Nordatlantische Oszillation synchronisiert die Samenproduktion von Buche und Fichte in Europa

Im April 2018 erschient im Fachblatt Current Opinion in Environmental Sustainability eine Arbeit die beschreiben will, wie die Gesellschaft zu „positiven Tipping-points“ kommen soll um die Klimaziele zu erreichen. Eine Abkehr von der nervenden Katastrophenterminologie, hin zu einer mehr blumigen Klimaalarmsprache? Interessant ist Abb.2, wo immer höhere „Visionen“ im Mittelpunkt stehen. Wie sagte unser Altbundskanzler Schmidt: „Wer Visionen hat gehört zum Arzt!“ Auszug aus dem Abstract:

To this end, this research reviews and introduces the notion of positive tipping points as emergent properties of systems–including both human capacities and structural conditions — which would allow the fast deployment of evolutionary-like transformative solutions to successfully tackle the present socio-climate quandary. Our research provides a simple procedural synthesis to help identify and coordinate the required agents’ capacities to implement transformative solutions aligned with such climate goal in different contexts.

Alles klar?

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Pressemitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL vom 16. Januar 2018:

Nordatlantisches Wetterphänomen beeinflusst extreme Samenjahre bei Bäumen in Europa

Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat herausgefunden, dass die sogenannte Nordatlantische Oszillation (NAO) die Samenproduktion von Buche und Fichte in ganz Europa synchronisiert.

Als Nordatlantische Oszillation (NAO) bezeichnet man eine Schwankung des Druckverhältnisses über dem Nordatlantik zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden. Die NAO hat einen grossen Einfluss auf das europäische Klima- und Wettergeschehen – und offenbar auch auf die Samenproduktion von Waldbäumen.

In sogenannten Mastjahren, die in unregelmässigen Abständen vorkommen, produzieren Waldbäume enorme Mengen von Samen. Das Phänomen ist artspezifisch und kann nicht nur in einzelnen Beständen gleichzeitig auftreten, sondern auch regional oder sogar über sehr grosse Regionen hinweg quer durch Europa.

Die Wissenschaftler unter der Leitung der Universitäten von Neapel und Liverpool und mit Beteiligung der WSL haben die Mastjahre von Buchen und Fichten der letzten 190 Jahre in ganz Europa zusammengetragen. Diese verglichen sie für die letzten Jahrzehnte mit den NAO-Daten. Die Berechnungen zeigen, dass während der letzten 60 Jahre solche Mastereignisse sowohl mit den jährlichen als auch jahrzehntelangen Schwankungen der NAO zusammenhängen. So scheint die NAO zur Zeit der Blüte oder auch im Winter oder sogar im Vorjahressommer vor der Samenreife einen Einfluss auszuüben. Faktoren sind etwa die Nährstoffeinlagerung, die Anlage von Blütenknospen im Vorjahr oder eine erfolgreiche Bestäubung durch Wind im Mastjahr selbst. Die Wissenschaftler berichten im Fachjournal Nature Communications über die Resultate.

Eine starke NAO synchronisiere demnach das Klima in ganz Europa und könne die Samenproduktion bestimmter Baumarten grossräumig beeinflussen, schreibt die Universität Liverpool in einer Mitteilung. So können die Bäume einer Art über grosse Distanzen hinweg gleichzeitig massenweise Samen produzieren, wodurch ihnen Samen fressende Vögel und Kleinsäuger weniger zusetzen können. Diese Tiere wiederum können sich in Mastjahren zum Teil explosiv vermehren, was sogar eine Zeckenplage zur Folge haben kann. Die NAO scheint bei diesem ökologischen Wettrennen ein Schlüsselfaktor zu sein.

 

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