Niederländischer Sozialwissenschaftler fordert Ende der Schwarz-Weiß-Klimadiskussion und den Beginn einer echten Debatte mit den Skeptikern

Der Deutschlandfunk brachte am 3. Februar 2015 ein Interview mit dem niederländischen Sozialwissenschaftler Tom Postmes, der gruppendynamische Prozesse in der Klimadiskussion untersuchte. Einleitend geht es um die 97%-Mehrheit von Menschen,  die anerkennen, dass der Mensch zur Erderwärmung beiträgt. Da sich auch der Großteil der Skeptiker hiermit identifiziert, wird die Aussage belanglos. Kurz darauf wird es aber etwas interessanter:

Tom Postmes: Die Studie zeigt, dass Menschen, die den Klimawandel infrage stellen, dies nicht nur aus eigener Überzeugung tun, sondern auch, weil sie glauben, es gibt da eine Gruppe ähnlich denkender Menschen, die ebenfalls Zweifel haben. Im Prinzip wussten wir das schon, aber dieser kollektive, gruppendynamische Aspekt hat bislang kaum Aufmerksamkeit erhalten. Interessanterweise belegt die Analyse auch, dass für jene Menschen, die den Klimawandel für ein ernstes Problem halten, genau dasselbe gilt. Auch die sehen sich als Teil einer Gruppe, die eine Art Kampf gegen die Skeptiker führt.

Ralf Krauter (DLF): Heißt das: Sowohl die Klimaskeptiker als auch die Klimaschützer sehen sich als Teil einer sozialen Bewegung?

Postmes: Ja, genau. Und zwar als Teil einer sozialen Bewegung, die klare Vorstellungen davon hat, was richtig und gerecht ist – und warum der Gegner falsch liegt. Insbesondere bei den Klimaschützern gibt es klare Zeichen von Wut, dass die Klimaskeptiker Fortschritte auf dem Weg behindern. Und das sorgt natürlich für Spannung zwischen den Gruppen, die in den USA besonders stark ausgeprägt ist.

Gruppendynamik und Group Think auf beiden Seiten. In der Tat ein großes Problem. Um so wichtiger ist es, eine echte faktenbasierte Diskussion zu ermöglichen und kritische Fragen zuzulassen. Dies gilt insbesondere für den Deutschlandfunk selber, der in der Vergangenheit meist Partei für die IPCC-Seite ergriffen und einen echten Dialog bisher verhindert hat. Postmes fordert genau diesen Dialog:

Postmes: […] Wenn wir beim Klimaschutz vorankommen wollen, müssen wir Mittel und Wege finden, den Streit zwischen diesen gegnerischen Lagern zu schlichten.

Krauter: Bedeutet das, die Strategie, die Klimaskeptiker mit wissenschaftlichen Fakten zu überzeugen, ist der falsche Ansatz?

Postmes: Viele Studien haben gezeigt, dass es nicht reicht, Fakten zu liefern. Diese Untersuchung jetzt könnte erklären, warum das so ist. Denn wenn eine Seite bestimmte Informationen zur Verfügung stellt, dann denken die Mitglieder der anderen Seite automatisch: Das ist doch alles Propaganda – und nicht vertrauenswürdig. Dieses Lagerdenken erklärt sehr gut, warum die Fakten, die Wissenschaftler zum Klimawandel präsentieren, mitunter als wenig überzeugend angesehen werden. Andererseits erklärt es auch, warum die Zweifel der Klimaskeptiker auf der anderen Seite selten Gehör finden. Um Abhilfe zu schaffen, müssten die Mitglieder beider Konfliktparteien differenzierter argumentieren. Nicht jeder Wissenschaftler glaubt alles, was Zeitungen über den Klimawandel schreiben. Es gibt da eine Menge Nuancen. Und ich glaube, es könnte den Dialog befördern, wenn man das deutlicher kommuniziert. Bei den Klimaskeptikern ist es dasselbe: Deren Zweifel haben teils ganz unterschiedliche Ursachen, das ist keine uniforme Gruppe. Deshalb denke ich: Mehr Dialog könnte den Fortschritt erleichtern.

Krauter: Sie raten also, das Schwarz-weiß-Denken hinter sich zu lassen?

Postmes: Ja, auf jeden Fall. Dieses Schwarz-weiß-Denken der beiden Lager ist in den USA sehr ausgeprägt und offensichtlich. Aber selbst in den Niederlanden, wo ich lebe, oder in Deutschland hört man manchmal ganz ähnliche Argumente, wie sie in den USA oder Australien üblich sind. Es ist sehr wichtig zu verhindern, dass dieses Lagerdenken sich ausbreitet. Denn es hilft uns nicht weiter.

Ganzes Interview im Deutschlandfunk lesen/hören.

Graustufen-Diskussion anstatt Schwarz-Weiß-Schlagabtausch. Postmes beschreibt das Problem akkurat. Genau diesen Ansatz verfolgen wir deshalb in der neu gegründeten KlimaForschungssInitiative (KFI). Wir wollen mehr Dialog, Argumente in Ruhe und ergebnisoffen austauschen ohne gleich als „Lobbyist der Kohleindustrie“ oder „Klimaalarmistischer Karriereforscher“ betitelt zu werden. Mehr diskutieren, weniger schimpfen.

Ein gutes Interview, das der Deutschlandfunk da initiiert hat. Tut sich etwas in den Köpfen? Ist die Zeit jetzt vielleicht reif für eine wissenschaflich seriöse Diskussion zwischen den beiden Lagern? Wir möchten es hoffen. Gerne wollen auch wir einmal unseren Standpunkt im Deutschland funk erklären. Unaufgeregt und sachlich, versprochen!

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In der Heimat des derzeitigen IPCC-Chef gärt es. Man hat genug von den Horrovisionen Pachauris. Die indische Economic Times berichtete am 7. Januar 2015 von einem denkwürdigen Kongress:

‘Fears of man-made global warming exaggerated’
Two of three scientists at a session on climate change and society at the Indian Science Congress on Tuesday felt fears of man-made global warming were greatly exaggerated. […] As for extreme climatic events such as the Uttarakhand cloudburst, he said such cloudbursts were not new to the Himalayas. „These are cyclical events but not catastrophes. The devastation in Uttarakhand was caused by people living in hazard-prone areas, a function of India’s high population density,“ he added. Rajesh Agnihotri senior scientist at the Radio and Atmospheric Science Division, National Physics Laboratory, who mapped changing trends in India’s monsoons, said there was nothing to suggest that this was because of man-made climate change.

The Daily Caller berichtete eine Woche später, am 14. Januar 2015, dass Indien nun aktiv gegen Greenpeace vorgehen wird, da die Organisation mit seinem extremen Klimaaktivismus das öffentliche Leben störe. Laut Schätzungen habe die NGO bereits großen finanziellen Schaden angerichtet und verzögere den Ausbau der Stromversorgung in einem Land, in dem noch immer 300 Millionen Menschen ohne Zugang zum Stromnetz sind.

 

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