Gavin Schmidt setzt sich für mehr Transparenz bei Klimadaten ein

Das Begutachtungssystem der Fachzeitschriften soll die Qualität von wissenschaftlichen Artikeln sicherstellen. Aber was passiert, wenn der Reviewer gleichzeitig persönliche Interessen verfolgt, die außerhalb der qualitativen Begutachtung liegen? Im Bereich der Klimawissenschaften sind es die beiden Lager der Klimadebatte. Wenn ein Gutachter fest davon überzeugt ist, dass die gesamte Erwärmung der letzten 100 Jahre anthropogenen Ursprungs sind, dann wird er keine Manuskripte gutheißen, die etwas anderes herausfinden, vielleicht differenziertere Zuweisungen wie 50% Natur und 50% Mensch. Da der Gutachter in den meisten Fällen anonym bleibt, kann er wie ein Heckenschütze aus dem Verborgenen agieren. Allein der Editor der Zeitschrift behält hier den Überblick, darf dies aber mit niemandem teilen. In Eos erschien am 9. Mai 2018 ein Beitrag, der diese Dilemma beleuchtet und Lösungen vorschlägt. Hier weiterlesen.

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Gavin Schmidt ist Klimaaktivist und Leiter des NASA GISS-Instituts. Oft haben wir uns an dieser Stelle über ihn aufgeregt. Nun gibt es jedoch endlich Anlass für positivere Worte. Schmidt setzte sich kürzlich für einen transparenten Umgang mit Klimadaten ein. Damit unterstützte er Scott Pruitt von der US-Umweltbehörde EPA, der dem jahrelangen Gemauschel dort ein Ende bereitete. Viele Forscher waren empört. Sie wollten weiter ihre Daten im Verborgenen halten, nur die Ergebnisse publizieren und dann in Politik umgesetzt sehen. Unter Obama eine übliche Vorgehensweise. Diese Zeiten sind jetzt zum Glück vorbei. Gavin Schmidt hat sich in dieser Frage richtig entschieden.

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Der Pariser Klimavertrag erfuhr zunächst eine grandiose Unterstützung. Es hagelte Unterschriften, alle wollten dabei sein. Das ist sicher auch darin begründet, dass nur wenige wirklich handeln mussten, während der Großteil der Länder durch hohe Klimaausgleichszahlungen profitieren würden. Auf einer kürzlichen Klimakonferenz in Bonn wurde dies wieder klar. China will nun doch nicht so stark die CO2-Emissionen drosseln. Sie hätten noch vieles aufzuholen, um auf einen ähnlichen industriellen Entwicklungsstand wie der Westen zu kommen. Daher würden die Einschnitte für China doch sicher nicht so richtig gelten. Genau dies hatten bereits Beobachter nach Paris vermutet. Das Abkommen ist zahnlos, Länder können kommen und gehen, taktieren, profitieren, aber wenn es dann um das Liefern geht, hängt es dann wieder nur an ein paar Nationen. Selbst wenn Deutschland seine Pläne eins zu eins umsetzt, würde der Umwelt damit kaum geholfen, denn die CO2-Einsparungen sind im weltweiten Maßstab nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Trotzdem hätte dies einen Effekt, auf den sich viele Länder sicher schon freuen: Deutschland würde in vielen Industriebereichen den Anschluss verlieren und die Führungsrolle an andere Liefernationen abgeben. Deutschland deindustralisiert sich – und alle anderen klatschen und freuen sich.

Der Deutsche Arbeitgeberverband gab im April 2018 zu bedenken:

Die South China Morning Post berichtete in einem Artikel am 1. April, dass in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1.600 Kohlekraftwerke moderner Bauart in 60 Ländern durch chinesische Firmen gebaut werden sollen. Auch Japan möchte an dem wachsenden Markt für asiatische Kohlekraftwerke teilhaben und nach dem Bericht weitere 400 Kohlekraftwerke bauen und exportieren.

Lesetipp Lüning & Vahrenholt 2017 (kostenloses pdf des Artikels hier) zum Pariser Klimavertrag:

Paleoclimatological Context and Reference Level of the 2°C and 1.5°C Paris Agreement Long-Term Temperature Limits
The Paris Agreement adopted in December 2015 during the COP21 conference stipulates that the increase in the global average temperature is to be kept well below 2°C above “pre-industrial levels” and that efforts are pursued to limit the temperature increase to 1.5°C above “pre-industrial levels.” In order to further increase public acceptance of these limits it is important to transparently place the target levels and their baselines in a paleoclimatic context of the past 150,000 years (Last Interglacial, LIG) and in particular of the last 10,000 years (Holocene; Present Interglacial, PIG). Intense paleoclimatological research of the past decade has firmed up that pre-industrial temperatures have been highly variable which needs to be reflected in the pre-industrial climate baseline definitions. The currently used reference level 1850–1900 represents the end of the Little Ice Age (LIA). The LIA represents the coldest phase of the last 10,000 years when mean temperatures deviated strongly negatively from the Holocene average and which therefore are hard to justify as a representative pre-industrial baseline. The temperature level reached during the interval 1940–1970 may serve as a better reference level as it appears to roughly correspond to the average pre-industrial temperature of the past two millennia. Placing the climate limits in an enlarged paleoclimatic context will help to demonstrate that the chosen climate targets are valid and represent dangerous extremes of the known natural range of Holocene temperature variability.

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Fritz Vahrenholt analysierte vor kurzem an dieser Stelle die Zusammensetzung der neuen Kohlekommission. Dabei stieß er auf eine Vielzahl von Ökoaktivisten und Grüne. Eine Gesamtübersicht zu den Mitgliedern der Kommission finden Sie auch beim Klimaretter. Dort wird das ganze Ausmaß der fraglichen Besetzung deutlich. Eingesetzt wurden die Mitglieder von der Bundesregierung. Kanzlerin Merkel hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet.

 

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