Park Sanssouci klimatisch bedroht? Damals und heute – ein Vergleich

Von Walter Fett

Während seiner Regierungszeit 1740-1786 legte Friedrich der Große, genannt der „Alte Fritz“, den Park von Sanssouci in Potsdam an. Interessanterweise stieg bereits im Verlauf des 18. Jahrhunderts – wohlgemerkt bei niedrigstem CO2-Gehalt der Luft – die grob gemittelte Temperatur im Berlin-Potsdamer Raum um knapp ein Grad an. Dieses können wir aus der erfreulich weit zurückreichenden Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem schließen, nur 20 km von Sanssouci abgelegen (Abbildung 1). Es ist nicht bekannt, dass sich in der Zeit des Heranwachsens des Parks der Temperaturanstieg, direkt oder indirekt, besonders schädlich ausgewirkt hätte.

Ein ähnliches Schicksal könnte man nun auch zwei Jahrhunderte später erwarten. Da erlebte ein „Fritzchen Müller“ eine vergleichbare Temperaturerhöhung. Auch erreichte die Temperatur nicht mehr als nur das damalige Niveau. Man könnte daher meinen, dass das Schicksal der Parknatur dem damaligen – letztlich eher harmlosen – in etwa gleichen müsste. Abgesehen davon, dass angesichts des inzwischen wesentlich höheren CO2-Gehalts sogar mit einer Wachstumsförderung zu rechnen ist.

Wie seinerzeit nach dem Temperatur-Maximum die Umkehr zu einer Abkühlung erfolgte, erleben wir auch jetzt seit anderthalb Dutzend Jahren, dass die weltweite Temperatur nicht mehr zunimmt. Warum also sollte man sich um den Park besonders sorgen? Warum sollte es diesmal dem Park schlechter ergehen?

Ungeachtet dieser Entwicklung hält es die Stiftung für Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) für geboten, wegen der „zu erwartenden Probleme“(!) eine dreitägige internationale Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“ unter der apokalyptisch klingenden Ankündigung „Sanssouci in Klimanot“ zu veranstalten (siehe Presseinformation der SPSG unten). Nichts gegen generelle Untersuchungen über die Klimaabhängigkeit – auch die eines Parks. Jedoch das jedwede – und eventuell nicht unwillkommene – zeitgemäße Herhalten einer Klimadramatik erscheint uns doch bedenklich, – es sei denn, man hätte letztlich eine vorläufige Beruhigung der Öffentlichkeit im Auge, also dann sich schon treffender zumindest im Sinne einer Fragestellung geäußert, wie: „Sanssouci in Klimanot ?

Abbildung 1: Temperaturentwicklung in Berlin-Dahlem während der vergangenen 300 Jahre.

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Presse-Information der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)

Internationale Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“
Donnerstag, 4. September bis Samstag, 6. September 2014
Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Str. 10-11, und Orangerieschloss, Park Sanssouci, Potsdam

Sanssouci in Klimanot

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und Deutsche Bundesstiftung Umwelt richten Fachtagung zum Thema „Historische Gärten im Klimawandel“ ausDie Auswirkungen des globalen Klimawandels sind in der Region Berlin-Brandenburg bereits heute nachzuweisen. Zunehmende Trockenheit, häufiger auftretende Wetterextreme mit Stürmen und Starkregen haben deshalb auch Folgen für Erhalt und Pflege der historischen Gärten der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Potsdam-Berliner Kulturlandschaft. In welcher Weise die Gartendenkmalpflege darauf in Zukunft reagieren muss, um diese einzigartigen  Kulturdenkmale zu bewahren, ist bisher jedoch nur in Ansätzen fachlich diskutiert worden.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) wird deshalb vom 4. bis 6. September 2014 die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Internationale Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“ in Kooperation mit der UNESCO und dem Internationalen Rat für Denkmalpflege ICOMOS ausrichten.

Neben national und international anerkannten Spezialisten der Gartendenkmalpflege haben renommierte Klimaforscher und Naturwissenschaftler ihre Teilnahme zugesagt. Zu den Referenten werden unter anderem der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Hans Joachim Schellnhuber, der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Klaus Töpfer vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und Dr. Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), gehören.

Auf der Tagung werden im interdisziplinären Austausch die Auswirkungen des klimatischen Wandels auf historische Gärten – im nationalen und internationalen Vergleich – beleuchtet und Lösungsstrategien für die zu erwartenden Probleme erarbeitet. Denn die Gefahren für die Kulturlandschaften, Wassersysteme und die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten gilt es frühzeitig zu erkennen und allgemeingültig zu vermitteln. Ergebnis der Tagung werden konkrete Handlungsanweisungen sein. Zudem erscheint eine zweisprachige Publikation (deutsch/englisch), in der die Probleme handbuchartig und exemplarisch behandelt werden. Sie wird am ersten Tagungstag vorgestellt und damit als Basis für die Diskussionen dienen. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Gartenjahres statt, das die SPSG 2014 ausrichtet.

Anmeldungen unter: klimawandel@spsg.de

Pressekontakt:
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Frank Kallensee
Tel. 0331.96 94-318 / Fax  0331.96 94-102
Postfach 60 14 62, 14414 Potsdam
presse@spsg.de
www.spsg.de

 

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