Die Sonne im April 2015

Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt

Die einzig nennenswerte Energiequelle unseres Planeten war auch im April unterdurchschnittlich aktiv: Die festgestellte SSN (SunSpotNumber) betrug 54,4. Dies sind 70% dessen, was als Mittelwert der bisher beobachteten 23 vollständigen Zyklen im entsprechenden Monat verzeichnet ist. Damit stieg die Aktivität im Vergleich zum März (46%) etwas an. Diese kurzfristigen Änderungen sind jedoch eher ein Rauschen auf dem Signal und das sagt: die Gesamtaktivität seit Beginn des Zyklus 24 beträgt nur 53% des Mittelwertes seit 1750.

Abb.1: Der aktuelle Zyklus 24 (rot), der mittlere solare Zyklus (blau) und der jetzt ähnlichste Zyklus 7. Er war der letzte des Dalton- Minimums und wurde 1823-1833 beobachtet.

 

Der Vergleich mit dem Zyklus 7 könnte in den kommenden Jahren immer größere Abweichungen produzieren, die Sonnenaktivität erholte sich ab 1827 spürbar, daher auch die recht großen positiven Spikes im Bild 1 auf der schwarzen Linie. Eine solche Entwicklung erscheint im SC24 recht unwahrscheinlich. Der Vergleich der Zyklen untereinander:

Abb.2: Die über alle Monate (bis einschließlich dem 77., der aktuell letzte beobachtete im aktuellen Zyklus seit Dezember 2008)  aufsummierte SSN-Anomalie aller Zyklen.

 

 

Abb.3: Die Geschwindigkeit des Sonnenwindes, der auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre wirkt, ist seit den frühen 90er Jahren ebenso zurückgegangen. In erster Näherung wird dies durch den geomagnetischen Ap- Index beschrieben. Er ist ein Maß für die Beeinflussung des Erdmagnetfeldes durch die Sonne. Abbildungsquelle: Climate4you.

 

Nicht nur die Erde wird vom Sonnenwind beeinflusst. Die gesamte Umgebung der Sonne bis weit hinaus ins All, die Heliosphäre reagiert auf den Strom von Teilchen aus der Sonne. Ist er schwächer – wie im Minimum der Aktivität – kann mehr kosmische Strahlung aus unserer Milchstraße eindringen, und das wird auf der Erde gemessen, z.B. in Moskau seit 1958:

Abb. 4: Die Änderung der kosmischen Strahlung

 

In den SSN-Maxima (vgl. nach 2000) ist der Sonnenwind stärker und reduziert die kosmische Strahlung um bis zu 20% im Vergleich zu den Minima der Aktivität. Der aktuelle Zyklus (sein Maximum ist bereits vorüber) bringt es nur auf etwa 8% Reduktion. Über den gesamten Zeitraum seit 2006 ist also deutlich mehr galaktische kosmische Strahlung als in vergleichbar langen Zeiträumen nach 1958 nachzuweisen.

Ein weiterer Einfluss der Sonnenaktivität ist die UV- Strahlung. Sie hängt recht stark von der SSN ab, da die ultraviolette Strahlung in der Umgebung der Sonnenflecken erst produziert wird. Anders als im sichtbaren Bereich des Spektrums erscheinen die Sonnenflecken im UV-Bild heller als die Umgebung. Die UV wirkt vor allem auf die Stratosphäre, es gibt jedoch „Top-Down“- Effekte, so dass über diesen Weg auch die Troposphäre beeinflusst wird.

Die Zeichen für die Sonnenaktivität stehen weiterhin auf „sehr niedrig“. Wir dürfen gespannt sein, welche Auswirkungen bei sehr langer „solarer Sparflamme“ zu verzeichnen sein werden.

 

Teilen: