Verdeckt operierender IPCC-Leitautor macht die Sonne madig – Gute Argumente hat er allerdings keine

In der Frankfurter Rundschau erschien am 6. Juli 2013 ein Artikel mit dem Titel „Die Sonne wird nicht unterschätzt“. Darin wird der Klimaforscher Stefan Brönnimann zu verschiedenen klimawissenschaftlichen Themen befragt, unter anderem auch zur Klimawirkung der Sonne. Hier ein Auszug:

FR: Der Ex-Energiemanager und Chemiker Fritz Vahrenholt wirft speziell dem UN-Klimarat IPCC vor, die Sonnenaktivität als „vernachlässigbar“ einzustufen. Trifft das zu?

BRÖNNIMANN: m letzten IPCC-Bericht wurde das Thema recht ausführlich diskutiert. Aber der Einfluss auf die globale Temperatur ist eben nicht so klar, wie Vahrenholt und sein Co-Autor Sebastian Lüning es darstellen. […]

FR: Die Klimaskeptiker behaupten, der Einfluss der wechselnden Aktivität der Sonnen werde von der Klimaforschung sträflich unterschätzt. Haben sie Recht?

BRÖNNIMANN: Ganz bestimmt wird das Thema Sonne nicht unterschätzt. Dass wir nicht viel zum Einfluss der Sonne wissen, obwohl seit langem dazu geforscht wird, hat zwei Ursachen. Erstens bestehen große Unsicherheiten über die Schwankungen der Sonnenaktivität selber. Wie stark schwankt die Sonne insgesamt und wie stark sind die Schwankungen im ultravioletten und im sichtbaren Bereich? Das wissen wir nicht. Zweitens besteht Unsicherheit über den Wirkungsmechanismus. Vielleicht ist der Einfluss aber auch ganz einfach eher gering und deshalb schwer nachzuweisen. Zudem besteht bisher keine Einigkeit über die Rolle der Sonne bei früheren Klimaschwankungen wie beispielsweise der Kleinen Eiszeit im späten Mittelalter. Vielleicht spielte die Sonne hier eine entscheidende Rolle, vielleicht waren Vulkanausbrüche wichtiger.

Brönnimann ist sich ganz sicher, die Wirkung der Sonne wird nicht unterschätzt. Damit meint er natürlich „wird vom IPCC“ nicht unterschätzt, denn etliche seiner Fachkollegen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt haben, sehen dies wohl doch etwas anders. Man muss nur in die Vergangenheit schauen, um die bedeutende Klimawirkung von Sonnenaktivitätsschwankungen zu erkennen. Ist es nicht seltsam, dass der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres im Takt der Sonne pulsierte? Sollte es nicht nachdenklich stimmen, dass Osteuropäische Kälteperioden vermehrt während solarer Schwächephasen stattgefunden haben? Weiß Brönnimann eigentlich, dass der solare 11-Jahreszyklus die Temperaturen über Europa lokal um mehr als 1 Grad beeinflusst hat? All dies sind aktuelle Publikationen, die wir hier im Blog in den letzten Monaten vorgestellt haben. Weitere Papers finden sich hier.

Brönnimann erklärt den FR-Lesern, dass der Schwankungsbetrag der Sonnenaktivität nicht gut bekannt wäre. Richtig. Es könnte durchaus sein, dass die Sonnenaktivität viel stärker geschwankt hat, als lange angenommen. Hierauf deuten jedenfalls Ergebnisse eines schweizerischen Forscherteams von 2011 an, das den Strahlungsanstieg von der Kleinen Eiszeit bis heute neu berechnete und auf Werte kommt, die sechsfach höher liegen als die vom IPCC verwendeten. Und auch der UV-Effekt könnte einen wirksamen Klimaverstärker für die Sonne darstellen (siehe unseren Blogartikel „Neue Hinweise auf den UV-Solarverstärker: Verknüpfung von Stratosphäre und Ozeanen über arktische Winde südlich von Grönland„). Die Kleine Eiszeit als Folge von Vulkanausbrüchen darzustellen ist wissenschaftlich höchst umstritten (siehe unseren Blogartikel „Die Kleine Eiszeit als weltweite Kältephase: Welche Rolle spielten die Vulkane?„).

Schnell wird klar: Stefan Brönnimanns Argumentation ist in sich nicht schlüssig. Was könnte also wirklich hinter diesem plumpen Versuch stecken, die Klimawirkung der Sonne herunterzuspielen? Aus dem Artikel in der Frankfurter Rundschau wissen wir lediglich, dass Brönnimann „die Forschungsgruppe für Klimatologie am Geografischen Institut der Universität Bern“ leitet. Nun ist bekannt, dass an der Uni Bern die Zentrale des Weltklimarats IPCC beheimatet ist. Könnte der im FR-Text als ‚unabhängig‘ dargestellte Brönnimann möglicherweise….? Genau, richtig geraten. Brönnimann ist Leitautor des aktuellen IPCC-Berichts und zwar von Kapitel 2 des physikalischen Grundlagenteils der Arbeitsgruppe I. Plötzlich liest sich die im Interview vorgebrachte Verteidigung des IPCC-Ansatzes ganz anders. Und die FR-Leser werden über die enge IPCC-Verbandelung des Wissenschaftlers im Dunkeln gelassen. Wenn man sich Brönnimanns Lebenslauf näher anschaut, wird das flaue Bauchgefühl sogar noch stärker. Anstatt sich an verschiedenen internationalen Institutionen bewährt zu haben, scheint Brönnimann vor allem den IPCC-geprägten Berner Uni-Betrieb zu kennen. Sowohl seinen Master als auch seinen Doktortitel erhielt Brönnimann an der Universität Bern. Beide Abschlüsse übrigens in der Geographie.

Im Herbst kommt der neue IPCC-Bericht heraus. Im Widerspruch zu zahlreichen neuen Forschungsresultaten wird die Sonne dort weiter in ihrer Wirkung degradiert werden. Der IPCC besitzt offenbar noch immer nicht die Courage, seine Fehleinschätzung einzugestehen. Das fragwürdige Interview von Stefan Brönnimann in der Frankfurter Rundschau entpuppt sich schnell als übler IPCC-Marketing Schachzug. Der Wissenschaft ist damit nicht geholfen, der Karriere des Forschers am Berner IPCC-Institut hingegen auf jeden Fall.

 

Siehe auch englischsprachiger Artikel auf notrickszone.com.
Abbildungsquelle des Fotos von Stefan Brönnimann: Uni Bern.

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