Ein Fall für den Bundesrechnungshof: Klimaberichterstattung der Deutsche Welle

Die Deutsche Welle (DW) ist bekanntlich ein großer Freund der Klimakatastrophe und lässt nahezu keine Gelegenheit aus, vor dem klimatischen Weltuntergang zu warnen. Der englischsprachige Dienst der Deutschen Welle funkte Ende Mai 2013 nun einen Beitrag in den Äther, in dem mit lockerer Feder versucht wird, ausgewählte klimaskeptische Kritikpunkte zu entkräften. Schauen wir einmal nach, mit welchen Argumenten der DW-Autor Po Keung Cheung überzeugen will. Nach altbekanntem Klimadiskussions-Muster wirft Cheung den Kritikern der Klimakatastrophe zunächst einmal Rosinenpickerei vor. Ein guter Einstieg.

 

Skeptiker-Argument: Die Erwärmung stoppte 1998

Herr/Frau Po Keung Cheung spielt dann die etwas angestaubte 1998er-El Nino-Karte und suggeriert mithilfe eines schweizerischen Experten, dass eine Serie von La Ninas und Vulkanen den eigentlich wohlverdienten Temperaturanstieg verhindert hätten. Welche Vulkane bitte? Und La Ninas gab es auch nicht mehr als sonst. Setzen, sechs. Kein Wort zum möglichen Abkühlungseffekt durch die Ozeanzyklen oder die schwächelnde Sonnenaktivität. Man bekommt gleich zu Beginn das mulmige Gefühl, dass der DW-Autor keinerlei Fachkenntnisse besitzt und in Grundschulmanier einfach ins Blaue hinein rät. Ein schwacher Einstieg. Im übrigen sagt niemand, dass die Erwärmung nicht irgendwann weitergehen könnte. Es handelt sich vielmehr um einen vorläufigen Erwärmungsstopp. Vielleicht geht es ja in ein paar Jahren weiter. Bei Betrachtung der Ozeanzyklen und der Sonnenaktivität könnte dies allerdings noch bis 2030/2040 dauern.

 

Skeptiker-Argument: Lange Winter und kalte Sommer widersprechen der Klimaerwärmung

Die DW erklärt ihrem Publikum, dass die kalte Winterserie der letzten Jahre in Mitteleuropa mit dem schwinden arktischen Meereis zu tun hätte. Das AWI und PIK hatten nach den ersten Kältewintern entsprechende Rettungshypothesen aufgestellt. Was meint der Leiter des klimawissenschaftlichen Grundlagen-Kapitels des IPCC, Thomas Stocker, hierzu? Schauen wir in einem kürzlichen Weltwoche-Interview nach (siehe unseren Blogartikel „IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker zeigt im Weltwoche-Interview unerklärliche Gedächtnislücken: Die Gesprächsanalyse„):

WELTWOCHE: Einige Kollegen führen die hartnäckigen Bisenlagen [in der Schweiz kalte winterliche Winde aus Nordosteuropa] gerade auf das Abschmelzen des Eises in der Arktis zurück. 

STOCKER: Ja, es gibt Hinweise aus einzelnen Studien – ich würde noch nicht von robustem Wissen sprechen –, dass die geringere Eisbedeckung der Arktis die Statistik beeinflusst, wie häufig dort Hochdruckgebiete auftreten. Diese wirken sich ja stark auf das Witterungsgeschehen in unseren Breitengraden aus, wie wir täglich erleben.

Kein robustes Wissen, nur eine von vielen Möglichkeiten. Die Deutsche Welle kümmert dies nicht und nutzt dieses Halbwissen bereits munter zur „Entkräftung“ eines berechtigten klimaskeptischen Kritikpunktes. Kleines Gedankenspiel: Was wäre, wenn die Winter in Mitteleuropa wärmer geworden wäre? Richtig, dann wäre natürlich auch die Klimakatastrophe Schuld! Sehr einleuchtend.

 

Skeptiker-Argumente: Der anthropogene Anteil am Klimawandel ist gering

Der DW-Autor erzählt von einem hochsensiblen Gleichgewicht im atmosphärischen CO2-Haushalt. Der Eintrag von anthropogenem CO2 würde die CO2-Konzentration erhöhen. Ja, hallo? Das bezweifelt doch niemand. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt, keine Frage. Es geht doch vielmehr um die Frage, welche Klimawirkung dieses CO2 nun eigentlich besitzt. Beträgt die CO2-Klimasensitivität wirklich 3,0°C pro CO2-Verdopplung, wie der IPCC uns erklärt hat? Neuere Arbeiten kommen zu einem ganz anderen Schluss. Vermutlich liegt der Wert eher bei 2,0°C oder noch darunter (siehe unseren Blogbeitrag „Eine weitere Studie unterstützt eine deutlich niedrigere Klimawirkung des Kohlendioxids„). Die DW-Argumentation verfehlt glatt das Thema. Wieder eine sechs, setzen.

 

Skeptiker sind alle von der Industrie gekauft

Wissenschaftlich konnte die Deutsche Welle bisher leider noch nicht punkten. Im Gegenteil, man muss sich fast dafür schämen, dass der deutsche Auslandssender mit kostbaren Steuergeldern so einen Mist fabriziert, der weder wissenschaftlichen noch logischen Mindeststandards genügt. Es verwundert daher nicht, dass die DW an dieser Stelle dann die beliebte Verschwörungstheorie der gekauften Klimaskeptiker bringt. Die beiden Autoren des Buches „Die kalte Sonne“, Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning, haben die große Ehre, im DW-Beitrag als warnendes Beispiel für dieses Genre herhalten zu dürfen. Ein schlechter Scherz. Vahrenholt hat maßgeblich den Aufbau erneuerbarer Energien in Deutschland vorangetrieben und sich mit seinem Bestseller „Seveso ist überall. Die tödlichen Risiken der Chemie“ sehr um den Umweltschutz in unserer Republik verdient gemacht. Und Lüning wartet immer noch vergeblich auf den von der Deutschen Welle beschriebenen Big-Oil-Scheck. Rechnet man die Erlöse aus dem Buchverkauf in einen Stundenlohn um, kommen wohl weniger als 50 Cent zusammen. Kein so richtig lukratives Geschäft. Die im DW-Beitrag zitierten Anhänger der unverschämten Verschwörungstheorie, Carel Mohn und Hartmut Graßl, verdienen ziemlich sicher ein Vielfaches mit ihren klimaalarmistischen Aktivitäten.
Lesetipp zu Hartmut Graßl: Graßl’s Erwärmungsprognose von 1990 droht dramatisch zu scheitern
Lesetipp zu Carel Mohn: Medienecho – Tag 3

 

Fragwürdige Theorien 

Abschließend lässt die Deutsche Welle noch einmal Carel Mohn von der European Climate Foundation Aktivistengruppe zu Wort kommen:

“They dig around for results that fit their argument and then combine them to create a plausible story so that the ordinary person thinks that climate research is misleading,” Carel Mohn says. His organization’s website aims to use climate education and awareness to knock the the wind out of climate skeptics’ sails. 

Tja. Genau dieser Carel Mohn schrieb den kalte-Sonne-Autoren kürzlich eine Email mit einer Frage zur Farbgebung in unserem Buch. Sebastian Lüning nutzte die Gelegenheit zu einer Gegenfrage, die bisher (6.6.2013, 22:15) leider unbeantwortet blieb:

Im Gegenzug hätte ich auch eine Frage an Sie: Weshalb zeigen Sie auf Ihrer Internetseite eine meines Erachtens irreführende Gegenüberstellung von Sonnenaktivität und Temperatur? Ich beziehe mich auf diese Seite: http://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-sonne-verursacht-den-klimawandel

Zum einen befinden wir uns im 15. Jahr eines vorläufigen Temperaturplateaus, das (auch unter Berücksichtigung der verwendeten 11-Jahresglättung) doch irgendwie in der Graphik zum Vorschein kommen müsste. Weiterhin sollten Sie statt der Sonnenflecken lieber das Sonnenmagnetfeld verwenden. Dann sieht die Korrelation schon deutlich besser aus. Schauen Sie mal Abbildung 1 auf folgender Seite an: https://kaltesonne.de/?p=5364.

Zudem weiß ich nicht, weshalb Sie eine sofortige Umsetzung des Sonnensignals in Temperatur erwarten. Ich denke, es ist Ihnen bekannt, dass das Klimasystem relativ träge ist und mitunter Jahrzehnte benötigt, um vollständig auf einen äußeren Impuls zu reagieren. Entsprechende Phasenverschiebungen sind in der Literatur beschrieben worden. Genau solch ein zeitlicher Verzug wird doch auch für die Wirkung des CO2 gefordert. Macht es Sie eigentlich nicht stutzig, dass wir in den letzten 50 Jahren eine Sonnenaktivität hatten, die zur stärksten der vergangenen 10.000 Jahre zählte? Alles nur Zufall? Der starke Sonnenzyklus in den 1960er Jahren war doch eher ein kurzes, heftiges Ereignis, das in den 1970er Jahren von einem sehr schwachen Zyklus gefolgt wurde. In dieser kurzen sonnenstarken Phase kann man doch keine Temperaturrekorde erwarten, das lässt die Trägheit des Klimasystems und der Ozeane doch gar nicht zu. Mich würde Ihre Meinung hierzu sehr interessieren. Und bitte aktualisieren Sie das angesprochene veraltete Sonne-Temperatur-Diagramm auf Ihrer Webseite. Ich denke, es wäre zudem fair, wenn Sie noch die Wirkung der Ozeanzyklen PDO/AMO in dem Diagramm einfügen. Ist es wirklich nur Zufall, dass der zyklische Temperaturverlauf eng an PDO/AMO gekoppelt ist und auch das aktuelle Temperaturplateau wieder sehr gut dazu passt?

Fassen wir kurz den Artikel der Deutschen Welle zusammen: Peinlich, peinlich, peinlich.

 

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