CO2-Schwankungen während der Permokarbonen Vereisung: Beifahrer oder Chauffeur?

Eiskernuntersuchungen der letzten 1 Millionen Jahre in Grönland und der Antarktis haben gezeigt, dass sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre rhythmisch im Takt der letzten Eiszeiten und Warmzeiten geändert hat. Dabei scheint das CO2 während der Warmzeiten (Interglaziale) regelrecht aus dem Meerwasser auszugasen, da wärmeres Wasser weniger Gase lösen kann. Siehe unsere früheren Blogartikel zum Thema:

Zunächst einmal ist das CO2 also nur „Beifahrer“ in diesem Prozess, werden die Änderungen in der CO2-Konzentration durch das Klima gesteuert. Die Frage ist nun, inwieweit die CO2-Änderungen wiederum auf das Klimageschehen wirken. Nun, das hängt stark von der angenommenen CO2-Klimasensitivität ab. Bei hohen Werten, gäbe es eine positive Rückkopplung, das heißt, die geringen CO2-Werte während der Kaltzeiten würden zu einer weiteren Abkühlung führen, bzw. die hohen CO2-Werte in den Warmzeiten zu einer weiteren Erwärmung.So wird aus dem ehemaligen Beifahrer CO2 schnell der Chauffeur.

Bei einer niedrigen CO2-Klimasensitivität würde die Rückkopplung allerdings nur eine geringe bzw. vernachlässigbare Rolle spielen. Da die primären Antriebsprozesse der Eiszeiten in Form von Erdbahnparameterschwankungen noch immer schlecht bekannt sind und schlecht modelliert werden können, bieten sich hier großartige Möglichkeiten für die Anhänger der starken CO2-Rückkopplung, die sie dankbar in ihre Simulationen und Überlegungen aufnehmen.

In der Erdgeschichte hat es immer wieder Vereisungsphasen gegegen. Eine dieser Kaltezeiten ereignete sich im Permo-Karbon, also vor 290 Millionen Jahren. Auch damals schwankten die CO2-Gehalte der Atmosphäre im Takt der Temperaturschwankungen. Hier spielen neben dem Ausgasen aus dem Ozean auch Verwitterungsprozesse und Veränderungen des Pflanzenbewuchses eine Rolle. Wiederum stellt sich die Frage: Beifahrer oder Chauffeur? Die zeitliche Auflösung der Studien ist natürlich nicht hoch genug, um dies aus den Gesteinsarchiven herauszubekommen.

Georg Feulner vom Potsdamer PIK hat die großen Freiräume in der Diskussion nun prächtig ausgenutzt und eine extreme Hypothese publiziert: Der CO2-Rückgang während der Permo-Karbonen Vereisung wäre durch die Bildung der Kohlelagerstätten und den damit verbundenen Entzug vo CO2 aus der Atmosphäre entstanden. NTV fand die Idee so gut, dass sie umgehend berichteten:

Fast kompletter „Schneeball“: Kohle-Entstehung ließ Erde vereisen
Bei der Verbrennung von Kohle wird CO2 frei. Das trägt zur Erderwärmung bei. Aber als sich der Brennstoff vor langer Zeit bildete, wurde der Atmosphäre CO2 entzogen – mit extremen Folgen.

Nach Bildung der heute genutzten Kohle ist die Erde vor etwa 300 Millionen Jahren nur knapp an einer vollständigen Vereisung vorbeigeschrammt. Zu diesem Schluss kommt Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) anhand von Klimamodellen in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Der Großteil der Kohle, die heute verfeuert wird und damit auch zur Erderwärmung beiträgt, entstand während des Karbon-Zeitalters vor 359 bis 299 Millionen Jahren, wie es in der Studie heißt. In gewaltigen Wäldern starben damals Bäume ab, deren Überreste sich langsam im Boden in Kohle umwandelten.

Weiterlesen auf ntv.

Wie sagte John von Neumann schon so schön über die großen Freiheiten von Modellen:

„With four parameters I can fit an elephant, and with five I can make him wiggle his trunk.“

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