Meeresspiegel in der Adria stagnierte während Kältephasen und beschleunigte sich während Wärmephasen

Immer wieder hört man, dass der Meeresspiegelanstieg eine ganz besondere Bedrohung für die Menschheit darstellt. Der Anstieg hätte sich in den letzten 100 Jahren beschleunigt (siehe z.B. Stefan Rahmstorf mit einem Beitrag auf der PIK-Webseite), und wenn das so weiter ginge, dann müssen unsere Mitbürger im Flachland demnächst mit dem Schnorchel durch die Gegend spazieren. Bereits in früheren Beiträgen konnten wir an dieser Stelle zeigen, dass es sich bei der ominösen „Beschleunigung“ um ein ganz und gar zu erwartendes Phänomen handelt:

Zunächst gilt es zu klären, was eigentlich mit dem Hinweis auf eine angebliche Beschleunigung gemeint sein könnte. Der Meeresspiegel [stagnierte] zur Zeit der Kleinen Eiszeit und stieg kaum oder zeitweise gar nicht an. In einigen Gebieten der Erde fiel der Meeresspiegel sogar für längere Zeit. Damals lag die globale Durchschnittstemperatur um gut 1 Grad unter dem heutigen Niveau. Viele Gletscher und Eiskappen wuchsen damals an und entzogen dem Meer damit Wasser. Durch die kalten Temperaturen schrumpfte zudem das ozeanische Wasservolumen etwas. Im Übergang zur Modernen Wärmeperiode tauten die Eismassen dann wieder und das Wasser dehnte sich wegen der Erwärmung aus. Es ist daher logisch, dass sich der Meeresspiegelanstieg in den letzten 80 Jahren gegenüber der Kleinen Eiszeit beschleunigt hat. 

Ähnliche natürliche Beschleunigungen des Meeresspiegelanstiegs konnten nun von einer Forschergruppe der Universität Zagreb um Sanja Faivre im Rahmen einer Studie dreier Adria-Inseln nachgewiesen werden. Die Arbeit erschien im Oktober 2012 im Fachmagazin Palaeo3. Anhand von kalkbildenden Organismen konnte die Meeresspiegelgeschichte der Region für die vergangenen 1500 Jahre rekonstruiert werden. Dabei fanden die Wissenschaftler, dass während der global kalten Zeiten der Meeresspiegel nahezu stabil war und fast kein Anstieg zu verzeichnen war. Dies betraf zum einen die Phase um 550-770 n. Chr., also die Kältephase der Völkerwanderungszeit. Aber auch während der Kleinen Eiszeit zwischen 1330-1640 stagnierte der Meeresspiegel. In den jeweils darauf folgenden Übergängen zur Mittelalterlichen Wärmeperiode (770-1330 n. Chr.) sowie zur Modernen Wärmeperiode begann der Meeresspiegel dann wieder merklich zu steigen und beschleunigte sich in der Anfangsphase entsprechend, bis eine stabile Rate erreicht war.

Anders als uns einige Mitmenschen weismachen wollen, ist also eine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs gegenüber kälteren Zeiten keinesfalls ein Beleg für eine ungewöhnliche, unnatürliche Entwicklung. Bei Betrachtung des historischen Musters wäre ein Ausbleiben einer Meeresspiegelbeschleunigung im Übergang einer Kalt- zu einer Warmphase sogar eher ungewöhnlich.

 

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