Das siebenundneunzig Prozent-Problem: Welcher Konsens?

Von Uli Weber

Immer wieder hört und liest man, 97 Prozent aller wissenschaftlichen Arbeiten (manchmal auch aller Wissenschaftler) würden eine vom Menschen verursachte globale Klimaerwärmung bestätigen. Das Consensus Project bezieht sich bei dieser Aussage sogar auf eine veröffentlichte Studie, die genau das nachgewiesen haben will. Die dort zitierte Studie „Quantifying the consensus on anthropogenic global warming in the scientific literature” von Cook et al. aus Environ. Res. Lett. 8 (2013) 024024 (7pp) weist den 97%-Konsens für „Anthropogenic Global Warming“ (AGW) folgendermaßen nach:

  • 12.465 wissenschaftliche Arbeiten wurden auf Aussagen zu AGW untersucht
  • 4.014 Arbeiten enthielten eigene Positionen zu AGW
  • Von diesen 4.014 Arbeiten mit Aussagen zu AGW bestätigen 97% die AGW-Theorie

Der angebliche AGW-Konsens von 97 Prozent wird also als Zirkelbezug innerhalb einer Teilmenge von 4.014 der ursprünglich untersuchten 12.465 wissenschaftlichen Arbeiten berechnet und nicht etwa auf der Basis der Gesamtheit aller Arbeiten. Dieser Rechenansatz ist natürlich völlig absurd und gewinnt dadurch auch keinerlei Aussagekraft. Wenn man denn eine Aussage zu AGW überhaupt in einer solchen Form darstellen kann, dann würde der sogenannte „Konsens“ bei korrekter Berechnung also auf eine Quote von lediglich knapp 32% der untersuchten wissenschaftlichen Arbeiten kommen. Dieses knappe Drittel aller 12.465 untersuchten Arbeiten stellt aber gleichzeitig das gesamte Spektrum der Befürworter der AGW-Theorie dar, beinhaltet also auch die sogenannten „Lukewarmer“, die einen menschlichen Klimabeitrag durchaus für möglich halten, Katastrophenszenarien für die künftige Klimaentwicklung aber ablehnen.

Für die vorhergesagten globalen Katastrophenszenarien unserer zukünftigen Klimaentwicklung bliebe demzufolge nur noch ein „Konsens“ von deutlich weniger als einem Drittel übrig. Und wenn man dann mit diesem Hintergrundwissen einmal ganz kritisch hinsieht, findet man beim Consensus Project sogar die Beschränkung auf die beschriebene Teilmenge richtig dargestellt wieder.
Dort heißt es nämlich hinter einem riesigen „97%…“ kleingedruckt (mit eigener Hervorhebung),

„… of published climate papers with a position on human-caused global warming agree: GLOBAL WARMING IS HAPPENING – AND WE ARE THE CAUSE”,

also: „97% der veröffentlichten Klima-Artikel mit einer Position zur menschengemachten globalen Erwärmung stimmen zu: Die globale Erwärmung geschieht – und wir sind der Grund“. Bei einer umfassenden Betrachtung für alle von Cook et al. ausgewerteten wissenschaftlichen Klima-Veröffentlichungen sieht das Ergebnis also ganz anders aus:

  • Eine Zweidrittelmehrheit der untersuchten wissenschaftlichen Klima-Arbeiten macht offenbar keine gesellschaftspolitischen Aussagen zu AGW.
  • Klimarealisten werden nur mit etwa 1% aller untersuchten Veröffentlichungen durch ihre gesellschaftspolitischen Ansichten gegen AGW auffällig.
  • Die Protagonisten von AGW sind dagegen mit knapp einem Drittel von allen untersuchten Veröffentlichungen wesentlich weniger zurückhaltend mit gesellschaftspolitischen Aussagen in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

 

Ergebnis:

Den ominösen und vielzitierten Konsens für eine 97-prozentige Akzeptanz der AGW-Theorie gibt es in der Klimaforschung also gar nicht. Und damit steht die wissenschaftsfeindliche Forderung nach einem „Ende der Klima-Diskussion“ moralisch und rechnerisch völlig im Abseits. In der Studie von Cook et al. wird aber der klare Nachweis geführt, dass es im Wesentlichen die Protagonisten einer Klimakatastrophe sind, die gesellschaftspolitische Positionen in wissenschaftliche Arbeiten einbringen. Schließlich wird in der vorliegenden Untersuchung ein Abgleich von konträren gesellschaftspolitischen Positionen in einer subjektiv ausgewählten Teilmenge zum Maßstab für einen angeblichen Konsens in den gesamten Klimawissenschaften gemacht.

Als positives Ergebnis dieser Studie ist immerhin festzuhalten, dass sich in der Klimaforschung noch immer eine „schweigende“ Zweidrittelmehrheit mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten aus der gesellschaftspolitischen Diskussion um die Klimakatastrophe heraushält. In der öffentlichen Darstellung der Klimaforschung wird am Ende also die gesellschaftspolitische Meinung einer Ein-Drittel-Minderheit als wissenschaftlicher 97%-Konsens der Mehrheit verkauft.

Vor dem Hintergrund der hier nachgewiesenen „Ein-Drittel-Wahrheit“ für den menschengemachten Klimawandel ist es schon sehr eigenartig, dass die sogenannten „Klimaleugner“ von Anhängern der Klima-Katastrophe immer wieder mit Leugnern aller Art in einen Topf geworfen werden. Völlig unverständlich wird es aber, wenn in einer offenen wissenschaftlichen Diskussion über die Grundlagen eines befürchteten globalen Klimawandels sogenannten „Klimaleugnern“ und „Lukewarmern“ gleichermaßen ein „Klima des Hasses“ entgegenschlägt (Kalte-Sonne-Beitrag am 3. Februar 2015), und das nicht nur in Großbritannien und den USA. So wurden beispielsweise in einer inzwischen nicht mehr abrufbaren Broschüre des Umweltbundesamtes von 2013 die Kritiker des Klima-Wandels ganz pauschal als ahnungslos abgestempelt, worauf die WELT titelte, „Eine Behörde erklärt die Klimadebatte für beendet“.

 

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