Treppenstufen ins Abseits: Wie ‚Die Zeit‘ ihre Leser verschaukelt

Es war zu erwarten gewesen, dass der Weltklimarats-nahen Die Zeit unser Buch nicht gefallen wird und an Kritik nicht gespart werden würde. Überraschend ist jetzt nur das tiefe Niveau der fachlichen Argumente, mit der die Redaktion gegen das Buch ankämpft. Der lautstark angekündigte ‚Faktencheck‘ hat nicht einmal Regionalliga-Niveau und strotzt vor lauter Fehlern, Auslassungen und Verdrehungen. Im Medienecho (Tag 4) sind wir detailliert auf die sieben vorgebrachten Punkte eingegangen. Keiner der Vorwürfe zieht. Schade zu sehen, wie die Zeitung das Vertrauen der Leser missbraucht, die als außenstehende Laien auf die Neutralität der Redaktion in der Klimadebatte gebaut hatten. Stattdessen agiert Die Zeit wie eine Lobbygruppe für den Weltklimarat und verhindert die freie fachliche Diskussion.

Um von den textlichen Schwächen ihrer Artikel abzulenken, arbeitet Die Zeit zusätzlich noch mit unterstützenden Mitteln. Durch den Einsatz von grob irreführender Suggestiv-Graphik werden uns Dinge vorgeworfen, die an keiner Stelle unseres Buches behauptet werden. In der Ausgabe der Zeit vom 9.2. wurde auf Seite 36 die folgende Abbildung gezeigt, die jedoch nichts mit unserer Argumentation zu tun hat:

Die schwarze Kurve soll den langfristigen Erwärmungststrend zeigen, die Treppenstufen angebliche Interpretationen von Klimaskeptikern.  Die Abbildung basiert auf einer Vorlage, die auf einer IPCC-nahen Internetplattform verbreitet wird. Die Zeit suggeriert ihren Lesern damit, dass der von uns vorgebrachte Erwärmungsstop seit 12 Jahren lediglich eine dieser Treppenstufen sei, wovon es zahlreiche gegeben habe.

 

Dieser Vorwurf ist grob ireführend, denn:

1) Wir verwenden dieses Diagramm nicht in unserem Buch

2) Keiner der blauen Treppenstufen-Striche ist länger als 8 Jahre. Die im realen Temperaturdatensatz deutlich dokumentierbare Erwärmungspause hält jedoch seit mindestens 12 Jahren an (siehe auch Abb. 2 auf S. 15 in unsrem Buch). Mit den abgebildeten Treppenstufen hat die Erwärmungspause seit 2000 daher nichts zu tun.

3) Vielmehr interpretieren wir die Erwärmungspause seit 2000 als Teil eines 60-Jahreszyklus im Zusammenhang mit der Pazifisch Dekadischen Oszillation (PDO), betrachten also viel längere Zeiträume als die unaussagekräftigen Treppenstufen in der Graphik im Zeit-Artikel (siehe Abb. 25, S. 119 in unserem Buch).

4) Die von uns im Buch „Die kalte Sonne“ verwendete Abbildung (Abb. 18, S. 105; siehe unten) basiert hingegen auf einer Vorlage im IPCC-Klimabericht von 2007. Die beiden von uns hinzugefügten gestrichelten roten Geraden zeigen, dass es bereits 1860-1880 sowie 1910-1940 zu ähnlichen Temperatursteigerungsraten gekommen ist, wie 1977-2000. In allen drei Fällen ist dann die Erwärmung  im Anschluß ins Stocken geraten und stoppte für einige Jahrzehnte. Wir interpretieren, dass der Erwärmungsstop seit 2000 die Fortsetzung dieser zyklischen Entwicklung ist. Kurzfristige Temperaturschwankungen wie im Treppenstufendiagramm der Zeit-Redaktion spielen hierbei keinerlei Rolle. Die Treppen-Graphik ist daher für diese Diskussion irrelevant. Der Laie jedoch muss unweigerlich das Gefühl bekommen, dass die Argumentation im Buch „Die kalte Sonne“ fehlerhaft ist, was jedoch nicht der Fall ist.

5) Die Zeit wählt bewusst die BEST-Temperaturkurve der University of California, Berkeley, da der Erwärmungsbetrag des letzten Jahrhunderts fast doppelt so hoch ausfällt, als in den traditionellen globalen Temperaturkurven. Warum? Ganz einfach, weil die BEST-Kurve sich nur auf die Temperatur-Messstationen an Land beschränkt. Die Ozeane erwärmen sich aufgrund ihrer großen Wärmekapazität deutlich langsamer. Die traditionellen Temperaturkurven hingegen mitteln über den gesamten Globus. Nicht überraschend, ist die besondere Auswahl der BEST-Kurve in der Abbildungslegende mit keinem Wort erwähnt. Ein Grad Erwärmung macht sich graphisch auf jeden Fall besser als ein halbes in den letzte 50 Jahren, mögen sich die trickreichen Autoren des Zeit-Artikels gedacht haben.

6) Aber es kommt noch besser. Warum beginnt die von der Zeit dargestellte Kurve eigentlich gerade 1973? Dazu schauen wir uns einmal die gesamte BEST-Kurve an, aus der der Zeit-Ausschnitt stammt. Man hätte es fast ahnen können. In den Jahrzehnten kurz davor ereignete sich ein Abkühlungsphase. Noch 1940 lag die global Land-Durchschnittstemperatur gemäß BEST-Kurve um 0,2°C höher als der clever gewählte Startpunkt in der Zeit-Graphik. Das hätte die Leser sicher nur verwirrt, dachte sich wohl die Redaktion. Insbesondere weil es ja gerade darum ging, derartige jahrzehntelange Erwärmungsstops bzw. Abkühlungsepisoden zu widerlegen und ins Lächerliche zu ziehen.

7) Die fehlende Erwärmung der letzten 12 Jahre ist keine Erfindung der Autoren des Buches „Die kalte Sonne“. Man kann das sehr leicht auf Woodfortrees.org selber plotten.  Oder man kann es in der begutachteten Wissenschaftsliteratur nachlesen, z.B. bei Kaufmann et al (2011).  Und selbst Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sieht dies offenbar ähnlich. Der Hamburger Klimaforscher Prof. Jochem Marotzke hat es ebenfalls gerade nocheinmal in einem Interview mit der taz (Ausgabe 9. Februar 2012) bestätigt.

Mit solchen Tricksereien werden die Leser bewusst in die Irre geführt, mit dem alleinigen Ziel, unserem Buch  zu schaden. Die Motivation für dieses Vorgehen der Zeit  bleibt unklar.

 

Anfang 2010 musste der IPCC-Temperaturspezialist Phil Jones zähneknirschend im Nachklang zum Climategate-Skandal zugeben, dass sich die Erwärmungsrate 1977-2000 statistisch nicht von den Erwärmungsphasen 1860-1880 und 1910-1940 unterscheidet. Im IPCC-Bericht von 2007 sucht man noch vergeblich nach einer solch aufh ellenden Erläuterung.

Während sämtliche IPCC-Temperaturprognosen weiter gen Himmel schießen, kümmert sich die Temperatur seit mehr als einer Dekade nicht mehr darum, und es hat sich eine Temperaturplateau ausgebildet (siehe folgende Abbildung). Die Fortsetzung des Erwärmungstrends erwarten wir erst um 2035, wenn Sonne und Ozeanzyklen (PDO) wieder anziehen. Bis dahin werden diese natürlichen Klimfaktoren die CO2-bedingte Erwärmung voraussichtlich ausgleichen (siehe „Die kalte Sonne“, Kapitel 7).

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