten sie nachweisen, dass die Regen- und Trockenheitsentwicklung stark vom 60-jährigen Zyklus der Pazifisch Dekadischen Oszillation (PDO) beeinflust wird. Auf Basis des aktuellen Abwärtstrends der PDO treffen die Forscher wichtige Prognosen zur weiteren Niederschlagsentwicklung für die Inseln und angrenzenden Landgebiete im Indischen Ozean. Dies macht noch einmal deutlich, wie wichtig das Verständnis der natürlichen Zyklen bei der Interpretation von Trockenheits- bzw. Feuchtigkeitstrends ist, insbesondere wenn Zeiträume von lediglich wenigen Jahren oder Dekaden betrachtet werden.

Wenn es um Dürren und Trockenheit geht, darf die Sahara natürlich nicht fehlen. Vor 6000 Jahren war die Erde um etwa 1°C wärmer. Das sogenannte holozäne Klimaoptimum stellt die wärmste Phase der Nacheiszeit dar. Man könnte nun denken, die Sahara müsste dmals noch trockener gewesen sein als heute. Man mag überrascht sein zu hören, dass jedoch genau das Gegenteil der Fall war. Die Sahara ergrünte damals und bezog üppige Regenmengen, die sich aus der Sahelzone und dem Mittelmeergebiet in die heutige Sahara hinein ausgedehnt hatten. Elefanten, Giraffen, Nashörner bevölkerten die heutige Sandwüste. Und wie sieht es heute aus, zur Zeit der Modernen Wärmeperiode? Entgegen den Befürchtungen, dehnte sich die Sahara nicht weiter aus. Auch fiel in den letzten Jahren wieder mehr Niederschlag in der Sahara. Können sich die Elefanten schon bald auf den Weg zurück in ihre alte Heimat machen? Einige Forscher mit offenbar sehr subjektivem Suchraster meinten zwar jetzt, sie hätten einen langanhaltenden Trend zur stärkeren Austrocknung der Sahara im 20. Jahrhundert in den Daten erkannt. Und wie kann es anders sein, dies hätte natürlich eindeutig mit dem anthropogenen Klimawandel zu tun, sagen sie. Aber schon ein einfacher Fakten-Check entlarvt dies schnell als Ente. Schade dass die Gutachter der Fachzeitschrift dies nicht bemerkt haben, oder nicht bemerken wollten.

Auch in England wird jetzt neuerdings vor kommenden Dürren gewarnt. Und das obwohl noch vor zehn Jahren die Klimawissenschaftler für diese Region vor starken Regenfällen und Überflutungen gewarnt hatten. Ein englischer Landwirt hat sich jetzt in einem unterhaltsamen Beitrag erlaubt, auf diesen erstaunlichen Sachverhalt hinzuweisen (siehe auch Bishop Hill). Und wie sieht es auf der anderen Seite der Erde aus? Natürlich genau andersherum, wie könnte es anders sein. In Australien wurde noch vor ein paar Jahren vor Dürren gewarnt, nun muss das Land mit Überschwemmungen kämpfen. Bereits vor einigen Jahren hatten Michael Roderick und Graham Farquhar von der Australian National University in Canberra berichtet, dass die Aridität in Australien im Laufe der letzten 40 Jahre abgenommen hat.

Auch bei den Dürren zeigt sich also, dass die Dinge komplizierter liegen als zunächst angenommen. Den simplistischen Dürreszenarien für die Zukunft sollte man ein gesundes Mißtrauen entgegen bringen. Wie auch bei der Frage der Klimawirkung der Sonne, sollten zunächst umfangreiche Studien zur Dürreentwicklung der vorindustriellen Vergangenheit durchgeführt werden, um das natürliche Grundmuster und Steuerungsfaktoren herauszuarbeiten. Nur so ist es möglich, zwischen natürlichen und anthropogenen Ursachen zu unterscheiden. Unbegründete Schnellschüsse und daraus abgeleitete Horrorszenarien sollten bei diesem heiklen Thema unbedingt vermieden werden, auch wenn Interpretationen in diese Richtung bei Medien und Forschungsförderungsstellen vermutlich noch immer am besten ankommen.

 

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