Um Antwort wird gebeten: ZDF-Fernsehrat eingeschaltet, um strittige Behauptungen in „Leschs Kosmos: Der Klima-Lügen-Check“ überprüfen zu lassen

An: ZDF-Fernsehrat
Von: Dr. habil. Sebastian Lüning

Gesendet: 22.12.2015

 

Sehr geehrte Damen und Herren des ZDF-Fernsehrats,

Am 24.11.2015 zeigte das ZDF um 22:45 Uhr die Sendung “Leschs Kosmos: Der Klima-Lügen-Check”. Zunächst einmal ist zu begrüßen, dass das ZDF das kontroverse Thema Klimawandel aufgriff und Argumente beider Seiten diskutierte. Leider scheint den Verantwortlichen der Sendung jedoch vor allem an der Darstellung der eigenen Sichtweise gelegen gewesen zu sein, wobei u.a. Behauptungen aufgestellt werden, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar sind:

 

1) Prof. Lesch behauptet im ersten Teil der Sendung, die heutige Erwärmung und der heutige Eisschwund liefe angeblich viel schneller ab als jemals zuvor (daher könnten sich die Eisbären nicht anpassen, wie in der Vergangenheit). Dies ist nicht korrekt. Paläoklimatologische Arktis-Studien konnten ähnlich schnelle Temperaturwechsel auch in der vorindustriellen Vergangenheit nachweisen.
https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=zvwgQ0tAjx_k.keO5eR4ueHXE

Hierzu gehört z.B. eine abrupte Erwärmung um 900-1000 n. Chr., als sich das Klima in der Arktis ähnlich schnell erwärmte wie im 20. Jahrhundert. Besonders erwähnenswert ist hier eine neue Studie eines Teams um Arto Miettinen vom Norwegian Polar Institute in Tromsø.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2015PA002849/abstract

Darin beschreiben die Autoren die Ergebnisse einer hochauflösenden Sedimentkernstudie vor der Südostküste Grönlands. Miettinen und Kollegen dokumentierten unter anderem eine Erwärmungsphase um 1000 n. Chr., bei der die Temperatur innerhalb von nur 55 Jahren um 2,4°C nach oben schnellte. Entsprechend rapide halbierte sich die Meereisbedeckung und ging von 70% auf 30% zurück. Die Eisbären haben dies offenbar gut überlebt. Prof. Leschs Aussage in der ZDF-Sendung zur angeblich alles übertreffenden Erwärmungsrate im 20. Jahrhundert ist daher fehlerhaft und stellt die Situation dramatischer dar als sie in der Realität ist.

 

2) Prof. Lesch stellt in der Sendung schrumpfende Gletscher der letzten Jahrzehnte dar und räumt dabei dankenswerterweise ein, dass es Gletscherschwankungen auch in der Vergangenheit gegeben habe. Er versäumt jedoch darauf hinzuweisen, dass viele Gletscher der Erde (auch in den Alpen) während der letzten 20.000 Jahre viel kürzer waren als heute, ein wichtiger Kontext, der den Zuschauern leider vorenthalten wird.
Z.B.: http://hol.sagepub.com/content/16/5/697.abstract

Prof. Lesch stellt am Ende des Abschnitts eine entsprechende Suggestivfrage und lässt die heutige Gletscherschmelze als höchstwahrscheinlich anthropogen verursacht aussehen, obwohl vor 1000 Jahren zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode ein ähnliches (natürliches) Gletscherschmelzen verzeichnet wurde. Leschs Argumentation ist unsauber.
http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF01092411

 

3) Prof. Lesch suggeriert, das globale Gletschereis würde immer schneller schmelzen und diese “exponentielle” Entwicklung könne man auch bereits im Meeresspiegelanstieg wiederfinden. Dies ist nicht korrekt. In den letzten Jahrzehnten ist keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs erkennbar.
http://sealevel.colorado.edu/content/2015rel4-global-mean-sea-level-time-series-seasonal-signals-removed
http://www.southampton.ac.uk/news/2014/05/09-back-to-the-future-determine-sea-level-rise-accelerating.page

 

4)  Prof. Lesch argumentiert in der Sendung leidenschaftlich gegen eine bedeutende Klimawirkung von Sonnenaktivitätsschwankungen. Er führt als Hauptgrund für die Kleine Eiszeit vor 400 Jahren Vulkanausbrüche an. Zwar stellt dies in der Tat eine mögliche Erklärungsmöglichkeit dar, entspricht aber nicht der Mehrheitsmeinung in der Wissenschaft. Der größte Teil der Forscher sieht weiterhin die schwache Sonnenaktivität als Auslöser der Kleinen-Eiszeit-Kälte. Die Ausblendung dieser weiter gültigen Theorie gibt die Situation unvollständig und persönlich gefärbt wieder. Dies passt nicht zur Neutralität, für die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesorgt sein sollte.
http://www.alphagalileo.org/ViewItem.aspx?ItemId=147372&CultureCode=en

Die Kleine Eiszeit stellt zudem nicht die einzige Kältephase in den letzten 10.000 Jahren dar, sondern ist lediglich eines von einer ganzen Reihe von Kälteereignissen, die allesamt in Phasen geringer Sonnenaktivität fallen. Ebenfalls nur Zufall?
http://www.sciencemag.org/content/294/5549/2130
http://www.klimaargumente.de/#solarmil

Ist es auch nur Zufall, dass die Sonne gegen Ende des 20. Jahrhunderts ihre größte Intensität erreichte als auch die moderne Erwärmungsrate ihr Maximum erreichte?
http://www.pages-igbp.org/ini/wg/solar-forcing/intro

Prof. Leschs vehemente Argumentation gegen bedeutende solare Klimaeinflüsse wirkt umso befremdlicher, als es eine große Anzahl an Fallstudien der letzten 10.000 Jahre aus der ganzen Welt gibt, die eine klare klimatische Steuerwirkung von Sonnenaktivitätsschwankungen nachweisen. Ich möchte hier nur zwei Arbeiten exemplarisch aufführen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2015PA002849/abstract (dies ist die oben bereits aufgeführte Grönlandstudie)
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S027737911300022X

Mehr z.B. hier:
http://chrono.qub.ac.uk/blaauw/cds.html
http://www.klimaargumente.de/#klimawirkungsonne

Der 5. IPCC-Bericht räumt in Kapitel 5.3.5. (WG1) ein, dass es den Klimamodellen leider noch immer nicht gelungen ist, die paläoklimatologisch nachgewiesene Mittelalterliche Wärmeperiode in der Simulation nachzuvollziehen. Trotz dieses offensichtlichen Kalibrierungsmankos werden diese Modelle für Zukunftsmodellierungen eingesetzt, und auch Prof. Lesch stützt sich uneingeschränkt auf die Modellergebnisse. Ein erfolgreicher “Hindcast” bzw. “Historymatch” ist Grundvoraussetzung, um Modelle für Vorwärtsmodellierungen verwenden zu können.

 

Es ist schön, dass Prof. Lesch die Zuschauer an seinen Gefühlen teilhaben lässt. Das macht die Sendung lebendiger. Jedoch ist seine Argumentation in der angesprochenen Sendung in wichtigen Punkten einseitig, unausgewogen und fehlerhaft. Dies darf bei einer populärwissenschaftlichen Sendung, die an das breite Publikum gerichtet ist und aufgrund der Pariser Klimakonferenz zudem weitreichende politische Implikationen hat, nicht passieren.

  • Ich würde mich freuen, wenn das ZDF die angesprochenen Punkte im Sinne der Transparenz auf der ZDF-Webseite aufgreifen und korrigieren könnte.
  • Vielleicht könnte sich das ZDF in einer weniger persönlich eingefärbten Wissenschaftssendung einmal ernsthaft mit der angesprochenen Häufung von “zufälligen” Korrelationen von Sonne und Kima beschäftigen. Hauptfrage: Weshalb hat die Sonne das Klima in der Vergangenheit maßgeblich mitbestimmt, während der Sonne heute kaum eine Klimawirkung zugestanden wird. Aus welchem Grund soll die Verknüpfung der beiden plötzlich beendet worden sein? Hier müssen dann auch endlich Verstärkermechanismen angesprochen werden (z.B. UV), die Prof. in der Sendung ignorierte.
  • Im Sinne der Transparenz wäre es wichtig zu erfahren, wer an der Sendung als wissenschaftlicher Ratgeber mitgewirkt hat.

 

Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen zum Weihnachtsfest,

Dr. habil. Sebastian Lüning

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An: Dr. Sebastian Lüning
Von: Christiane Götz-Sobel, Leiterin der ZDF-Redaktion Naturwissenschaft und Technik

Gesendet: 18.1.2016

 

Sehr geehrter Herr Dr. Lüning,

Ihre Anmerkungen zur Sendung „Leschs Kosmos“ vom 24. November hat das Büro des Fernsehrats an mich mit der Bitte um Beantwortung weitergeleitet.

Zunächst einmal besten Dank für die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit unserer Sendung. Die Entwicklung des globalen Klimas und die komplexen Zusammenhänge, die bei Analysen und Prognosen zu berücksichtigen sind, führen immer wieder zu Diskussionen um die faktischen Grundlagen und deren Bewertung. In der Redaktion verfolgen wir die Erkenntnisse aus der Forschung aufmerksam. Mit unseren Sendungen wollen wir zum Verständnis naturwissenschaftlicher Sachverhalte beitragen. Bei den Darstellungen stützen wir uns auf die Daten der in der Wissenschaft allgemein anerkannten Institutionen, Publikationen und Experten. Die von Ihnen bezeichneten Quellen und Bewertungen sind uns weitgehend bekannt.

Als Beleg dafür, dass die Aussagen in der o. g. Sendung durch entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt sind, möchte ich zu einigen ihrer inhaltlichen Anmerkungen im Folgenden Erkenntnisse und Quellen anführen, die andere als die von Ihnen beschriebenen Aussagen stützen.

–        Erwärmungsphase um 1000 n. Chr.:

Unter Wissenschaftlern gibt es unterschiedliche Auffassungen, wie erheblich die Erwärmung in dem genannten Zeitraum war. Belegt ist allerdings, dass es sich nicht um einen globalen Effekt handelte, sondern um eine Erwärmung, die sich auf bestimmte Regionen der Nordhalbkugel, beschränkte. Heute haben wir es mit einer Erwärmung innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu tun, die sich global zeigt. http://www.meteo.psu.edu/holocene/public_html/shared/articles/MannetalScience09.pdf

http://www.nature.com/ngeo/journal/v6/n5/abs/ngeo1797.html

–        Erwärmung in der Arktis:
Betrachtet man die Entwicklung während der vergangenen Jahrtausende, so verzeichnet die Temperaturkurve in der Arktis im Verlauf der letzten Dekaden einen auffallenden Anstieg.

http://science.sciencemag.org/content/325/5945/1236.full?ijkey=HAyoHNJ0JlLHA&keytype=ref&siteid=sci
Studien belegen, dass die Ausbreitung des heutigen Meereises in der Arktis durchschnittlich geringer ist als in den vergangen 1450 Jahren. Der Rückgang des Meereises in der Arktis besonders in den vergangenen Jahrzehnten ist unübersehbar.

http://www.nature.com/nature/journal/v479/n7374/full/nature10581.html

http://nsidc.org/arcticseaicenews/

Der Anpassungsdruck, der heute auf der Natur lastet, ist gewaltig.
Nebenbei sei erwähnt, dass Eisbären – zumindest auf genetischer Ebene – tatsächlich gute Chancen haben, das Abschmelzen des arktischen Eises zu überstehen: Schon heute werden immer häufiger gemeinsame Nachkommen von Eisbären und Grizzlys entdeckt. Das Schrumpfen des Lebensraums zwingt Eisbären in andere Regionen und damit in die Nähe der „alten Verwandten“.

 

–        Meeresspiegelanstieg
Den Anstieg des Meeresspiegels belegen Satellitendaten. Teilweise ist der Anstieg durch abschmelzende Gletscher bedingt, teilweise durch die Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers. http://www.nasa.gov/goddard/risingseas
Von einem „exponentiellen Anstieg“ war in unserer Sendung keine Rede. Der Meeresspiegelanstieg wird in unterschiedlichen Regionen unseres Planeten aufgrund des Schwerefelds der Erde unterschiedlich hoch ausfallen. An der Gesamttendenz und den daraus resultierenden gravierenden Folgen gibt es von wissenschaftlicher Seite aber keinen begründeten Zweifel.

–        Einfluss der Sonnenaktivität

Einen spürbaren Einfluss des Sonnenfleckenzyklus bzw. der Sonnenaktivität lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Der Verlauf der globalen Durchschnittstemperatur erweist sich seit Jahrzehnten als von der Sonnenaktivität entkoppelt.

https://www.aip.org/history/climate/solar.htm

http://www.sidc.be/silso/monthlyssnplot

http://climexp.knmi.nl/plotdaily.cgi?id=someone@somewhere&TYPE=i&WMO=tsi_wls_ann&STATION=reconstructed_solar_constant&NAME=&nday=50&climyear1=1981&climyear2=2010&NPERYEAR=1
Auch wenn aus vergleichsweise kurzen Beobachtungsperioden kein Langfristtrend abzuleiten ist – schließlich beschreibt „Klima“ das über 30 Jahre gemittelte Wetter – ist doch bemerkenswert, dass der aktuelle Sonnenzyklus der schwächste seit 50 Jahren ist, während wir auf die konstant heißeste Fünfjahresperiode seit Temperaturaufzeichnung zurückblicken.

 

Die weit überwiegende Mehrheit der Klimaforscher geht aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage davon aus, dass der seit Jahrzehnten zu beobachtende Klimawandel hauptsächlich anthropogenen Ursprungs ist. http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/8/2/024024.
Dies findet sich auch in den Sachstandsberichten des IPCC. Das IPCC betreibt einen beträchtlichen Aufwand für die Evaluierung seiner Modelle – auch durch history matching. https://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/wg1/WG1AR5_Chapter09_FINAL.pdf

In der Fachredaktion, in welcher u. a. die Sendereihe Leschs Kosmos entsteht, werden die Themen von Naturwissenschaftlern recherchiert und entwickelt. Die aufgeführten Links stellen nur eine Auswahl der Quellen dar, die zum Thema geprüft wurden. Prof. Harald Lesch und das Redaktionsteam orientieren sich an wissenschaftlich allgemein anerkannten Quellen und Erkenntnissen. Diese waren Grundlage der Darstellungen in unserer o. g. Sendung.

Mit bestem Dank für den Einblick in Ihre Argumentationen verbleibe ich für Prof. Harald Lesch und das Redaktionsteam

mit freundlichen Grüßen

Christiane Götz-Sobel

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An: Christiane Götz-Sobel
Von: Dr. Sebastian Lüning

Gesendet: 18.1.2016

Sehr geehrte Frau Götz-Sobel,

Herzlichen Dank, dass Sie sich für mein Anliegen Zeit genommen haben. Ihre Ausführungen habe ich mit Interesse gelesen. Mir fällt auf, dass Sie nur einen gefilterten Teilausschnitt der Literatur zitieren, dem jedoch andere wichtige Arbeiten entgegenstehen. Zur Mittelalterlichen Wärmeperiode und der Arktiserwärmung möchte ich Ihnen einige neuere Arbeiten und Zusammenstellungen nennen, die die Situation in einem anderen Lichte erscheinen lassen. Beim dritten Punkt, der Sonne, war ich von Ihrem Brief doch recht enttäuscht. Leider sind Sie nicht auf meine Argumente eingegangen und weichen der Diskussion aus. Zu diesem Punkt würde ich gerne von Ihnen doch noch eine Antwort bekommen, die anderen beiden Themen (1,2) können wir gerne abhaken.

 

1) Erwärmungsphase um 1000 n. Chr.:

Die Mittelalterliche Wärmeperiode (MWP) 900-1300 n.Chr. ist auch von der Südhalbkugel recht gut bekannt. Die Forschung hat bei der regionalen Auswertung hier noch Aufholbedarf, aber langsam werden die Verhältnisse klarer. Zum Beispiel ist die MWP in fast allen Fallstudien der Antarktis dokumentiert:
http://www.kaltesonne.de/die-mittelalterliche-warmeperiode-in-der-antarktis-weshalb-konnen-die-klimamodelle-sie-nicht-reproduzieren/

Auch aus Afrika, Australien und Ozeanien ist die MWP bekannt:
http://www.kaltesonne.de/die-mittelalterliche-warmeperiode-in-afrika/
http://wattsupwiththat.com/2016/01/09/evidence-of-the-medieval-warm-period-in-australia-new-zealand-and-oceania/

Alles deutet auf eine statistisch robuste globale MWP-Warmphase hin, auch wenn es hier und da vielleicht leicht zeitliche Verschiebungen geben könnte (die mit den vorhanden Methoden und begrenzten Auflösungen oft noch nicht genau beziffert werden können). Die von Ihnen zitierte Arbeit von Mann et al. 2009 ist mir natürlich bekannt und korrigiert die Hockeschläger-Arbeiten, die Mann und Kollegen zehn Jahre zuvor erstellt hatten. Die PAGES2K-Arbeit ist mir ebenfalls gut bekannt. Am Beispiel der Antarktis zeigte sich, dass PAGES2K einen Großteil der vorhandenen Studien leider unberücksichtigt ließ, also noch starker Nachbesserungsbedarf besteht.

http://www.kaltesonne.de/die-mittelalterliche-warmeperiode-in-der-antarktis-weshalb-konnen-die-klimamodelle-sie-nicht-reproduzieren/

 

2) Erwärmung in der Arktis:

Sie schreiben:

“Betrachtet man die Entwicklung während der vergangenen Jahrtausende, so verzeichnet die Temperaturkurve in der Arktis im Verlauf der letzten Dekaden einen auffallenden Anstieg.”

Stimmt nicht. Vielmehr ist  ein langfristiger Abkühlungstrend in der Arktis in den letzten Jahrtausenden zu erkennen, den u.a. eine Gruppe um Darrell Kaufman 2013 gut dokumentierte:
http://www.buffalo.edu/news/releases/2013/11/033.html

In der Zeit von 5000-3000 Jahren vor heute war die grönländische Eiskappe viel kleiner als heute. Die höchsten Atmosphären-Temperaturen der letzten 10.000 Jahren herrschten davor, nämlich vor 9000-5000 Jahren. Es dauerte also einige tausend Jahre, bis das Eis voll darauf reagierte. Auch die Ozeane zeigten eine starke Verzögerung. Ihr Temperaturhöhepunkt der Nacheiszeit ereignete sich zeitgleich zum Grönland-Eisminimum, also 5000-3000 Jahre vor heute.

Weitere Literatur anderer Gruppen hier: http://www.kaltesonne.de/gronlandisches-inlandeis-besas-vor-5000-jahren-deutlich-weniger-eismasse-als-heute/

Wie bereits in meiner ursprünglichen Mail erwähnt, stellt die Erwärmung im 20. Jahrhundert keine Sondersituation dar, sondern ist durch paläoklimatologische Untersuchungen aus der Vergangenheit gut bekannt (siehe z.B.  Miettinen et al. 2015).

Die von Ihnen zitierte Meereisarbeit von Kinnard et al. 2011 ist mittlerweile etwas überholt. Neuere Arbeiten verwenden Diatomeen-Meereismarker und fanden ein deutliches Ausdünnen des arktischen Meereises während der MWP, vergleichbar mit den heutigen Verhältnissen. Sehr zu empfehlen: Sha et al. 2016, http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0277379115301682

Hier wird auch der solare Einfluss auf das Klima diskutiert.

 

2) Einfluss der Sonnenaktivität:

Hier gehen Sie auf meine Argumente gar nicht ein und weichen unter Nennung wenig aussagekräftiger Sekundärquellen bzw. Datenbanken der Diskussion aus. Da dies eine der Hauptthesen von Prof. Lesch in der Sendung war, möchte ich um eine ernsthafte Diskussion meiner Argumente bitten:

1) Eine Vielzahl von paläoklimatologischen Studien belegt die starke Kopplung zwischen solarer Aktivität und Klima
http://chrono.qub.ac.uk/blaauw/cds.html
http://www.klimaargumente.de/#klimawirkungsonne

2) In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreichte die Sonne eine der größten Intensitäten der letzten 10.000 Jahre, parallel zum Höhepunkt der aktuellen Erwärmung, die seit 1998 stockt. Nur Zufall? Ähnliches ist zur Zeit der MWP passiert. Während der Kleinen Eiszeit war die Sonne schwach. Hier ist die neueste solare Rekonstruktion, die Sie bitte berücksichtigen wollen. Sie stammt von der PAGES2K-Seite, einem Projekt das Sie in Ihrer Mail selber zitieren.

http://www.pages-igbp.org/ini/wg/solar-forcing/intro

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Lüning

 

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