Groupthink und Klimareligion: Die Psychologie der Klimadebatte

Schon seit längerem ist die Klimadebatte keine rein wissenschaftliche Diskussion mehr. Noch bevor die klimatischen Prozesse durchdringend verstanden wurden, übernahm die Politik die fragwürdigen Schlussfolgerungen des Weltklimarats und begann daraus bereits Gesetze zu machen. Die führenden IPCC-Wissenschaftler und Administratoren fühlten sich dadurch in ihrer Wichtigkeit bestätigt, verloren gleichzeitig jedoch auch die wissenschaftliche Flexibilität, die in einer jungen Wissenschaft wie der Klimatologie dringend notwendig ist. Größere Korrekturen am bis dahin errichteten Gedankengebäude waren nun nicht mehr ohne weiteres möglich, da jede größere Änderung von der Öffentlichkeit möglicherweise als Schwäche ausgelegt werden könnte. Da der wissenschaftliche Spielraum eingeschränkt war, musste automatisch mehr Energie auf die Verteidigung der bisherigen Modelle verwendet werden. Statt Konzepte insgesamt auf den Prüfstand zu stellen, wurden immer wieder Reparatur-Patches angebracht.

Alternativmodelle kamen dabei von vorneherein nicht in Frage, ein Phänomen dass in der Psychologie als „Groupthink“ bekannt ist: In derartigen, beschränkten Gruppen-Konstellationen rangiert der Konsens weit vor dem freien Denken. Die Konsens-Fokussierung führt dabei zu einer starken Polarisierung der Gruppe und der Herausbildung von extremen Positionen. Eine gute Übersicht über Groupthink erschien kürzlich auf WUWT. Auch Donna Laframboise machte sich in ihrem Blog lesenswerte Gedanken zur hemmenden Gruppenpsychologie und Gruppendynamik in den Klimawissenschaften.

 

Klimawissenschaften als Religion

Mitunter nimmt der Kampf um die korrekte Klimainterpretation fast schon religiöse Züge an. Wenn in einer Wissenschaft neue Fakten und gesunder Menschenverstand immer weniger wichtig werden, ist die Zeit der Klimapriester angebrochen. Deutschland spielt mit seinen zahlreichen Instituten eine wichtige Rolle in den Klimawissenschaften und leistet viele gute Beiträge. Das Handeln einiger Protagonisten ist jedoch durch ein hohes Maß an Klimareligiosität geprägt. Sind wir Deutsche dafür vielleicht besonders anfällig? Einen möglichen Hinweis hierauf gibt Jan Fleischhauer, der kürzlich auf Spiegel Online schrieb:

„Die Deutschen sind ein tiefgläubiges Volk, da sollte man sich von der schwindenden Einschreibungsbereitschaft bei den beiden christlichen Glaubensgemeinschaften nicht täuschen lassen. Die eigentliche Staatsreligion in Deutschland ist der Ökologismus. Der Glaube an den Umweltschutz verbindet alle Schichten und Generationen, diese Kirche ist immer voll. Kein anderes Volk auf Gottes Erden trennt so hingebungsvoll seinen Müll, spart so fleißig am Wasser und bemüht sich überhaupt so leidenschaftlich, ein ökologisch vorbildliches Leben zu führen. Nur in Deutschland können zwei Libellen bei der Eiablage den Ausbau eines Flughafens und einige Juchtenkäfer im Park den Neubau des Stuttgarter Bahnhofs verzögern. Wenn es um die Rettung der Umwelt geht, lassen wir uns von niemanden etwas vormachen.“

Dazu kommt wohl noch eine weitere deutsche Eigenart. Internationale Vergleichsstudien haben gezeigt, dass die Deutschen überdurchschnittlich ängstlich sind und unter dem sogenannten „Neurotizismus“ leiden. Dies berichtete jedenfalls der Psychologe Prof. Johannes Hewig von der Universität Würzburg in einer Sendung des ZDF über den Bunkerbau, die am 24.1.2012 ausgestrahlt wurde. 

Wir sollten die Gelegenheit ergreifen und einmal von unabhängiger Seite überprüfen lassen, in welchem Ausmaß sich die Religion bereits in die Klimawissenschaften eingeschlichen hat. Gegen Religion ist im Prinzip nichts einzuwenden, solange sie (1) auf das Private beschränkt bleibt und (2) niemandem aufgezwungen wird. Und genau an diesen beiden Punkten hapert es in den Klimawissenschaften.

Im Januar 2010 beschäftigte sich auch die Kulturzeit auf 3Sat mit dem Klimaglauben:

Letztendlich sind es einige wenige Klima-Leitwölfe, an denen sich die Klimarealisten reiben. Der allergrößte Teil der Klimaforscher konzentriert sich auf seinen eng umgrenzten Themenkomplex und unternimmt gar nicht erst den Versuch, einer großen, interdisziplinären Klimasynthese. Die zahlreichen Arbeiten dieser Forscher finden sich u.a. im 70-seitigen Literaturverzeichnis unseres Buches „Die kalte Sonne“ wieder.

Mike Stopa, Physiker an der Harvard University, hat sich vor kurzem Gedanken darüber gemacht, wie spätere Wissenschaftshistoriker wohl die kuriose Episode der nichteingetretenen Klimakatastrophe bewerten werden. Stopa schreibt in einem Artikel, der auf EIKE in der deutschen Übersetzung vorliegt:

„Der wesentliche Punkt, den ich hier anspreche, ist nicht, dass die Wissenschaftler an vorderster Front dieser Forschung blind oder kriegerisch sind – und auch nicht, dass sie skrupellos oder betrügerisch sind. Die meisten in diesem Bereich arbeitenden Wissenschaftler versuchen nicht, eine ideologische Position voranzutreiben, sondern versuchen echt, die Wahrheit zu finden. Wenn man ihnen überhaupt irgendein moralisches Versagen vorwerfen kann, dann ist es einfach nur die Tendenz, mit den Wölfen zu heulen, wenn es darum geht, Anträge auf Zuwendungen zu stellen und auf die Möglichkeit der globalen Erwärmung als Rechtfertigung ihrer Forschungen anzuspielen. Daran ist nichts wirklich schlimm. Das bedeutet nicht, dass an der Spitze und an den Eckpunkten nicht einige gibt, die echte Gläubige sind – die denken, dass das Verhalten als Betrüger ethisch richtig ist unter der Schwere der Bedrohung (die sie empfinden) und der Ignoranz dieser Bedrohung durch die Massen (wie sie es empfinden).“

Groupthink, mit den Wölfen heulen, Zitierkartelle – die enge Verbandelung der Akteure tut dem Wissenschaftszweig nicht unbedingt gut. Bedenklich ist auch, dass die Begutachtung von wissenschaftlichen Arbeiten oft durch ähnlich denkende Kollegen erfolgt, die zudem in vielfältiger gegenseitiger Abhängigkeit stehen. So bemängelte der angesehene niederländische Wissenschaftler Arthur Rörsch am gerade entstehenden neuen IPCC-Bericht, dass die Regeln der Logik nur in einem eng definierten Kontext angewandt werden und die Basisannahme aller Kapitel des Klimaberichts ist, dass CO2 der dominierende Klimafaktor ist (siehe hierzu den Artikel von Donna Laframboise).

 

Kampf um Fördergelder und Posten

Die britische Forschungsgemeinschaft gab 2009/2010 234 Millionen Pfund für Erforschung des Klimawandels aus. Die üppige Förderung ist jedoch nur möglich, weil die Unterstützung in anderen, angeblich weniger relevanten Wissenschaftszweigen stark reduziert wurde. Insbesondere scheinen die Ingenieurswissenschaften zu bluten, in denen zum Beispiel die Doktorandenstellen massiv heruntergekürzt wurden. Viele Forscher sind über diese Ungleichbehandlung erzürnt. In einem Brief an den Daily Telegraph äußerten nun 78 führende britische Wissenschaftler ihren Unmut über den ungerechten Umgang mit den staatlichen Fördermitteln.

Die Interessensvertretung der Klimawissenschaftler zwischen Flensburg und Berchtesgaden ist das Deutsche Klimakonsortium. Im Vorstand sitzen unter anderem Jochem Marotzke und Mojib Latif. Auf seiner Webseite erläutert das Konsortium seinen „Auftrag“. Wichtige Unterpunkte der Webseite sind dabei „Projekte“, „Förderung“ und „Karriere“. Hauptziele der Organisation scheinen also Geldbeschaffung und Posten zu sein. Und wie kommt man an beides am besten heran? Durch intensiven Kontakt mit Entscheidungsträgern und den Medien natürlich. Auf seiner Webseite schreibt das Konsortium hierzu:

„Wir stehen im aktiven Dialog mit Entscheidungsträgern und tragen so zur Entwicklung und Formulierung von Programmen zur Forschungsförderung bei.  

Wir stellen Medien und Gesellschaft Informationen zur Klimaforschung zur Verfügung, um zu einem besseren Verstehen des Klimawandels beizutragen. 

Wir vermitteln Erkenntnisse aus der Klimaforschung an Entscheidungsträger und leisten so einen grundlegenden Beitrag zur Ausrichtung, Formulierung und Umsetzung von Klimapolitik.“

Vorschlag: Wie wäre es mit der Einrichtung einer Task Force zur Wirkung natürlicher Klimafaktoren? Ausgangspunkt wäre einmal nicht König CO2, sondern die signifikanten Klimaschwankungen der letzten 10.000 Jahre, die weitgehend parallel zur Sonnenaktivität verliefen und durch das aktuelle IPCC Modell mit seinem verschwindend geringen solaren Strahlungsantrieb nicht plausibel erklärt werden können. Wäre dies nicht mindestens genauso wichtig wie Mittelbeschaffung und Posten?

 

Klimatologische Vielflieger und ein Angebot der katholischen Kirche

Bei den vielen Kontaktreisen, Forschungskonferenzen und Ausschuss-Sitzungen kommen ganz schön Flugmeilen und CO2-Emissionen zusammen. Die Badische Zeitung sprach im Mai 2012 Ernst Ulrich von Weizsäcker („Energie muss verteuert werden“) auf diesen Widerspruch an:

BZ: Herr Weizsäcker, plagt Sie als Vielflieger manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn Sie ein Flugzeug besteigen? 

WEIZSÄCKER: Selbstverständlich. Die Fliegerei ist das Schlimmste für das Klima. Ich fliege trotzdem oft zu Konferenzen, weil ich verhindern helfen möchte, dass China, Brasilien und andere aufstrebende Wirtschaftsmächte eine Infrastruktur aufbauen, die sie für hundert Jahre klimafeindlich festlegt. Deshalb glaube ich, dass meine Flugreisen gerechtfertigt sind.

Es wäre interessant zu hören, was wohl „China, Brasilien und andere aufstrebende Wirtschaftsmächte“ von dieser persönlichen Zielsetzungen halten.

Wir hatten oben bereits das Thema Religion angeschnitten, wenn auch im übertragenen klimareligiösen Sinne. Da verwundert es nicht, wenn auch die offizielle Kirche gerne beim Klimawandel mitmachen würde. Domradio.de berichtete im März 2012 von einem diesbezüglichen Angebot der katholischen Kirche:

„Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, ruft die Menschen in Deutschland zu einem Bewusstseinswandel auf. ‚Unsere heutige Art und Weise zu leben ist nicht zukunftsfähig‘, sagte Glück am Freitag in Bonn. ‚Wir müssen lernen, vom kurzfristigen zum längerfristigen Denken zu kommen‘, so Glück. […] Die Menschen in Deutschland seien aufgerufen, diesen Wandel jetzt schon voranzubringen, so Glück weiter. Dabei könnten die Kirchen eine Vorreiterrolle übernehmen, indem sie sich etwa bei lokalen Klimaschutzprojekten engagierten und durch einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu einem Umdenken in der Gesellschaft ermutigten.“

Selbstverständlich wäre eine Beteiligung der Kirche am wichtigen Umwelt- und Ressourcenschutz sehr zu begrüßen. Beim kniffeligen „Klimaschutz“ sollte man jedoch zunächst einmal die beeindruckende Kraft der natürlichen Klimadynamik genauer studieren, um zu verhindern, dass wir unsere Rolle als Mensch im Klimageschehen ohne Not maßlos überschätzen.

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