Eisberg-Konfusion bei Bento: Wiedergeborener Freibeuter erklärt uns den Klimawandel

FAZ am 19. Dezember 2017:

Windenergie: Angst vor der Flaute
Bremst der Klimawandel die Windenergie aus? Eine neue Studie kommt zu diesem Ergebnis. Was sagen deutsche Experten dazu?

Der Windstromindustrie geht es eigentlich blendend. Der Global Wind Energy Council hat ausgerechnet, dass im Jahr 2016 installierte Leistung der Windkraftanlagen auf der Welt um fast 13 Prozent gestiegen ist. Im Jahr davor war es sogar noch etwas mehr. Doch eine Studie von Forschern der University of Colorado könnte der Branche zumindest auf den ersten Blick die Stimmung vermiesen. In der aktuellen Ausgabe von „Nature Geoscience“ berichtet das Team, dass der Klimawandel den Turbinen in unseren Breitengraden den Wind aus den Rotorblättern nehmen könnte.

Weiterlesen in der FAZ.

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Interessantes Interview zum RWE-Peru-Fall auf Juve.de am 18. Dezember 2017:

Klimawandel vor Gericht: „Ein Urteil gegen RWE wäre ein Dammbruch“

[…]

Alexandros Chatzinerantzis: […] Und der Streitwert ist in einem Verfahren von so grundsätzlicher Bedeutung eher nebensächlich.

JUVE: Warum?
Alexandros Chatzinerantzis:
Der Ort, in dem der Kläger lebt, hat ja mehr als 120.000 Einwohner. Wenn der Kläger Recht bekommt, könnte auch allen anderen Schadensersatz zustehen. Und warum dann nur von RWE? Wäre erst mal grundsätzlich die Haftung von Emittenten für klimawandelbedingte Schäden anerkannt, könnte im Prinzip jeder jeden verklagen, denn wer atmet, emittiert CO2. Ein rechtskräftiges Urteil gegen RWE wäre ein Dammbruch.

JUVE: Aber mal Hand aufs Herz: Dazu wird es doch nicht kommen, oder?
Alexandros Chatzinerantzis: Wahrscheinlich nicht. Hier die Verletzungskausalität nachzuweisen ist einfach unfassbar schwierig: Schon dass RWE für 0,47 Prozent der Treibhausgase seit 1898 verantwortlich sein soll, ist ja eine mathematische Scheingenauigkeit. Seitdem gab es zwei Weltkriege, Atombomben, die Industrialisierung Chinas und vieles mehr. Aber selbst wenn ein Gutachter das Gericht von diesem Wert überzeugen könnte: Dann wäre noch längst nicht geklärt, ob RWE diesen Anteil auch am konkreten Schaden zu tragen hätte. Da müsste man wieder viele andere Faktoren mit untersuchen: Hat nicht etwa der peruanische Staat dafür zu sorgen, dass dieser Stausee entlastet wird, indem man Wasser abpumpt? Sollte man da überhaupt siedeln? Schon 1941 sind nach einem Dammbruch viele Menschen gestorben.

[…]

Ganzen Beitrag auf Juve.de lesen.

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In den letzten Jahren häuften sch die Publikationen, die eine geringere Erwärmungswirkung des CO2 postulierten. Wie geht der harte Kern des IPCC damit um? Muss die CO2-Klimasensitivität im neuen IPCC-Bericht abgesenkt werden? Ganz besonders eifrige Klima-Hardliner produzieren zum Ausgleich nun Papers, in denen das Gegenteil behauptet wird. Clever, denn im Mittelwert ergibt sich dann wieder der alte Wert. Aufgrund des großen Einflusses des IPCC auf namhafte Verlage erscheinen die Gegenpublikationen in hoch angesiedelten Fachzeitschriften wie Nature. Im Dezember 2017 trat genau solch ein Fall auf. Zum Glück lassen sich die Thesen bei genauerem Hinsehen schnell entkräften. Nic Lewis auf Climate Etc. zum neuen Paper von Brown und Caldeira 2017:

Conclusion: To sum up, I have shown strong evidence that this study’s results and conclusions are unsound. Nevertheless, the authors are to be congratulated on bringing the partial least squares method to the attention of a wide audience of climate scientists, for the thoroughness of their methods section and for making pre-processed data and computer code readily available, hence enabling straightforward replication of their results and testing of alternative methodological choices.

Ganze Evaluierung von Nic Lewis lesen.

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Marc Röhlig am 16. Dezember 2017 auf Bento:

Klimawandel: Im Atlantik treiben doppelt so viele Eisberge wie im Vorjahr
Dieses Jahr sind 1008 Eisberge in die Fahrtrinnen von Schiffen im Nordatlantik gedriftet – 2016 waren es „nur“ 687 Eisberge. Und selbst das waren schon viele. Nach Angaben der US-Küstenwache ist es das vierte Jahr in Folge mit solchen außergewöhnlich hohen Mengen an Eisbergen.Der Grund für die starke Zunahme ist der Klimawandel.

Kurzer Plausibilitäts-Check: Was bedeuten mehr Eisberge? War es wärmer, und dadurch brachen mehr Eisberge von der grönländischen Eiskante ab? Oder war es kälter, so dass die Eisberge weiter nach Süden vordrangen und dort die Schifffahrt behinderten? Mal sehen, was Röhlig dazu schreibt.

Die meisten Eisberge brechen in Grönland von großen Eisflächen ab.

Trivial

Die Erderwärmung lässt dort das Eis schmelzen.

Eis schmilzt, aber Eisberge brechen in Grönland ständig ab, unabhängig von der Temperatur. So funktioniert das grönländische Eisförderband.

Auch immer extremere Stürme sorgen für den Eisbruch.

Immer extremere Stürme? In Wahrheit konnte die Wissenschaft noch immer keinen Trend zu ‚immer extremeren Stürmen‘ finden. Röhlig reimt sich offenbar irgendetwas im Freistilverfahren zusammen, was er mal aufgeschnappt hat, ohne es mit Studien belegen zu können. Superpeinlich.

Die Eisberge treiben dann gen Süden – in die Fahrtrinnen von Schiffen. Im Schnitt treiben jährlich etwa 500 Eisberge in die südlichen Gewässer. Seit 1900 gab es 18 Jahre, die schlimmer waren als 2017.

Es ist bekannt, dass in kalten Jahren mehr Eisberge in den Süden gelangen. In wärmeren Jahren schmelzen sie weiter nördlich. Auf dieser Basis haben Bond und Kollegen bereits 2001 die Klimageschichte des Nordpolarmeeres für die vergangenen 10.000 Jahre rekonstruiert. Davon hat Röhlig wohl keinen blassen Schimmer. Er verlinkt einen Times-Artikel als Grundlage seiner Meldung. Dort lesen wir, dass der kanadische Eisinformationsdienst für 2018 vollkommen durchschnittliche Eisbergzahlen erwartet:

The Canadian Ice Service predicted a near normal population of icebergs, which is roughly 500, in the shipping lanes in 2018, based on sea ice projections, surface air temperature and sea surface temperature.

Da hat Marc Röhlig doch wirklich eine Kleinigkeit ausgelassen. Passte offenbar nicht zu seiner Klimaalarm-Story. Also verschweigt er es einfach. So einfach strickt man Klimaalarm. Was qualifiziert Röhlig eigentlich, über den Klimawandel zu schreiben? In seinem Bento-Steckbrief verrät er es:

Jahrgang 1986. Arbeitet bei bento als CvD und ist für die News zuständig. Hat in Kairo an seinem Arabisch und für die dpa gearbeitet. War zuvor in Berlin beim „Tagesspiegel“ und davor in Freiburg und Damaskus zum Studium. Marc glaubt, er war in einem früheren Leben Freibeuter, sammelt James-Bond-Drehorte und übt unter der Dusche Apnoe-Tauchen. Hier bringt er Fotos seiner Reisen mit.

Alles klar. Offenbar bezieht Röhlig seine Informationen aus James-Bond-Filmen und seinem früheren Leben als Freibeuter.

 

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