Bangladesch und die Pazifikinseln wachsen trotz steigendem Meeresspiegel: Klimamodellierer benötigen dringend Nachhilfe in Geologie

Zum Abschluss unserer Meeresspiegel-Urlaubsserie geht es noch einmal weit in die Ferne, nach Bangladesch, in die Südsee und nach Amerika. Schwerpunktmäßig soll es dabei um mitwachsende Inseln und Küsten gehen. Außerdem schauen wir uns Gebiete an, wo Hebungs- und Senkungsbewegungen eine große Rolle spielen.

 

Bangladesch wächst

Im Juni 2012 reiste Außenminister Westerwelle nach Bangladesch. Dort versprach er dem Land Hilfe gegen den Klimawandel. Dpa berichtete:

„Außenminister Guido Westerwelle hat Bangladesch weitere deutsche Hilfe beim Kampf gegen die Folgen des Klimawandels versprochen. Das sei eines der Schlüsselfelder in der Entwicklungshilfe, sagte Westerwelle in Dhaka. Insgesamt habe Deutschland seit der Unabhängigkeit des Landes 1971 zwei Milliarden Euro Entwicklungshilfe geleistet. Das solle fortgesetzt werden. Bangladesch gehört zu den Staaten, die besonders stark von der Erderwärmung betroffen sind. Immer wieder kommt es zu katastrophalen Überschwemmungen. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt.“

Es ist richtig, dass Bangladesch sehr arm ist und dringend unsere Hilfe benötigt, keine Frage. Es werden dringend Schulen gebraucht, viele Erwachsene sind Analphabeten. Das Essen ist knapp, ein hoher Anteil der Kleinkinder in Bangladesch ist daher untergewichtig. Kinder sind die einzige Altersversorgung, daher leidet das Land unter Überbevölkerung. Auf einem Gebiet das weniger als halb so groß ist wie Deutschland leben über 160 Millionen Menschen, davon fast die Hälfte Kinder unter 18 Jahren. Es werden dringend Jobs benötigt. In einem großen Teil von Bangladesch sind die Wasserbrunnen mit Arsen verseucht. Dies ist eine natürliche Vergiftung des Grundwassers, wovon etwa 20 Millionen Bangladeschi betroffen sind. Die vielen Teiche, die in der Regensaison das Wasser auffangen, haben stehendes Wasser, das mit der Zeit sehr schlecht wird. Die Flüsse dienen meist auch als Abwasserkanäle und sind entsprechend verschmutzt, ebenso große Teile der Städte und Tümpel. So sieht man oft auch Toiletten, die auf Stelzen direkt über dem Wasser stehen. In vielen Dörfern, sogar am Rande der Hauptstadt, von denen aus man in der Nacht die Skyline dieser sehen kann, haben keinen Strom oder die Bewohner können sich den Anschluss nicht leisten.

Wie sinnvoll ist es eigentlich unter solchen Umständen, den Schwerpunkt der deutschen Entwicklungshilfe in Bangladesch auf den Klimawandel zu legen? Ist den Menschen dort damit wirklich am besten geholfen?

Mitverantwortlich für diese fragwürdige Fokussierung ist die von einigen IPCC-nahen Wissenschaftlern heraufbeschworene Klimakatastrophe. Der IPCC prognostizierte 2007, dass Bangladesch bis 2050 etwa 17 Prozent seiner Landesfläche durch den Meeresspiegelanstieg einbüßen wird. 20 Millionen Bangladeschis würden dadurch zu Klima-Flüchtlingen werden und das Land 30 Prozent seiner Nahrungsproduktion verlieren. Wenn es nach James Hansen vom NASA Goddard Institute for Space Studies ginge, dann würde das gesamte Land bis zur Jahrhundertwende in den Fluten verschwinden. Rette sich wer kann.

Leider scheinen die IPCC-Autoren hier ein paar Kleinigkeiten übersehen zu haben. Zum einen gibt es bislang keinen einzigen empirischen Hinweis darauf, dass sich der langsame, beherrschbare Meeresspiegelanstieg beschleunigen würde (siehe unser Blogartikel „Fallstudien aus aller Welt belegen: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs während der letzten 30 Jahre“). Die Horrorszenarien von einem Meter und mehr Anstieg bis 2100 sind daher äußerst fragwürdig.

Zum anderen könnte man ja einfach mal die Satellitendaten zurate ziehen und nachschauen, wie viel kostbares Land denn eigentlich jedes Jahr so in den Meeresfluten versinkt. Genau dies haben 2008 Wissenschaftler vom Center for Environment and Geographic Information Services (CEGIS) in der Hauptstadt Dhaka bereits getan. Hierzu werteten sie Satellitenbilder der letzten 32 Jahre aus. Zu ihrer Überraschung fanden sie, dass Bangladeschs Fläche in dieser Zeit im Durchschnitt um 20 Quadratkilometer pro Jahr angewachsen ist. Grund hierfür sind die enormen Schuttmassen des Himalaya, die von zahlreichen großen Flüssen wie etwa dem Ganges oder dem Brahmaputra quer durch das Land in Richtung des Indischen Ozeans transportiert werden (Abbildung 1). Auf diese Weise wälzen sich jedes Jahr mehr als eine Milliarde Tonnen Sediment durch das Land, wovon ein großer Teil an der Küste des Landes im Golf von Bengalen schließlich liegen bleibt.

Durch dieses Aufsedimentieren kann sich Bangladesch selbst bei leicht steigendem Meeresspiegel weiter in Richtung Ozean ausdehnen. Dieser Mechanismus ist in der geologischen Fachwelt bestens bekannt und läuft unter dem Begriff „Progradation“ bzw. „early Highstand Systems Tract“ (HST). Die Klimamodellierer des IPCC haben es offensichtlich versäumt, diesen Prozess in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, was ärgerlich ist.

Durch diesen Mechanismus sind in den letzten fünf Jahrzehnten etwa 1000 Quadratkilometer Neuland entstanden. Der Leiter der CEGIS-Instituts, Maminul Haque Sarker, nimmt an, dass auch in den kommenden 50 Jahren weitere 1000 Quadratkilometer dazukommen. Der steigende Meeressiegel verlangsamt dabei den Landzuwachs. Würde es keinen Meeresspiegelanstieg geben, würde Bangladesch aber noch schneller wachsen.

Der Leiter des Bangladesh Water Development Board’s Coastal Study and Survey Department, Mahfuzur Rahman, erklärte, dass dieser natürliche Landgewinnungsprozess durch den Bau von Dämmen sogar noch weiter beschleunigt werden könnte. Dies geschah zum Beispiel bereits in größerem Umfang in den 1950er und 60er Jahren. Durch Dammbau könnten laut Rahman in der nahen Zukunft bis zu 5000 Quadratkilometer Land gewonnen werden. An einigen Stellen ist aber auch in Bangladesch Land verlorengegangen. Diese Fälle haben jedoch eher mit der Erosion durch Flüsse zu tun, einem ganz normalen Prozess, den es immer gegeben hat. Der natürliche Landzuwachse an der Küste hat diese Verluste jedoch mehr als wieder wettgemacht.

Abbildung 1: Bangladesch wird von großen Flüssen durchzogen, die enorme Schuttmassen aus dem Himalaya heran transportieren und an Bangladeschs Küste ablagern. Abbildung: Wikipedia.

 

Weiter geht die Reise. Auf in die Südsee !

 

Pazifische Koralleninseln kurz vor dem endgültigen Untergang?

Der Pazifik ist gespickt mit kleinen Inselchen bzw. Atollen. Bei vielen von ihnen handelt es sich um erloschene Vulkane, die nun allmählich im Meeresboden versinken. Bereits frühzeitig haben sich auf den Vulkansockeln Korallenriffe angesiedelt (Abbildung 2). Immer wenn das vulkanische Fundament weiter absackte, wuchsen die Korallen ein Stück weit nach oben und stellten auf diese Weise sicher, dass das Riff immer im lichtdurchfluteten Flachwasserbereich verblieb. Ähnliches gilt auch für globale Meeresspiegelveränderungen. Wenn der Meeresspiegel fiel, zogen sich die Korallen in tiefere Stockwerke zurück, während die Wellen den oberen Teil des Riffs einebneten. Wenn der Meeresspiegel dann wieder stieg, wuchsen die Korallen einfach mit nach oben. Dies funktionierte offensichtlich so gut, dass die Koralleninseln auch den sehr schnellen Meeresspiegelanstieg kurz nach der letzten Eiszeit bewältigten. Ansonsten gäbe es heute ja gar keine kleinen Koralleninselchen mehr, da sie alle ertrunken wären. Da dies aber nicht der Fall ist, kann man den Korallen durchaus einiges zutrauen, wenn man sie denn in Ruhe wachsen lässt. Aus geologischer Sicht sollten die Atolle mit dem aktuellen und prognostizierten Meeresspiegelanstieg eigentlich keine Probleme bekommen. Schwierig wird es nur, wenn das Korallenriff flächendeckend zubetoniert und zuasphaltiert ist. Dann kann auch nichts mehr mitwachsen.

 

Abbildung 2: Entstehungsphasen eines Atolls. Quelle: Wikipedia.

 

Man muss sich ernsthaft fragen, ob den Verkündern der üblichen Inseluntergangsszenarien diese grundlegenden Zusammenhänge eigentlich bekannt sind. Wer im Erdkundeunterricht ein wenig aufgepasst hat, dem sollten diese Mechanismen eigentlich nicht fremd sein. Umso verwunderlicher sind dann Artikel wie der folgende vom Mai 2012 aus der taz über Kiribati:

Der steigende Meeresspiegel im Pazifik bedroht die Existenz der kleinen Nation Kiribati [Abbildung 3]. Immer mehr Bewohner des aus 32 tiefliegenden Koralleninseln bestehenden Landes müssen ihre Häuser aufgeben, weil ihnen das Meerwasser buchstäblich ins Wohnzimmer schwappt. Wie der Präsident von Kiribati (ausgesprochen Kiribas), Anote Tong, jüngst bekannt gab, verhandelt er mit der Regierung des Nachbarlandes Fidschi über die Möglichkeit einer Umsiedelung der rund 100.000 Menschen umfassenden Bevölkerung. Laut Tong soll bis 2050 der Großteil der Inseln nicht mehr bewohnbar sein. Er erwägt den Kauf von über 2.000 Hektar Land in Fidschi, wo die Flüchtlinge aus seiner Heimat angesiedelt werden könnten. Eine Migration nach Fidschi, mit nur 860.000 Einwohnern selbst ein kleiner Staat, würde langsam erfolgen. „Wir wollen nicht, dass auf einen Schlag 100.000 Menschen aus Kiribati umziehen“, so Tong gegenüber den Medien. Als Erstes würden ausgebildete Arbeiter umgesiedelt. „Sie müssen Arbeit finden, damit sie von der Bevölkerung als Immigranten akzeptiert und nicht als Flüchtlinge gesehen werden.“ Die meisten Wissenschaftler sehen im weltweit steigenden Meeresspiegel eine Folge des Klimawandels. Nebst Kiribati droht mehreren anderen Pazifiknationen, vom steigenden Wasser des Ozeans teilweise überflutet zu werden – etwa Vanuatu, Niue, Teile der Salomoneninseln und Papua-Neuguineas. Tong fordert seit Jahren von der internationalen Gemeinschaft ein Rettungspaket für die betroffenen Länder im Pazifik.

Haben Sie es auch bemerkt? Das wichtigste Wort im obigen Text ist nicht etwa „Meeresspiegel“, sondern „Rettungspaket“. Es geht um Umsiedelung, Arbeitsplätze und finanzielle Hilfen. Gerne auch im Gewand des Klimawandels. Das führt dann auch zum eigentlichen Kern des Problems:

Kiribati gehört als eines der ärmsten Ländern der Region zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Wegen der isolierten geographischen Lage, der geringen Landmasse und der Ausbreitung über 3,5 Millionen km² ist die wirtschaftliche Ausgangslage Kiribatis äußerst begrenzt. Nur etwa 20% der arbeitsfähigen Bevölkerung gehen einer offiziellen Beschäftigung nach. Zahlreiche Kinder verrichten Dienstleistungen im Haushalt, vor allem im informellen Sektor des urbanen Bereichs, auch werden Kinder bei der Arbeit in kleineren Landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt.

(Quelle: aktiv-gegen-kinderarbeit.de)

Die Leute brauchen Jobs und eine wirtschaftliche Zukunft. Da man Kiribati bislang mit seinen wirtschaftlichen Problemen viel zu sehr alleine gelassen hat, kann man es Präsident Anote Tong nicht übel nehmen, dass er nun auf den Klimawandel-Zug aufgesprungen ist, um dort nun endlich finanzielle Hilfe zu erhalten.

Auch der Focus berichtete über die Umzugspläne von Kiribati. Allerdings ließ man es sich hier nicht nehmen, auf eine wichtige wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2010 hinzuweisen, die Überraschendes zutage gefördert hatte:

„Eine Studie von Meeresforschern der neuseeländischen Auckland University hatte unlängst gezeigt, dass die Fläche vieler Südseeinseln – darunter solche in Tuvalu und auch in Kiribati – in den vergangenen 60 Jahren sogar zunahm. Eine von ihnen wuchs sogar um 30 Prozent, und die drei am dichtesten besiedelten Inseln Kiribatis Betio, Bairiki und Nanikai gewannen zwischen 12,5 und 30 Prozent an Fläche. Nur vier kleinere Inseln verloren Teiles ihres Lands an die See. Laut dem Studien-Hauptautor Paul Kench wird mehr Material von dem Korallenriff angespült, das die Eilande gewöhnlich umgibt. Weil die Korallen dem steigenden Meeresspiegel hinterher wachsen, gibt es für den Prozess laufend Nachschub.“ 

Trotz Meeresspiegelanstieg haben sich viele pazifische Koralleninseln in den letzten Jahren und Jahrzehnten vergrößert, insbesondere in Kiribati. Wenn man die Entstehungsgeschichte der Inseln kennt, hält sich die Überraschung in Grenzen. Die zitierte Studie von Paul Kench und Arthur Webb erschien im Fachmagazin Global and Planetary Change.

Abbildung 3: Lagekarte der wichtigsten Pazifikinseln (Quelle: aktuelle-resisetips.de).

 

Auf den nordwestlich von Kiribati gelegenen Marshall Inseln kann man das Geben und Nehmen des Meeres gut studieren. Murray Ford von der University of Hawaii untersuchte hierzu mithilfe von Satelliten- und Luftbildern aus den vergangenen 30 Jahren das Majuro Atoll, auf dem sich auch die Hauptstadt der Marshallinseln befindet. Ford konnte feststellen, dass die Lagunenseite der Insel zwar allmählich durch Erosion zurückweicht. Die seewärtige Seite der Insel wuchs hingegen durch natürliche Anlagerung rapide an und machte die Lagunenerosion mehr als wett. Dazu kamen noch größere anthropogene Landgewinnungsmaßnahmen, welche die Inselfläche deutlich anwachsen ließen und den Hauptteil der verzeichneten Küstenlinienverschiebungen verursacht hat. Der Autor warnt in seinem Artikel vor der Versuchung, Meeresspiegelveränderungen als einzigen Mechanismus bei Küstenlinienverschiebungen zu berücksichtigen. Die Studie erschien online Ende Juni 2012 im Journal of Coastal Research. (siehe auch Bericht vom NIPCC).

In unserem Buch „Die kalte Sonne“ (S. 200-201) sind wir bereits auf Klaus Töpfers Fehlinterpretation eingegangen, dass es auf der Südseeinsel Vanuatu erste Klimaflüchtlinge durch den Meeresspiegelanstieg gegeben haben könnte. Auch der Spiegel griff die Geschichte kürzlich auf (Siehe unser Medienecho vom 20.6.2012). Ähnlich sieht es wohl auf Tuvalu aus (siehe Vortrag von Klaus-Eckart Puls). Das wahre Hauptproblem auf Vanuatu und Tuvalu ist nicht der Klimawandel sondern vielmehr die Plattentektonik. Vielleicht sollte man sich da einmal Gedanken über eine Subduktionszonen-Steuer und Tektonik-Zertifikate machen…

Auch der Mond führt Böses im Schilde. Tuvalu wurde kürzlich von einer hinterhältigen Springtide heimgesucht, die den Meeresspiegel kurzzeitig 3,15 m über Normalniveau steigen ließ. Natürlich war auch die Sonne hieran nicht ganz unschuldig.

 

Teile der kalifornischen Küste bäumen sich auf

Apropos Plattentektonik. Auch an der US-amerikanischen Westküste ist in dieser Hinsicht kräftig was los. Entlang der Subduktionszone versinkt die pazifische unter der nordamerikanischen Platte (Abbildung 4). Dabei wird der Küstenstreifen nach oben gepresst, unter anderem in Nordkalifornien, nördlich der Mendocino Fracture Zone (Abbildung 5).

Abbildung 4: Plattentektonik Kalifornien. Abbildungsquelle: platetectonics.com.

 

Abbildung 5: Aufbeulen der Küstenregion entlang einer Subduktionszone. Wenn sich die tektonische Verspannung dann löst, sackt die Küste im Zusammenhang mit Erdbeben wieder schlagartig ab. Abbildungsquelle: Leonardt et al. (2004).

 

Ed Caryl hat hierzu einen interessanten Beitrag in Pierre Gosselin’s Blog notrickszone.com verfasst. Das allmähliche Aufbeulen der Küste ist an einem Meeresspiegel-Messpegel der nordkalifornischen Stadt Crescent City schön zu sehen. Während der letzten 80 Jahre ist der Meeresspiegel hier langfristig gefallen. Trotz globalem Meeresspiegelanstieg fiel der Meeresspiegel in Crescent City um 0,8 mm pro Jahr ab (Abbildung 6).

Abbildung 6: Während der vergangenen 80 Jahre fiel der Meeresspiegel in Teilen von Nordkalifornien spürbar ab. Grund hierfür ist das tektonische Aufbeulen des Küstenstreifens vor der Subduktionszone. Abbildungsquelle: notrickszone.com.

 

Wenn sich nun aber die angestaute tektonische Verspannung im Erdboden plötzlich in Form von Erdbeben entlädt, dann sackt die Küste schlagartig ab und das Meer holt sich zurück, was es vorher verloren hat. Starke Erdbeben sind in Nordkalifornien keine Seltenheit. Beben der Stärke 8 treten alle paar hundert bis tausend Jahre auf und können zu einem plötzlichen Absenken der Küste von einem Meter und mehr führen. Das letzte Mal hat es am 26. Januar 1700 kräftig gerumst.

San Francisco liegt an der San-Andreas-Verwerfung (Abbildung 4). Hier schieben sich die pazifische und die nordamerikanische Platte aneinander vorbei. Willis Eschenbach hat sich kürzlich die Pegelentwicklung von San Francisco angeschaut. Das Ergebnis: In den letzten 160 Jahren stieg der Meeresspiegel um insgesamt 20 cm. Ob die National Academy of Sciences dies wohl wusste, als sie kürzlich für die kommenden 20 Jahre einen Anstieg von 30 cm vorhersagte? Was in der Vergangenheit 160 Jahre dauerte, soll nun plötzlich in einem Zehntel der Zeit gehen? Eine irritierende Prognose.

Gute Nachrichten gibt es derweil aus dem Mississippi Delta. Es scheint deutlich langsamer zu versinken als bislang gedacht. Dies zeigte eine entsprechende Studie, die in den Earth and Planetary Science Letters erschienen ist.

Ebenso positiv ist das Resultat einer Untersuchung von Matthew Kirwan und Kollegen von der amerikanischen Ostküste, die 2009 im Fachmagazin Global Change Biology erschien. Sie konnten zeigen, dass wärmere Temperaturen zu einem verstärkten Wachstum von Schlickgräsern führen. Auch der höhere CO2-Gehalt der Atmosphäre unterstützt diese Tendenz durch den CO2-Düngungseffekt. Die erhöhte Produktivität dieser Pflanzen lässt die Marschen dann schneller emporwachsen und stabilisiert sie gegen Wellenerosion. Dies könnte den Meeresspiegelanstieg zum Teil kompensieren.

 

Damit sind wir am Ende unserer kleinen Meeresspiegel-Serie angekommen. Aber wir bleiben natürlich am Ball und halten Sie auf dem Laufenden.

 

Mit Dank an Klaus-Eckart Puls und Rainer Hoffmann für Recherche-Material.
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