Hans von Storch: „Die Medien neigen immer zum Übertreiben, nicht nur beim Klimathema“

Interview von Hans von Storch im Deutschlandfunk am 24. September 2015:

Medienberichterstattung: „Alles ist nicht Klimawandel“
Der Wirbelsturm Katrina hatte nichts mit dem Klimawandel, sondern mit miserablem Küstenschutz in New Orleans zu tun, betonte der Klimaforscher Hans von Storch im DLF. Die Medienberichterstattung über den Klimawandel hält er für zuspitzend und übertrieben. Es sei dann an ihm und seinen Kollegen, das immer mal wieder richtigzustellen.

Hans von Storch im Gespräch mit Georg Ehring (DLF)

[…]

Ehring: Neigen die Medien zum Übertreiben beim Klimathema?

von Storch: Ich glaube, die Medien neigen immer zum Übertreiben, nicht nur beim Klimathema, sondern bei allen Themen, weil es ja darum geht, eine Geschichte zu erzählen an Kunden, und eine etwas zugespitzte Geschichte ist immer ein bisschen besser als eine langweilige Geschichte. Insofern ist es normal, dass die Medien übertreiben, in beide Richtungen. Das wundert natürlich keinen.

Ehring: Sie sagen, in beide Richtungen. Jubeln die Medien manchmal auch Skeptiker hoch, die sagen, den menschengemachten Klimawandel gibt es gar nicht, um Ausgewogenheit, sagen wir mal, zu simulieren, einer dafür, einer dagegen?

von Storch: Das gibt es bei uns in Deutschland selten, aber ab und zu gibt es das schon. Aber grundsätzlich ist die Medienberichterstattung zuspitzend, und zwar entweder in die eine Richtung oder in die andere Richtung, und da kommt es für uns als Klimaprofis auch ein bisschen darauf an, ab und zu mal zu sagen, nun geht ihr mal ein bisschen zu weit, hört mal jetzt auf damit, bleibt mal ein bisschen an dem, was wir tatsächlich wissen.

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Im Jahr 2013 veröffentlichte Achim Brunnengräber über die Webseite der Freien Universität Berlin einen Forschungsbericht mit ungewöhnlichem Thema:

Klimaskeptiker in Deutschland und ihr Kampf gegen die Energiewende
Das Phänomen ist aus den USA hinlänglich bekannt: Klimaskeptiker oder „Klimakrieger“, wie ein Dossier der Wochenzeitung Die Zeit vom 22.11.2012 übertitelt ist, stellen den von Menschen verursachten Klimawandel oder die daraus gezogenen Schlussfolgerungen in Frage. Von bezahlten Lobbyisten, Stiftungen und think tanks, die der Öl-, Gas- oder Kohleindustrie nahe stehen, wird die Botschaft übermittelt, dass die wissenschaftliche wie politische Beschäftigung mit dem Klimawandel vor allem Angstmacherei, Katastrophismus oder eine große Lüge sei, oder der Klimawandel und seine Folgen werden verharmlost und Gegenstrategien nicht für nötig erachtet. Könnte auch in Deutschland eine ähnlich starke und vor allem ideologisch geprägte Debatte entstehen, wie sie schon lange in den USA geführt wird? Dieser Frage geht die vorliegende Studie nach. Folgende Ergebnisse wurden gefunden: – Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass Klimaskeptiker in Deutschland an politischem Terrain und Aufmerksamkeit gewinnen. – Die Leugnung des Klimawandels ist allerdings nicht mehr zentral. Die Skeptiker fokussieren ihre Kritik stärker auf die politischen Konsequenzen, die als Antwort auf den Klimawandel gezogen werden. Aus Klimaleugnern werden Klimapolitikskeptiker. – Damit einher geht die Infragestellung der Energiewende. Die Positionen der Klimaskeptiker werden dadurch hoffähig und finden – auch prominente – Unterstützung.

Das pdf der 53-seitigen Studie kann hier heruntergeladen werden. Bereits aus dem Abstract geht hervor, dass es sich bei Brunnengräber offenbar um einen lupenreinen Klimaaktivisten handelt. Wie konnte er seine Schrift als Studie bei der FU Berlin unterbringen? Wer in einer wissenschaftlichen Arbeit von „Klimaleugnern“ spricht, hat in der Forschung eigentlich nichts verloren. Berücksichtigen muss man auch, dass der Politologe Brunnengräber keine naturwissenschaftliche Ausbildung mitbringt, also über einen Bereich urteilt, in den er selber kaum einen tieferen Einblick haben kann. Der Bericht strotzt nur so vor Verschwörungstheorien. Die Skeptiker wären alle von Big Oil bezahlt. Vermutlich glaubt Brunnengräber auch noch an den Weihnachstmann und Osterhasen. Hier eine kleine Kostprobe aus dem Bericht:

Die Positionen der Klimaskeptiker reichen von der Behauptung, dass die Erderwärmung seit 15 Jahren (Referenzjahr 1998) zum Stillstand gekommen ist, über die Annahme, dass die Sonne am Klimawandel schuld ist, bis dahin, dass das CO2 aus den Ozeanen kommt oder dass der Klimawandel gar ein Geschenk für die Menschheit ist.

Besteht die Max-Planck-Gesellschaft aus Klimaskeptikern? Siehe: „Max Planck Gesellschaft: “Die Temperaturen stagnieren ungefähr seit 1998, wenn auch auf hohem Niveau”„. Dann müsste wohl auch das Geomar aus Klimaleugnern bestehen, da sie eine Klimawirkung der Sonne beschrieben haben (siehe „Geomar: Die Sonne steuerte das Klima in der Eiszeit„). CO2-Ausgasung aus dem Ozean gab es in den letzten 1 Millionen Jahren wirklich („Neue Antarktisstudie belegt Ursache und Wirkung während der Eiszeitzyklen: CO2-Änderungen folgten der Temperatur mit einer Verzögerung von ein paar hundert Jahren„). Und natürlich gibt es auch einige Vorteile des Klimawandels (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung: Schwarzhalstaucher und Großes Ochsenauge profitieren vom Klimawandel in Deutschland).

Unser Buch „Die kalte Sonne“ mag den Ausschlag für diese Studie gegeben haben. So richtig spannende Neuigkeiten hat Brunnengräber jedoch nicht zu berichten. Wer Lust hat, kann trotzdem in dem Heft stöbern.

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Erinnern Sie sich noch an Climategate? WUWT hat nun eine kleine Rückschau mit den besten Emails gebracht. Schauen Sie mal rein.

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Im Mai 2014 gab der Französische Außenminister Laurent Fabius der Erde noch 500 Tage, bevor die Klimakatastrophe alles verschluckt. Nun lief die Frist ab. Alles blieb beim Alten. Nichts wurde verschluckt. Sturm im Wasserglas. Wieder so eine unerfüllte Prophezeiung.

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In der Klimadiskussion sind eine ganze Reihe von Institutionen beteiligt. Alfred Brandenberger hat eine schöne Übersicht hierzu:

Int. UNEP/PNUE United Nations Environment Programme
IPCC/GIEC – International Panel for Climate Change
Greenpeace
WWF – World Wildlife Fund
USA GISS Goddard Institute for Space Studies (NASA)
NSIDC US National Snow and Ice Data Center
NCAR National Center for Atmospheric Research
EPA Environmental Protection Agency
APS American Pyhsical Society
AMS American Meteorological Society
Pentagon
EU EU Europäische Union
DE PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
AWI Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Global Umweltveränderungen
DWD Deutscher Wetterdienst
UBA Umweltbundesamt / Environmental Protection Agency
DMG Deutsche Meteorologische Gesellschaft e.V.
IWES Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik
FR ADEME Agence de l’Environnement et de la Maîtrise de l’Energie
CH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
GB University of East Anglia Climate Research Unit (UEA-CRU)
UK Met Office

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Al Gores Climate Reality Project meint nun herausgefunden zu haben, weshalb Klimaskeptiker die IPCC-Hardcore-Linie nicht mitmachen wollen. Am 1. September 2015 erklärten die Aktivisten:

Three Ways Climate Deniers Cherry-Pick Facts about Climate Change

1. Misrepresenting Data

Al Gores Truppe ärgert sich an diesem Punkt über das heiße El Nino-Jahr 1998, der Beginn der Erwärmungspause.

2. Cherry-Picking Facts

Wieder geht es um 1998. Dieser Stachel scheint tief zu sitzen.

3. Dwelling on the Weather

Hierzu tendieren jetzt eher die Klimaalarmisten. Ein heißer Sommer – und zack – ist der Beweis für die Klimaerwärmung erbracht.

 

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