Medienwissenschaftler Sebastian Vehlken: Klimamodelle haben ein Eigenleben entwickelt, bei dem harte Messdaten manchmal nur stören

Ähnlich wie die deutsche Regierung kurzerhand die Atomkraft in Deutschland verboten hat, träumen nun grüne Thinktanks davon, den großen Erdölfirmen die Ölreservern wegzunehmen und ihren Börsenwert damit zu entwerten. Begründet wird dies mit der angeblich drohenden Klimakatastrophe. Es wird das Bild einer „Kohlenstoffblase“ (genauer müsste es eigentlich CO2-Blase heißen) skizziert, die irgendwann platzt und die Erde in den Hitzetod schickt. Die österreichische Zeitung Die Presse berichtete am 5. Juli 2014 über die Kampagne:

„Wenn die Lebensumstände unerträglich werden, greifen irgendwann auch die renitentesten Regierungen ein“, ist Emanuel Heisenberg überzeugt. Der Enkel des großen Physikers treibt für den Berliner Thinktank, Stiftung Neue Verantwortung, die Debatte voran. Die zweite Zahl: 900 Gigatonnen. Diese Menge an Kohlendioxid dürfen wir noch durch Verbrennung fossiler Energieträger in die Atmosphäre blasen, wenn wir die Zwei-Grad-Grenze mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent einhalten wollen. Dieses CO2-Budget haben die Analysten von Carbon Tracker errechnet, auf Basis der Modelle der Internationalen Energieagentur (IEA).

Irrt der Markt? Erst die dritte Zahl bereitet Kopfzerbrechen: 2860 Gigatonnen. So viel CO2 steckt in den nachgewiesenen Reserven an Erdöl, Erdgas und Kohle. Sie gehören Staaten oder privaten Energiekonzernen, die sich ihr Kapital an den Börsen holen. Die Menge ist über dreimal so hoch wie das gerade noch klimaverträgliche CO2-Budget. Wird sie zur Gänze verbrannt, sagt Heisenberg, „steuern wir kerzengerade auf weit über vier Grad zu – auf den Kollaps“. Aber die Konzerne scheint das nicht zu beeindrucken: Sie explorieren eifrig weiter. Das kostet sie jährlich fast 700 Mrd. Dollar. Die Blase bläht sich also weiter auf.

Was passiert, wenn sie platzt? Dass Reserven nachgewiesen sind, bedeutet auch: Sie stehen in den Büchern. An der Börse bestimmen die ungehobenen Schätze den Marktwert mit. Das zeigte sich etwa, als Shell 2004 sie buchhalterisch um ein Fünftel reduzieren musste. Der Kurs brach um zehn Prozent ein, der Energiemulti war plötzlich um 4,4 Mrd. Euro weniger wert. Nun geht es aber um andere Dimensionen: Nach der Logik von Carbon Tracker sind die Reserven um zwei Drittel überbewertet. Die Großbank HSBC schätzt: Müssen die Konzerne so massiv abwerten, bricht ihre Börsenwert um 40 bis 60 Prozent ein.

Der Zusammenbruch der Erdölkonzerne ist das erklärte Ziel der Aktivisten. Ein Spiel mit dem Feuer. Das Verbot der Atomkraft hat in Deutschland die großen Energiekonzerne ins Taumeln gebracht. Die fehlgeleitete Energiewende hat die Strompreise exlodieren lassen. Auf stetig fließendes russisches Gas kann man sich nicht mehr verlassen. Und nun soll auch noch das Öl zerstört werden? Wo ist der Speicher, der erneuerbaren Strom puffert, so dass die Erneuerbaren Energien grundlastfähig werden? Weiß der Enkel des berühmten Heisenbergs eigentlich was er da tut?

Zum Glück lässt Die Presse auch kritische Stimmen in der gleichen Ausgabe zu Wort kommen. Der Energieexperte Geoffrey Styles bringt es auf den Punkt: Vieles deutet momentan daraufhin, dass die CO2-Klimasensitivität vom IPCC viel zu hoch angesetzt ist. Nimmt man realistischere Werte an, so erwärmt sich die Erde nicht um die von Heisenberg Jr. Jr. genannten vier Grad, sondern vermutlich nur um ein oder zwei Grad.

Unsichere Daten, unreife Alternativen zu Öl und Gas: US-Energieexperte Geoffrey Styles glaubt nicht an die Blase.

DIE PRESSE: Gibt es eine Kohlenstoffblase?

GEOFREY STYLES: Das Konzept fußt auf der Idee eines CO2-Budgets. Aber auf die grundlegende Frage, wie groß dieses Budget ist, gibt es ganz unterschiedliche Antworten. So wie auf die Frage, wie groß der Temperaturanstieg ist, wenn sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre verdoppelt. Die jüngsten empirischen Befunde legen nahe: nicht so groß, wie in den Modellen vermutet. Auch da gibt es ein Fragezeichen. Aber ganz praktisch betrachtet: Die Konkurrenten mit den neuen Technologien sind ja gar nicht in der Lage, die fossilen Brennstoffe zu ersetzen – vielleicht in 30 Jahren, aber sicher nicht in zehn. Bei den Produktionskosten können sie noch nicht mithalten. Die Investitionen wären für ein so schnelles Wachstum zu hoch. Eine Energiewende dauert lang. Die Vorstellung, sie könne so schnell über die Bühne gehen, dass die Öl- und Gasfirmen heute schon überbewertet sind – das ist eine ziemliche Übertreibung.

[…]

DIE PRESSE: Könnte die Carbon Bubble zumindest eine sich selbst erfüllende Prophezeiung sein?

GEOFREY STYLES: Das ist für mich der interessanteste Aspekt. Die Bedrohung für den Wert der Firmen kommt nicht von der Realität. Aber wenn genug große Investoren – zum Beispiel Universitäten – an diese Blase glauben, dann ist es schon denkbar, dass sich der Wert der Firma ändert, weil die Nachfrage nach ihren Aktien zurückgeht. Aber das ist dann keine Blase, sondern das Resultat gesellschaftlichen Handelns, so wie bei Boykottkampagnen. Das ist sicher ein Risiko, und die Firmen wissen das: Sie diskutieren mit Investoren, etwa mit Pensionsfonds, und überlegen genau, wie sie mit Aktionärsbegehren auf ihren Hauptversammlungen umgehen.

Worum geht es den Aktivisten wirklich? Kürzlich trafen sich gleich 130 grüne Gruppen auf einer UN-geförderten Konferenz in Venezuela. In der Abschlusserklärung der Veranstaltung ist zu lesen, dass die „strukturellen Gründe des Klimawandels eine Folge des herrschenden kapitalistischen Hegemonialsystems“ wären. Offensichtlich geht es um nicht weniger als die Abschaffung des Kapitalismus.

The fright campaign culminated this month with a meeting hosted by Venezuela’s government and attended by 130 green groups. The U.N.-sponsored conference, known as Social Pre-COP, produced a final version of the Margarita Declaration. All this „declaration“ does is call for the death of capitalism. „The structural causes of climate change are linked to the current capitalist hegemonic system,“ the declaration says. „To combat climate change it is necessary to change the system.“

Weiterlesen auf Investor’s Business Daily.

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Neue Zürcher Zeitung am 5. Juli 2014:

Zwei Mal wurde Wachtberg von Unwettern heimgesucht – nun will man vorbereitet sein
[…] Die Gemeinde Wachtberg fühlt sich als Opfer des Klimawandels. Auch wenn es dafür keine wissenschaftlichen Beweise gibt, denkt man bereits an das nächste Unwetter. Dagegen sollen die Bürger besser gewappnet sein.

Es geht um einen Starkregen im Rhein-Sieg-Kreis im Sommer 2013. Die Lokalpolitiker brauchen offenbar keine klimawissenschaftliche Ausbildung, um den Zusammenhang mit dem Klimawandel herzustellen. NZZ:

Der Beigeordnete Jörg Ostermann sagt, dass die massiven Sturzfluten im gesamten Gemeindegebiet im Vergleich zu früheren Unwettern neu gewesen seien. «Wiesen zu sehen, über die sich wahre Fluten ergossen, das war schon ein beeindruckendes und beängstigendes Naturschauspiel zugleich.» Das Naturschauspiel taugt für ihn dazu, die Sinne zu schärfen. Und zwar für den Klimawandel und Jahrhundertereignisse, die in weit schnellerer Folge kommen könnten als statistisch errechnet. […] Beim nächsten Mal will man besser gerüstet sein. Und auf der Agenda der nordrhein-westfälischen Gemeinde stehen Schlagwörter wie «Kanaldurchmesser», «Rückstauklappen» oder «Retentionsräume». Im Rathaus geht man davon aus, dass künftig nicht zuletzt im Zuge des Klimawandels vermehrt mit solchen «Jahrhundertereignissen» zu rechnen ist.

Es ist schön, dass man jetzt technisch vorsorgen möchte. Das ist auf jeden Fall hilfreich. Aus klimatischer Sicht hätte sich Ostermann aber vielleicht doch besser erst in der Fahliteratur schlau machen sollen, bevor er alarmistische Visionen ungeprüft nachplappert:

Neue begutachtete Studie in Nature Climate Change: Klimawandel lässt Hochwasser in Europa wohl in Zukunft seltener werden
Überraschung: Globale Niederschläge sind in den letzten 70 Jahren weniger extrem geworden

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Der Medienwissenschaftler Sebastian Vehlken arbeitet zur Theorie und Geschichte der Computersimulation und beschäftigt sich mit Schwarmforschung und Supercomputing. In der Sendung «Stimmen der Kulturwissenschaften» äußerte er sich kritisch zur Prognosefähigkeit von Klimamodellen. Quentin Quencher hat einen Mitschnitt des Interviews auf vimeo zur Verfügung gestellt. In einem Blogartikel auf Glitzerwasser filtert er zudem die interessantesten Passagen heraus:

Computersimulationen beruhen ja nicht unbedingt auf gesicherten Daten die ich dann projiziere und dabei immer der Unterschied gemacht: Projektion und nicht Prognose. Wenn ich mich mit Zukunft beschäftige, im Zusammenhang mit Computersimulationen, dann geht es darum Projektionen zu erstellen, Szenarien zu erstellen, die immer im Plural sind, eigentlich. Und nicht die Zukunft im System. Da können wir ein Beispiel aus der Klimatologie herausgreifen.

Letztens, ein Vortrag bei uns im Institut. Und da ging es darum, ok, der Vorwurf an Klimamodelle ist immer: „Eure Datenbasis ist nicht breit genug, Und dann sagte uns die Forscherin, die uns den Vortrag gegeben hat: „Andererseits sagen uns die Simulationisten, die Modelle laufen sehr gut, und dann kriegen wir Daten reingespielt, von irgendwelchen Sonden in der Antarktis, …, und das passt auf ein mal gar nicht mehr.” Warum passt das nicht? Oft deswegen weil die Sonde kaputt gegangen ist, oder die Messwerte einfach irgendwie fehlerhaft sind. Das heißt, ich habe oftmals Systeme, wo ich kaum verlässliche Daten produzieren kann.

Ich brauche aber, sozusagen, dennoch Modelle. Und mittlerweile, …, 20-30 Jahre Klimaforschung die simulationsbasiert ist, sind die Modelle dermaßen komplex geworden, dass sie sozusagen ein Eigenleben entwickeln. Und das manchmal Meßdaten einfach nur stören. In den Modellen sind teilweise Annahmen drin, die gar nicht physikalisch validierbar sind. Also künstliche Faktoren. Parametisierungen ohne Ende. Da gibt es keine empirische Datenbasis dafür. Da gibt es … ein komplexes System und dann gibt es ein experimentieren mit diesem komplexen System, was mein Klimawandel dann ist. Und dann sieht man ok, wenn ich hier den Parameter einführe, von ich gar nicht weiß. ob er existiert …

In der Diskussion zum Blogbeitrag meldet sich soglech ein Freund der Klimamodelle und versucht Quencher von ihrem angeblich großen Nutzen zu überzeugen. Sehr amüsant. Lesen Sie selbst.

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Auf Foxnews erklärte Zev Chafets am 30. Juni 2014, weshalb er zum Klimaskeptiker geworden ist:

Climate change: The moment I became a climate skeptic
I got my first lesson on the subject of climate change more than 10 years ago. My tutor was an internationally famous climate scientist at a major Ivy League university. Unlike most lectures I have heard from professors, this one was brief, to the point and extremely enlightening. At the time I was a columnist for the New York Daily News, recently arrived in the United States after more than 30 years in Israel. I had heard about global warming, of course, but I hadn’t thought much about it. Israel has other, more pressing issues.
In May 2001, the United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change published its third report, which got a lot of media attention. I looked through it and realized immediately that I had no chance of understanding the science. I was in good company – I doubt there are half a dozen journalists in captivity who can actually understand the mathematical and chemical formulas and computer projections. That’s what press releases are for. One item got my attention. It said: “Projections based on the Special Report on Emissions Scenarios suggest warming over the 21st Century at a more rapid rate than that experienced for at least the last 10,000 years.”
I called the professor, one of the authors of the report, for a clarification (he remains nameless because we were off the record). “If global warming is caused by man-made emissions,” I asked, “what accounts for the world warming to this same level 10,000 years ago?”
There was a long silence. Then the professor said, “Are you serious?”

Weiterlesen auf Foxnews.

 

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