Webportal „Media Watch on Climate Change“ fällt beim Praxistest glatt durch

Der österreichische Kurier berichtete am 13. Juni 2014 über eine neuartige Webplattform, die Klima-Nachrichten im Netz in „Echtzeit“ erschließen will:

Arno Scharl, Experte für „Big Data“, präsentierte vor der Fachpresse das Webportal „Media Watch on Climate Change“, kurz MWCC. Im englischsprachigen Raum gibt es MWCC bereits seit 2005, nun wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz das deutschsprachige Pendant gelauncht. Im Sommer soll eine französische Version folgen.

Wer sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse ÜBER das Klima erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr gehe es „ausschließlich und ganz bewusst um die Kommunikation von Stakeholdern“, klärt Scharl, Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie an der Modul-Universität, auf. Soll heißen: Das Web-Portal ermöglicht es Interessierten, Diskussionen über Umweltthemen auf einen Blick zu erfassen. Wer bestimmt den Diskurs zum Klimawandel? Welche Themen dominieren wann und wo?

Nutzen kann die Website jedermann – kostenlos. Zusatz-Features stehen nur registrierten Usern zur Verfügung. Zielgruppe sind Meinungsmacher wie Forscher, NGOs, Unternehmen und Journalisten. Letzteren soll das Werkzeug helfen, im Nachrichten-Dschungel „möglichst schnell eine Story zu entdecken“, preist Scharl das Medien- und Klimaportal als „Marktforschung in Echtzeit“ an.

Schade, keine wissenschaftlichen Informationen. Nur sekundäres und tertiäres Gerede zu einem Thema, das vor allem von einer sachlichen Diskussion über Daten und Analysen profitieren würde. Brauchen wir wirklich eine solche neue Plattform? Wir machen die Probe aufs Exempel und klicken auf „Media Watch on Climate Change“. Auf den ersten Blick sieht die Seite wie das Cockpit eines Flugzeugs aus: „Keyword Graphs“ die sich wie ein Lebewesen bewegen. Unüberichtliche Tag Clouds, Weltkarten mit geheimnisvollen Punkten. Wer soll da noch durchblicken? Vermutlich muss man hierzu einen zweijährigen Aufbaustudiengang belegen, um mit der Seite etwas anfangen zu können.

Aber schauen wir uns lieber die Inhalte an. Ganz oben findet sich ein unscheinbares Suchfenster. Wir geben das Wort „Sonnenaktivität“ ein. Die Trefferliste schlägt einen guten Artikel aus der Weltwoche vor. Soll angeblich vom Vortag stammen. Beim Aufruf des Artikels dann die Überraschung: Der Artikel ist aus dem Jahr 2010. Nachrichten in „Echtzeit“ – Fehlanzeige. Wir testen einen weiteren Suchbegriff: „kalte Sonne“. Die Webseite beginnt zu ratten und meldet schließlich „Es wurden für diese Abfrage keine passenden Dokumente gefunden“. Webseite durchgefallen. Zeitverschwendung.

 

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