Mittelalterliche Wärme auf dem nördlichen Tibetplateau lässt Zweifel an Michael Manns Temperaturkarte aufkommen

Im Jahr 2009 veröffentlichte der Erfinder der berühmt-berüchtigen Hockey Stick Kurve, Michael Mann, zusammen mit einigen Kollegen einen Artikel im Fachmagazin Science, in dem sie versuchten, die globale Bedeutung der Mittelalterlichen Wärmeperiode zu widerlegen. Die Idee dabei war, dass die Wärme an einigen Orten der Erde einfach durch Kälte ausgeglichen wird. Hierzu wurden nun dringend Gebiete gesucht, an denen es vor 1000 Jahren kälter als normal war. Das Problem bestand dabei vor allem im atlantischen Raum, wo die Datenlage ausgezeichnet war. Die Temperaturen lagen hier mindestens auf dem Niveau von heute. Also schaute sich Michael Mann in anderen Regionen um, von wo es weniger Informationen gab. Dabei gefiel den Forschern das zentrale Eurasien besonders gut. Die dürftigen Temperaturdaten ließen viel Raum für Interpretationen. Auf diese Weise kartierten die Autoren ein riesiges Kaltgebiet für das zentrale Eurasien während der Mittelalterlichen Wärmeperiode, das die atlantische Wärme angeblich ausgeglichen haben soll.

Abbildung 1: Temperaturanomalien während der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren laut Mann et al. (2009). Im zentralen Eurasien interpretieren die Autoren eine ausgeprägte Kältezone (blau).

 

Ein chinesisches Forscherteam um He YuXin von der University of Hong Kong nahm jetzt das von Mann und Kollegen mangels detaillierter Daten freizügig postulierte zentraleurasische Kältegebiet näher unter die Lupe. Hierzu rekonstruierte die Gruppe mithilfe von Sedimentkernen aus zwei Seen anhand der sogenannten Alkenon-Methode die Temperaturgeschichte für das nördliche Tibetplateau, das sich laut Michael Mann vor 1000 Jahren durch bedeutende Kälte ausgezeichnet haben soll.

Die Überraschung war groß, als die neuen, harten Daten jetzt das genaue Gegenteil von dem herausbrachten, was Mann postulierte. Der untersuchte Teil des theoretischen Kältegebiets auf dem nördlichen Tibetplateau war während der Mittelalterlichen Wärmeperiode nämlich nicht etwa kälter, sondern sogar etwas wärmer als heute. Dies wirft kein gutes Licht auf die zentraleurasische Kältetheorie von Michael Mann. Die chinesische Gruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse im März 2013 im Chinese Science Bulletin. In ihrem Artikel beschreiben YuXin und Kollegen noch eine weitere interessante Entdeckung. In der Kurzfassung der Arbeit lesen wir:

Weiterhin korrelieren unsere Temperaturrekonstruktionen im Rahmen der zeitlichen Auflösung der Alterdatierung gut mit den Schwankungen der solaren Aktivität. Dies deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität als Klimafaktor sowie der natürlichen Klimavariabilität hin, zumindest für das nördliche Tibetplateau.

Die überraschend gute Synchronität im Untersuchungsgebiet zwischen Sonne und Klima ist in der folgenden Abbildung aus der Arbeit gut erkennbar:

Abbildung 2: Gute Übereinstimmung zwischen Temperaturentwicklung auf dem nördlichen Tibetplateau (untere Kurven) und Sonnenaktivität für die vergangenen 2500 Jahre. Aus YuXin et al. 2013.

 

Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.
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