Wie Aktivisten und IPCC ihr Wissen über den natürlichen Klimawandel geheim hielten

Wer sich ein wenig in der Klimadiskussion auskennt, bekommt beim lesen von Artikeln der folgenden Sorte Bauchgrummeln (hier: Spiegel, 16. April 2018):

Vertrauliche Shell-Studie: Wie ein Ölkonzern sein Wissen über den Klimawandel geheim hielt
Geheimdokumente zeigen: Shell wusste schon vor 30 Jahren im Detail über den Treibhauseffekt Bescheid – und entschied zu schweigen.

Nicht dass einem Shell besonders leid tun müsste, aber man kann schon ahnen, was hier passiert ist. Eine Abteilung hat Publikationen studiert und für das Management zusammengefasst. Darin steht dann natürlich, dass das aus der fossilen Brennstoffnutzung stammende CO2 erwärmend wirkt. What’s new? Wer den Shell-Bericht von 1988 selber lesen möchte, kann dies auf climatefiles.com tun. Climatefiles fasst den Inhalt der Studie wie folgt zusammen:

–A thorough review of climate science literature, including acknowledgement of fossil fuels’ dominant role in driving greenhouse gas emissions. More importantly, Shell quantifies its own products’ contribution to global CO2 emissions.

–A detailed analysis of potential climate impacts, including rising sea levels, ocean acidification, and human migration.

–A discussion of the potential impacts to the fossil fuel sector itself, including legislation, changing public sentiment, and infrastructure vulnerabilities. Shell concludes that active engagement from the energy sector is desirable.

–A cautious response to uncertainty in scientific models, pressing for sincere consideration of solutions even in the face of existing debates.

–A warning to take policy action early, even before major changes are observed to the climate

Das Ganze erschien noch vor dem ersten IPCC-Bericht, also noch bevor der IPCC erste Resultate überhaupt vorlegte. Die Datenbasis von Shell war entsprechend mau, die Schlussfolgerungen kaum belastbar. Die Klimageschichte der letzten 2000 Jahre war nahezu unbekannt. Da wirkt es schon kurios, der Firma Shell vorzuwerfen, sie hätte damals schon alles gewusst, also noch besser als die Klimawissenschaftler damals. Seitdem wurde viel geforscht. Die wichtige Rolle der Ozeanzyklen bei der natürlichen Klimavariabilität wurde erst im 21. Jahrhundert verstanden. Die Mittelalterliche Wärmeperiode ist heute als globales Phänomen bekannt, was die Klimamodelle alt aussehen lässt. Die CO2-Klimasensitivität sackt Jahr für Jahr weiter ab. Der IPCC muss in den kommenden Monaten und Jahren so einige Veränderungen im Klimaverständnis einräumen müssen.

In Wahrheit hatten Shell, Exxon & Co. damals genausowenig Ahnung wie alle. Die Vorwürfe von Aktivistenseite zeigen, wie schwach dort die klimawissenschaftlichen Kenntnisse ausgebildet sind. Über den Stand der Dinge herrscht dort offenbar eine gefährliche Ahnungslosigkeit. Bei all diesen Klimaklagen geht es auch gar nicht so sehr darum, am Ende zu gewinnen. Früher veranstaltete man Demos und besetzte Bahnhöfe, heute hofft man auf breite mediale Aufmerksamkeit, wenn man vermeintliche Klimasünder verklagt. Dies räumen Akltivisten auf einschlägigen Seiten selber ein, hier z.B. Klimafakten am 16. April 2018:

Vor Gericht für mehr Klimaschutz sorgen – und für mehr Öffentlichkeit
Überall auf der Welt kämpfen Aktivisten mit juristischen Mitteln gegen den Klimawandel, Experten zählen bereits rund tausend Verfahren in 24 Ländern. Den Klägerinnen und Klägern geht es dabei nicht nur um Urteile, sondern auch um öffentliches Aufsehen: Die Prozesse sind ein Mittel strategischer Kommunikation

Weiterlesen auf Klimafakten

Genau umgekehrt wird ein Schuh daraus:

Wie Aktivisten und der IPCC ihr Wissen über den natürlichen Klimawandel geheim hielten

 

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