Kurios: Wetterstudie zu den letzten 20 Jahren wird von Grünen als Klima fehlgedeutet

Im Kundenmagazin ‚Centaur‚ von Rossmann erschien im April 2016 (Ausgabe 3 / 15. Jahrgang) auf Seite 71 und folgenden ein bemerkenswerter Beitrag zum Klimawandel. Verfasst wurde er von Prof. Dr. rer. nat Richard Pott, dem geschäftsführenden Leiter des Instituts für Geobotanik der Leibniz Uni Hannover. Den Text des Artikels können Sie hier nachlesen (in Minimal-Layout). Scrollen Sie hierzu zu Punkt 71. Im Folgenden einige Auszüge:

Klimawandel und die Bewahrung des Erdsystems – Ist die „Klimahysterie“ unbegründet ?
[…] Liegen wir aktuell in der CO2-Diskussion richtig – ist das CO2 ein quasi finales Giftgas modernen Wirtschaftens ? Wie forciert Wasserdampf, das wichtigste Treibhausgas überhaupt, die Klimaerwärmung ? Gibt es eine globale Klimaerwärmung, ein so genanntes Global Warming ? […] Paläo-Klima-Wissenschaftler haben daher Zweifel an einem ausschließlich von Menschen verursachten Klimawandel – betonen aber auch, dass der Einfluss des modernen Menschen auf eine globale Erwärmung durch die Emission von Treibhausgasen nicht voll kommen aus zu schließen ist. Es ist außerdem hin länglich bekannt, dass der Klimawandel seit den Anfängen der Erdgeschichte, dem Präkambrium, also seit mehr als 3 Milliarden Jahren, mit sich ständig verändernden Klimazonen in globaler Sicht so wie mit immer wieder kehrenden Warm- bzw. Kaltphasen offenbar eine Spielart einer natürlichen Ordnung ist. Ihr verdanken wir all die zyklischen oder periodischen Klimaveränderungen mit wieder kehrenden Abkühlungen und Erwärmungen in manchen Erdregionen. So wissen die Wissenschaftler heute durch Zahl reiche Messwerte, so genannte Paläoklima-Proxydaten, dass sich die Erde seit genau 2.588 Millionen Jahren in dem so genannten quartären Erdzeitalter befindet und dass unser Globus seit her allein in dieser Phase Zahl reiche Kaltzeiten erlebt hat, wo bei die sie trennenden Warmzeiten jeweils rund zehn Mal kürzer waren als die Kaltzeiten. Selbst innerhalb der Kaltzeiten gab es so genannte Zwischenwarmzeiten, welche das raue Klima kurzzeitig etwas freundlicher erscheinen ließen.

[…] Die Grundlagen dafür sind mit den so genannten „äußeren“ und „inneren“ Klimafaktoren zu beschreiben. Die Sonne ist ein Klimafaktor ersten Ranges und ihre Rolle als „Energiefabrik“ ist immens: Sie strahlt nicht gleich mäßig wie eine Glühbirne, sondern ihre verschiedenen Sonnenfleckenzyklen und die Zwischenzeit geringerer Aktivität, die so genannten Interferenzen, haben offenbar das Klima auf der Erde bis in unsere jüngste Zeit bestimmt. Dunkle Stellen in der Lichthülle der Sonne in elfjährigen Zyklen sind die auffälligsten Anzeichen einer wechselnden Sonnenaktivität. Auch die Wirkungen der globalen Land-Meer-Verteilung heute und in der Erdvergangenheit so wie die Verschiebung der Kontinente hatten entsprechende Folgen für das Klima und sind weiter hin fundamentale Bestandteile von Klimaänderungen.

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Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 31. Juli 2016 über eine interessante Fleißarbeit des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages und eine bemerkenswerte Fehlinterpretation derselbigen durch die Grünen:

Klimawandel jetzt amtlich

[…] Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat in einer Studie die „Extremen Wetter- und Naturereignisse in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren“ zusammengestellt. Für das Kompendium, das die Grünen in Auftrag gegeben haben, trugen die Experten Daten über Temperatur und Niederschläge seit 1881 zusammen, werteten Berichte des Deutschen Wetterdienstes und von Versicherungsunternehmen aus. Darunter auch die Kosten, die den Versicherungen durch die Überschwemmungen im vergangenen Mai und Juni in Süddeutschland entstanden sind. […]

Denn extreme Ereignisse gehören seit Menschengedenken zum Wetter. Ist es also Zufall, was sich da zusammengebraut hat? Oder muss die Wetterkarte umgeschrieben werden? „Die Klimakrise ist real und bedroht uns auch in Deutschland“, sagt Oliver Krischer, Vize-Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. „Wir sind mittendrin.“ Belege dafür liefert der Wissenschaftliche Dienst zuhauf. So gab es 1970 in Deutschland gerade einmal acht Stürme, Waldbrände oder andere Naturkatastrophen, 1990 waren es bereits um die 17, 2010 dann fast 30. Auch die Temperatur steigt stetig, die Zahl der Tage mit mindestens 30 Grad wuchs von durchschnittlich drei auf inzwischen acht im Jahr. Sechs der zehn wärmsten Tage seit 1881 liegen in diesem Jahrhundert, im vergangenen Sommer wurde mit 40,3 Grad eine Rekordtemperatur für Deutschland gemessen. Gleichzeitig nehmen die Tage ab, an denen es friert.

Der entscheidende Satz ist „extreme Ereignisse gehören seit Menschengedenken zum Wetter„. In Wahrheit kann von einer Steigerung des Extremwetter im historischen Kontext keine Rede sein. Das sollte auch Oliver Krischer zur Kenntnis nehmen. Seine amateurhafte Aufzählung von deutschen Stürmen 1970 vs. 1990 ist einfach stümperhaft. Offenbar kennt er die Literatur nicht:

Waldbrände als Hinweis auf Klimawandel? Wohl kaum. Siehe:

Insgesamt gab es in den letzten Jahren sogar deutlich weniger Schäden als zuvor:

Sogar die MunichRe räumt ein, dass die Schadenssummen vor allem sozioökonomische Hintergründe haben:

Der erwähnte Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages ist als pdf hier verfügbar. Zu gerne wüssten wir die Autoren, die jedoch namentlich nicht erwähnt werden. Wer hat hier mitgeschrieben, MunichRe, PIK? Wir haben uns mir einer Anfrage an den Bundestag gewandt und hoffen hier im Sinne der Transparenz auf Aufklärung. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Man verwies auf die zitierten Quellen, wollte sich aber zu den Verfassern und Beratern nicht weiter äußern.

Insgesamt ist die Zusammenstellung wenig zielführend, da der abgedeckte Zeitraum von 20 Jahren nicht einmal das Grundkriterium für Klima (30 Jahre Mittelwerte) erfüllt. Kein Wort zur Erwärmungspause. Die angeblich sich steigenden Sturmtrends sind irreführend, da auf längere Sicht eher eine Abnahme der Stürme von der Kleinen Eiszeit hin zur Modernen Wärmeperiode zu verzeichnen ist. Ein Vergleich der Temperaturen, Dürren und Hitzetage mit der Mittelalterlichen Wärmeperiode unterblieb. Alles deutet auf eine grüne Auftragsarbeit hin, da realistische Kontextinformationen durchweg fehlen.Prädikat: Schwach.

 

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