In den nordöstlichen USA hat es im Winter 2014/15 so viel geschneit wie seit 300 Jahren nicht mehr

Eine neue Studie in den Geophysical Research Letters kam nun zu dem Schluss, dass Operations-Narkosemittel in Krankenhäusern in hohem Maße klimaschädlich sind. UPI berichtete am 7. April 2015:

Your surgery is warming the planet, a little
„Health care in and of itself in the U.S. is one of the worst polluting industries,“ said anesthesiologist Jodi Sherman.

Weiterlesen auf UPI.

Nun ist guter Rat teuer. Vermutlich müsssen die Patienten demnächst wieder wie in guten alten Zeiten mit dem Holzhammer – aus ökologischem Waldbau natürlich – bewusstlos geschlagen werden.

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Noch immer gibt es in den Klimawissenschaften große Rätsel zu bestaunen. Über eines davon schrieb am 8. April 2015 Axel Bojanowski in Spiegel Online:

Meeresforschung: Riesige Warmwasser-Lache im Pazifik erstaunt Forscher
2000 Kilometer breit und 100 Meter tief: Ein gewaltiger Fleck warmen Wassers vor der Westküste der USA sorgt für Unwetter, lässt Tiere sterben – und bringt tropische Wesen nach Norden. Doch woher kommt der Strudel?

Weiterlesen auf Spiegel Online.

Dabei fällt im gesamten Artikel nicht ein einziges Mal das Wort „Klimawandel“. Respekt.

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Wussten Sie schon: In Japan werden derzeit 43 neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von mehr als 21 Gigawatt geplant.

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Der Klimawandel bricht alle Rekorde: In den nordöstlichen USA hat es letzten Winter so viel geschneit wie seit 300 Jahren nicht mehr. Im Daily Caller war hierzu am 10. April 2015 zu lesen:

This past winter broke tons of low temperature records across the eastern seaboard, but would you have guessed the Northeast just had the snowiest winter since the “Little Ice Age”? “Looking back through accounts of big snows in New England by the late weather historian David Ludlum, it appears for the eastern areas, this winters snowblitz may have delivered the most snow since perhaps 1717,” wrote seasoned meteorologist Joe D’Aleo with Weatherbell Analytics.

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In Kanada stapften kürzlich tausende von Aktivisten durch den Schnee, um gegen die Klimaerwärmung zu protestieren.

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Die Helmholtz Gemeinschaft meldete am 13. April 2015:

Klima: Hitzeschock im Baikalsee
Hält die einzigartige Tierwelt des Baikalsees dem Klimawandel stand?
[…] Die Temperaturen im See sind sehr niedrig. Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr über nur etwa sechs Grad Celsius. Das Wasser ist arm an Mineralien und Nährstoffen, aber sehr sauerstoffreich, sogar bis in Tiefen von über 1.600 Metern. Die Tierwelt des Baikalsees hat sich an diese besonderen Bedingungen angepasst. Tierarten aus anderen Lebensräumen konnten sich im Baikalsee nicht etablieren. Bis jetzt: Es ist zu befürchten, dass sich dies durch den fortschreitenden Klimawandel ändern könnte. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind auch am Baikalsee nicht spurlos vorübergegangen: „Die durchschnittliche Wassertemperatur ist in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen. Und die Zeit, in der der See im Winter mit Eis bedeckt ist, ist deutlich kürzer geworden“, sagt Luckenbach. „Außerdem sind im Wasser des Sees Chemikalien nachweisbar, die durch den Menschen in die Umwelt eingebracht wurden. Bedenkt man die über lange Zeit stabilen Umweltbedingungen des Baikalsees, so sind diese Veränderungen dramatisch.“

Eine Kleinigkeit wird dann im Artikel leider doch vergessen zu erwähnen: Im Laufe der vergangenen Jahrtausende haben sich die Temperaturen im Baikalsee zyklisch verändert. Siehe unseren Blogbeitrag „Studie der University of Alberta: Tausendjährige Klimazyklen am Baikalsee durch Sonnenaktivitätsschwankungen ausgelöst„. Mal war es im Baikalsee kalt, mal war es warm. Die Frage muss erlaubt sein: Wenn die Tierwelt in der Vergangenheit mit diesen Schwankungen klargekommen ist, wieso sollte sie es dann heute nicht mehr können?

Die Pressestelle der Helmholtz Gemeinschaft reagierte freundlicherweise 20. Mai 2015 auf die auf der Helmholtz-Webseite hinterlassene Frage und bot folgenden Erklärungsversuch an:

Die gegenwärtige Temperaturerhöhung geht wohl ungewöhnlich schnell.
Hier einige Fakten:
– in den letzten 50 Jahren ist die durchschnittliche Wassertemperatur um ca. 1,2 °C angestiegen
– zwischen 1868 and 1995 hat sich die durchschnittliche Zeit der winterlichen Eisbedeckung um über 16 Tage verkürzt
– seit den 1940er Jahren hat Plankton im Zusammenhang mit Temperaturerhöhung um über 300% zugenommen.
– im Vergleich zu den 1980er Jahren wird für die 2080er Jahre eine Erhöhung der durchschnittlichen Jahres-Lufttemperatur um 4,3°C vorhergesagt.

Zusätzlich zur Temperaturerhöhung ändert sich auch die Wasserchemie des Baikals durch Chemikalien- und Nährstoffeintrag.

Insgesamt kann man sagen: Es gab natürlich über die letzten 25-30 Millionen Jahre (so alt ist der Baikalsee schon) Klimaänderungen, aber die Veränderungen gegenwärtig passieren sehr schnell.
Mit einer Erhöhung der Durchnittstemperatur ist auch eine Erhöhung von Spitzentemperaturen zu erwarten.
Die Frage ist, wie endemische Arten, wie die Flohkrebsarten, die wir als wichtige Glieder des Ökosystems untersuchen, solche relativ „neuen“ Extremsituationen tolerieren können.

Das Wasser des Baikalsees ist extrem nährstoffarm und rein.
Da stellt sich die Frage, wie endemische Flohkrebs-Arten mit einer relativ schnellen Änderung der Wasserchemie umgehen können.

Der Baikalsee hat sich in den letzten 150 Jahren erwärmt: Einverstanden. Dies entspricht der Erwärmung im Zuge des Übergangs der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode. Ist die aktuelle Wärme wirklich so einzigartig in der jüngeren Geschichte? Nein. Ein Team um Anson Mackay hat das Paläoklima am See untersucht und konnte klare Indizien für gesteigerte Temperaturen zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren finden. Hier die Kurzfassung ihrer Arbeit, die im April 2005 im Fachblatt Global and Planetary Change erschien:

1000 years of climate variability in central Asia: assessing the evidence using Lake Baikal (Russia) diatom
The mainly endemic phytoplankton record of Lake Baikal has been used in this study to help interpret climate variability during the last 1000 years in central Asia. The diatom record was derived from a short core taken from the south basin and has been shown to be free from any sedimentary heterogeneities. We employ here a diatom-based inference model of snow accumulation on the frozen lake for the first time (r2boot=0.709; RMSEP=0.120 log cm). However, palaeoenvironmental reconstructions have been improved by the use of correction factors, specifically developed for the dominant phytoplankton (Aulacoseira baicalensis, Aulacoseira skvortzowii, Cyclotella minuta, Stephanodiscus meyerii and Synedra acus) in the south basin of Lake Baikal.assemblages and the application of a diatom-inferred model of snow cover on the lake. Cluster analysis identifies three significant zones in the core, zone 1 (c. 880 AD–c. 1180 AD), zone 2 (c. 1180–1840 AD) and zone 3 (c. 1840–1994 AD), coincident with the Medieval Warm Period (MWP), the Little Ice Age (LIA) and the period of recent warming, respectively. Our results indicate that S. acus dominated the diatom phytoplankton within zone 1 coincident with the MWP. S. acus is an opportunistic species that is able to increase its net growth when A. baicalensis does not. During this period, conditions are likely to have been unfavourable for the net increases in A. baicalensis growth due to the persistence of warm water in the lake, together with an increased length of summer stratification and delay in timing of the autumnal overturn. In zone 2, spring diatom crops blooming under the ice declined in abundances due in part to increased winter severity and snow cover on the lake. Accumulating snow on the lake is likely to have arisen from increased anticyclonic activity, resulting in prolonged winters expressed during the LIA. Thick, accumulating snow cover inhibits light penetration through the ice, thereby having negative effects on cell division rate and extent of turbulence underneath the ice. Consequently, only taxa whose net growth occurs during autumn overturn (C. minuta) predominate in the lake at this time. Diatom census data and reconstructions of snow accumulation suggest that warming in the Lake Baikal region started as early as c. 1750 AD, with a shift from taxa that bloom during autumn overturn to assemblages that begin to grow underneath the frozen lake in spring. Very recent increases and subsequent decline of S. acus in the surface sediments of the lake mirror monitoring records of this species over the last 50 years. Our study confirms that, over the last 1000 years, physical processes are important in determining planktonic diatom populations in the lake and highlights the value of integrated plankton, trap, and sediment studies for improving quantitative palaeoenvironmental reconstructions from fossil material.

Ist die Erwärmung der letzten 150 Jahre schneller als je zuvor in den letzten 10.000 Jahren? Dies muss vorerst eine unbelegte Behauptung der Helmholtz Gemeinschaft bleiben. Wo sind die Paläoklima-Temperaturkurven der letzten Jahrtausende, die belegen würden, dass die Erwärmung im Übergang zur Mittelalterlichen Wärmeperiode um 800-1000 n. Chr. nicht ebenso schnell ablief wie im 20. Jahrhundert? In der Arbeit von Mackay und Kollegen steckt zudem noch eine weitere wichtige Information: Die aktuelle Erwärmung begann nicht etwa um 1850 als das CO2 begann zuzunehmen, sondern startete bereits um 1750, was auf eine signifikante natürliche Variabilität hinweist.

Zwei Jahre nach der ursprünglichen Publikation legte Anson Mackay 2007 nach und publizierte in Earth Science Reviews eine Übersicht zur klimatischen Entwicklung im Baikalsee während der letzten 800.000 Jahre. Der Forscher fand eine bedeutende Klimavariabilität im Tausend-Jahres-Maßstab. Zudem war es über weite Strecken im See wohl wärmer als heute.

 

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