Bakterien als CO2-Verfestiger, Satelliten als CO2-Polizei und was sonst noch so geschah – Die Klimanews der Woche

Die Abscheidung von Kohlendioxid und die Verpressung in den Untergrund (carbon capture and storage, CCS) entwickelt sich zu einem großen Wirtschaftszweig. Die Abscheidung ist aufwendig, kostenintensiv und verringert den Wirkungsgrad von Kraftwerken. Jedoch könnten auf diese Weise die CO2-Emissionen reduziert werden. Selbst wenn CO2 nur eine geringe Klimawirkung haben sollte, könnte es noch immer für eine (moderate) Erwärmung von bis zu 1°C bis 2100 verantwortlich sein, wie wir in Kapitel 7 unseres Buches „Die kalte Sonne“ diskutieren. Unklar ist jedoch noch immer, ob das in den Untergrund verpressste CO2 dort auch stabil für lange Zeit verbleibt oder allmählich wieder seinen Weg an die Erdoberfläche findet. Nun gibt es Hoffnung.

Technology Review auf heise.de schreibt:

„Forscher am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien haben in Reaktion auf solche Kritik nun eine Idee entwickelt, wie sich CO2 auch in Lagerstätten aus porösem, salzwasserhaltigem Gestein sicher speichern lassen soll – in dem aus dem Gas ein Feststoff wird. Erst nach vielen Tausend Jahren kristallisiert in Salzgestein normalerweise das CO2 in Kombination mit Metall-Ionen zu Calciumcarbonat und anderen mineralischen Carbonaten und wird damit unschädlich. Doch dieser Prozess lässt sich beschleunigen: Die Biochemikerin Jenny Cappuccio will die Verfestigung mit Hilfe genetisch veränderter Bakterien optimieren.“

Die Studie wurde kürzlich in Science besprochen.

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Klimazertifikate kosten bekanntlich Geld, auch wenn der aktuelle Preis momentan nicht allen gefällt. Wo es um große Summen geht, wird der Mensch bekanntlich erfinderisch. Nicht auszuschließen, dass es Böse Buben geben könnte, die zur Vermeidung von CO2-Steuern ihre Kohle und Öl heimlich verbrennen, ohne es ordnungsgemäß anzumelden. Diesen Klimasündern droht jedoch nun Ungemach aus dem All, wie CO2-Handel.de jetzt berichtete (siehe auch englischsprachiger Bericht auf notrickszone.com):

„Das Raumfahrtunternehmen Astrium konzipiert für die Esa einen neuen Satelliten zur Überwachung der Treibhausgasvorkommen. Der neue Klimasatellit soll Treibhausgase mit einer bis dahin ungekannten Auflösung von 2 x 2 Kilometern aufspüren. […] Der neue Satellit soll den Ausstoß der beiden wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) in bislang unerreichter Genauigkeit messen. Erstmals würde die Möglichkeit bestehen, lokale CO2-Quellen wie zum Beispiel Kohlekraftwerke, Emissionen von Städten oder auch von geologischen Quellen wie Vulkanen zu erfassen. Ähnliche Möglichkeiten bieten sich nach Unternehmensangaben für Methan an, das beispielsweise von Müllkippen und Öl verarbeitenden Industriekomplexen abgegeben wird.“

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Der australische Außenminister Kevin Rudd hat früher in China gearbeitet und spricht fließend Mandarin. Auf der Sicherheitskonferenz in München setzte Rudd nun die rasante Entwicklung Chinas in einen globalen Kontext. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 6.2.2012:

„Der Aufstieg Chinas, glaubt [Rudd] werde die globale Ordnung erschüttern. Wenn Europa nicht aufpasse, dann werde die neue Weltordnung ohne den alten Kontinent gestaltet, dann lege sich Europa ‚in sein frühes politisches Grab‘. Europa, so Rudd, habe nicht im Blick, dass die Welt gerade neu verteilt wird.“

In China geht derzeit pro Woche ein großes Kohlekraftwerk der Ein-Gigawatt-Klasse ans Netz. An den CO2-Einsparprogrammen  des Kyoto-Protokolls nimmt China nicht teil. Die Los Angeles Times berichtete im April 2012, dass chinesische Verbraucher mittlerweile verstärkt auf große SUV-Fahrzeuge umsteigen. Durch staatliche Förderung und geringe Lohnkosten haben chinesische Solarmodule mittlerweile die uneingeschränkte weltweite Marktführerschaft übernommen, woraufhin westliche Solarmodul-Produzenten reihenweise in Finanznot gerieten. Europa täte in der Tat gut daran, auch den Aspekt „Wettbewerbsfähigkeit“ bei den aktuell angedachten Umbaumaßnahmen der Industriegesellschaft nicht zu vernachlässigen.

Daszu passt ein Interview mit dem US-Wirtschaftsforscher und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in der SZ vom 11.4.2012.

SZ: China oder Indien wachsen noch immer mit Raten um sieben Prozent. Davon kann der Westen nur träumen. Verstärkt [Europas Finanzkrise] die Verschiebung des globalen Machtzentrums nach Asien?

Stiglitz: Absolut. Wer hätte vor Jahren schon gedacht, dass Europas Staatschefs mal zum Bittgang nach China reisen, um nach Finanzhilfe zu fragen? Die USA und Europa verlieren an Macht, China und Indien gewinnen Einfluß. Un das ist gut so.

SZ: Wie bitte?

Stiglitz: Natürlich können das jene Länder nur schwer akzeptieren, die für beinahe 200 Jahre die Weltwirtschaft beherrscht haben. Aber hier wird doch endlich eine Anomalie der Geschichte korrigiert. Im Jahr 1820 stand Asien noch für die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung. Dann kam der Kolonialismus, es gab Kriege und die industrielle Revolution. Asien hatte davon wenig. Der gemeinsame Anteil von China und Indien am weltweiten Bruttoinlandsprodukt fiel unter zehn Prozent. Das war nicht normal. Jetzt kehren wir zu einem vernünftigen Verhältnis zurück.

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Das Fachblatt Nature Climate Science berichtete in seiner Aprilausgabe 2012 über einen EU-Haushaltsentwurf, in dem 20% der EU-Gelder, also etwa 200 Milliarden Euro, für den Klimaschutz verwendet werden sollen. In der FAZ vom 26.4.2012 war zudem zu lesen, dass die EU ungeachtet der Finanzkrise im Jahr 2013 ihre Ausgaben um fast 7 Prozent steigern will, wie Budgetkommissar Janusz Lewandowski am 25.4.2012 bei der Vorstellung des Budgetentwurfs in Brüssel mitteilte.

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Das Europaparlament beschäftigte sich kürzlich wieder einmal mit dem Klimawandel, allerdings diesmal von einer ganz anderen Perspektive. Die Webseite des Europaparlaments berichtete am 18. April 2012:

„Frauen sterben häufiger durch Naturkatastrophen als Männer, sind also auch stärker von den Folgen des Klimawandels betroffen. Am Freitag diskutieren die EU-Abgeordneten darüber, wie Frauen eine stärkere Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel eingeräumt werden kann. Das, erklärt die französische Berichterstatterin Nicole Kiil-Nielsen (Grüne), könnte den Kampf gegen den Klimawandel fairer und effektiver machen.“

Unter anderem wird vorgeschlagen, dass Frauen mindestens 40% jeder Klimadelegation stellen sollen. Frau Kiil-Nielsen wurde im nachfolgenden Interview gefragt, wie denn der Kampf gegen den Klimawandel davon profitieren sollte. Darauf erklärte sie:

„Wenn beim Kampf  gegen den Klimawandel auf Gender-Askepte Rücksicht genommen wird, können wir gezielt gegen Diskriminierung vorgehen und effektivere Lösungen zum Schutz der Natur finden. Das ist eine Win-Win-Situation. Ein Beispiel hat mich besonders beeindruckt. In Tansania, in der Region Kilombero, hatte eine NGO ein Projekt zum Bau neuer Brunnen gestartet. Nach nicht einmal zwei Jahren waren die neuen Brunnen ausgetrocknet. Später hat man festgestellt, dass nur die Männer des Dorfes in die Planung einbezogen worden waren. Das Wasser holten allerdings immer die Frauen und nur sie wussten, wo neue Brunnen gegraben werden sollten. Nachdem die NGO ihren Fehler erkannt hatte und die Brunnen dort grub, wo es die Frauen vorschlugen, versiegten die Brunnen nicht mehr.

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Das Wirtschaftsblatt berichtete am 10.4.2012 über eine seltsame Begebenheit aus der Finanzwelt:

„Sogenannte nachhaltige Fonds investieren Geld von Privatanlegern einer Studie zufolge häufig auch in allgemein nicht als ökologisch, sozial oder ethisch akzeptierte Kapitalanlagen. Neun von zehn untersuchten nachhaltigen Fonds hätten Geld von Anlegern etwa „direkt oder indirekt“ auch bei Rüstungsfirmen investiert, heißt es in einer am Dienstag in Berlin von der Grünen-Bundestagsfraktion veröffentlichten Untersuchung. Ein Fonds werbe mit dem Verzicht auf Investitionen in Kernkraft, habe aber Geld in einen Konzern gesteckt, der an einem Atomstrom-Produzenten beteiligt sei. Jeder der zehn untersuchten Aktienfonds habe in den Bereich Öl und Gas investiert, heißt es in der Studie des Wirtschafts- und Finanzjournalisten Jochen Bettzieche im Auftrag der Grünen.“

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Das deutsche Stromnetz stand erneut vor einem Black-Out, berichtete am 3. April 2012 die Süddeutsche Zeitung. Ein paar Tage zuvor, am 28. März schlug das Kontrollzentrum Alarm.

„Die Windparks im Norden lieferten wegen heftiger Böen so viel Strom wie selten. Kurz zuvor war das Atomkraftwerk Brokdorf ungeplant heruntergefahren worden, und in Helmstedt fiel auch noch ein Umspannwerk aus. Zu viel Durcheinander für Deutschlands Netze. […] Das Netz stand vor einer kritischen Situation, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns Vattenfall.“

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Im Rahmen der kürzlichen Debatte um das Gedicht von Günter Grass, erschien am 7.4.2012 in der Süddeutschen  Zeitung ein Interview mit dem Nobelpreisträger. Grass hatte sich im Zuge der Debatte über eine unfaire Behandlung durch die Medien beklagt und Tedenzen zur Gleichschaltung der deutschen Medienlandschaft beanstandet. Grass erläuterte diesen Punkt im SZ Interview:

„Ich rede nicht von der Gleichschaltung wie in einem totalitären Staat. Wenn in einer Demokratie der Eindruck von Gleichschaltung entsteht, ist das ja noch schlimmer. Ich vermisse die Bandbreite der Meinungen, die kontroverse Diskussion, wie sie zur Demokratie gehört. […] Hordenjournalismus ist kein Ausdruck von Freiheit.“

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Mal wieder so richtig Lust auf Klimakatastrophe und die reale Welt kann diese leider nicht bieten? Dann schnell in den nächsten Computer-Game-Shop, hier gibt es die virtuelle Alternative. PC Games stellt die verschiedenen Programme zur unterhaltsamen Apokalypse vor:

„Deadalic Entertainment hat mit dem Point’n’Click-Adventure A New Beginning für ein erfrischend neues Apokalypse-Setting gesorgt. Dieses Mal sind es nicht Aliens oder Teufel selbst, die für Unheil sorgen, sondern der Mensch selbst. Die Stichworte an dieser Stelle lauten Umweltverschmutzung, Treibhauseffekt und Klimawandel. Gerade durch das aktuelle Thema können die Entwickler zum Nachdenken anregen. In der Zukunft leben Menschen zurückgezogen in Höhlen oder Gängen. Die Oberfläche ist unbewohnbar und ein herannahender Sonnensturm droht, dem Leben auf der Erde endgültig ein Ende zu machen. Per Zeitreise soll es zurück in die Vergangenheit gehen, um die Geschichte zu verändern. Die Grafik ist im schlichten 2D-Stil gehalten und nicht besonders hochauflösend. Das ist angesichts des ernsten Themas und der knackigen Rätsel aber zweitrangig.“

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Der 83-jährigen Avril Mulcahy wurde nun vom staatlichen Gesundheitswesen (NHS) Seite in England aufgefordert, sich einen neuen Hausarzt in ihrer Nachbarschaft zu suchen, da die Fahrt zur 1 Meile entfernt liegenden Praxis klimaökologisch nicht vertretbar wäre. The Telegraph zitiert Anfang April 2012 aus dem Brief der lokalen NHS-Organisation an die Dame:

“Our greatest concern is for your health and convenience but also taking into consideration green travelling issues. Re: Carbon footprints and winter weather conditions, we feel it would be advisable for patients to register at surgeries nearer to where they live. […] We would be very grateful if you could make the necessary arrangements to re-register at another practice.”

 

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