CO2-Fingerabdruck löst sich in Luft auf: Neue Studie belegt Ozonwirkung auf Temperatur in der mittleren Atmosphäre

In den letzten Wochen meldete sich Mojib Latif mehrfach in der Presse zu Wort und mäkelte an unserem Buch „Die kalte Sonne“ herum (z.B. Financial Times Deutschland, Hamburger Abendblatt, ARD Morgenmagazin, Zeit Online). Dabei erzählte er gebetsmühlenartig jedem der ihm zuhörte, dass es einen Fingerabdruck des CO2 in der Atmosphäre gäbe, eine Art Beweis für die dominante Klimawirkung des CO2. Einige zehner Kilometer über unseren Köpfen hätte sich die mittlere Atmosphäre abgekühlt, und das könnte nur das CO2 verursacht haben, nicht die Sonne. Soweit der Experte.

Der angebliche Beweis hat sich nun leider endgültig in Luft aufgelöst. Die Abkühlung der Stratosphäre ereignete sich nämlich überwiegend in der Phase 1980-1995 während derer sich die Ozonschicht durch FCKW-Emissionen ausdünnte (siehe Abbildung unten). Die Ozonausdünnung führte zu einer stetigen Abnahme der in der Stratosphäre absorbierten Sonnenenergie, was zu der Abkühlung führte. In den 1990er Jahren gingen die FCKW Emissionen aufgrund des Montreal-Protokolls zurück und die Ozonschicht erholte sich seit 1995 langsam wieder. Seit 1995 ereigneten sich abgesehen vom solaren 11-Jahres-Zyklus keine signifikanten Temperaturveränderungen mehr, die Werte oszillieren seitdem auf einem Plateau.

Vor wenigen Monaten erschien nun in den Geophysical Research Letters die eine neue Studie von Dr. Uwe Berger und Prof. Franz-Josef Lübken vom Leibniz-Institut für Atmosphären-Physik in Kühlungsborn, die unsere Einschätzung im Grundsatz bestätigt. Die beiden Forscher untersuchten die Temperaturentwicklung der letzten 50 Jahre in der mittleren Atmosphäre und fanden – wie nicht anders zu erwarten – für den Zeitraum 1979-1997 eine spürbare Abkühlung, was dem von uns angegebenen Intervall etwa entspricht. Anhand eines Computermodells konnten Berger und Lübken nun eindrucksvoll zeigen, dass dieser Abkühlungstrend überwiegend durch die Abnahme des stratosphärischen Ozongehalts verursacht wurde.

Ganz offensichtlich ist es daher wissenschaftlich nicht länger haltbar, einen mittelatmosphärischen Abkühlungstrend als „Fingerabdruck“ und Beweis für die Klimadominanz des CO2 zu zitieren, wie es Mojib Latif in der deutschen Presse jedoch ausgiebig tut. Wird Latif demnächst seinen Irrtum einräumen? Und mindestens genauso wichtig: Werden die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit über dieses wichtige neue Forschungsergebnis berichten? Es bleibt zu hoffen, dass Berger und Lübken jetzt aufgrund ihrer unbequemen Ergebnisse nicht die Forschungsgelder gestrichen werden.

 

 

Abbildung: Ozonkonzentration/Stratosphäre (links) und Temperaturen/Stratosphäre (rechts): Avajon et al. 2007, siehe auch Webpage von Prof. Scott Mandia und Webpage von Markus Gronotte.

 

Abbildung: Modellierte Temperaturkurven (farbig) und gemessene Ozonkonzentration der mittleren Atmosphäre (aus Berger und Lübken 2011).

Graphik ganz oben rechts: Wilfredor / Lizenz:  Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported

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