Hans von Storch ist sauer: Was hat sich die Internationale Energieagentur da nur wieder geleistet?

Der jährliche CO2-Ausstoss ist weiter angestiegen. Im Jahr 2011 entstanden durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe auf der Erde 31,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, wie die in Paris beheimatete Internationale Energieagentur (IEA) kürzlich mitteilte. Damit stiegen die CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr global um 3,2 Prozent an. Verantwortlich für den Anstieg ist vor allem China, der weltgrößte CO2-Produzent. Die Emissionen in diesem Land erhöhten sich aufgrund des starken Zubaus von Kohlekraftwerken um 9,3 Prozent. Momentan geht jede zweite Woche irgendwo in China ein neues großes Kohlekraftwerk ans Netz. China beteiligt sich nicht an den Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Rahmen des Kyoto-Abkommens. Auch in Japan stieg der CO2-Austoß um 2,4 Prozent an, da fossile Brennstoffe nun den Ausfall der Atomenergie ausgleichen müssen.

Der zweitgrößte CO2-Emittent der Erde, die Vereinigten Staaten, konnten hingegen ihren Kohlendioxid-Ausstoß letztes Jahr um 1,7 Prozent drosseln. Ursachen hierfür sind der Wechsel von Kohle zu Schiefergas, eine schwächere Konjunktur sowie der milde Winter Ende 2011. Auch Europa verringerte seine CO2-Emissionen um 1,9 Prozent, da auch hier die Wirtschaft etwas erlahmte und der Winter Ende 2011 relativ warm war.

Der Chefökonom der IEA, Fatih Birol, kommentierte die erneute Steigerung des globalen CO2-Ausstoßes in einem Reuters-Interview wie folgt:

„Wenn ich mir die Daten anschaue, passt dieser Trend bestens zu einem Temperaturanstieg von 6 Grad Celsius bis 2050, was für unseren Planeten schlimme Konsequenzen haben würde.“

Das ist interessant. Sogar mittlere Szenarien des IPCC sehen nur eine Erwärmung von 3 Grad Celsius – und das nicht bis 2050 sogar bis zum Ende des Jahrhunderts. Dabei sind diese Prognosen bereits als stark übertrieben anzusehen, weil das CO2 in den Berechnungen stark überschätzt und natürliche Klimafaktoren stark unterschätzt wurden. Nach unseren schematischen Berechnungen führt der fortgesetzte CO2-Ausstoß nur zu einer Erwärmung von maximal 1 Grad Celsius bis 2100 (siehe Kapitel 7 in „Die kalte Sonne“). Chefökonom Birol scheint dies alles nicht zu stören und vervielfacht kurzerhand die bereits alarmistischen IPCC-Prognosen.

Hans von Storch vom Geesthachter Helmholtz-Zentrum, geht dieser unkritische und alarmistische Umgang mit den Klimawissenschaften offenbar kräftig auf die Nerven. In seinem Blog Die Klimazwiebel schrieb er zu Birols Fehlleistung:

„Ein vierte interessante Beobachtung ist, dass die Klima-Wissenschaft irrelevant geworden ist; nur flüchtig wird darauf Bezug genommen, wenn [Birol] „Begrenzung zerstörerischer Folgen wie Ernteausfälle und schmelzende Gletscher“ erwähnt, sowie seine Behauptung „…passt dieser Trend bestens zu einem Temperaturanstieg von 6 Grad Celsius bis 2050.“ Dies ist eine sehr mutige Vorhersage, wenn man bedenkt, dass wir bis jetzt weniger als 1 Grad Celsius Erwärmung seit Beginn der Industrialisierung gesehen haben. Innerhalb der kommenden 38 Jahre müsste nun eine Erwärmung von 5 Grad eintreten, also etwa 0,7-0,8 Grad pro Dekade. Ich halte dies für puren Alarmismus und Missbrauch der wissenschaftlichen Forschung mit dem Ziel rechtzeitig zu den [UNO-Klima-] Verhandlungen in Bonn ein nicht aufrecht zu erhaltenes, kurzfristiges Drama zu schaffen. Mich würde interessieren, ob die 6-Grad-Behauptung wirklich von der IEA stammt oder nur eine Ergänzung von Fatih Birol ist, da die Zahl nicht in der offiziellen IEA-Mitteilung genannt wird.“ 

Das Kohlendioxid ist nicht vollkommen gleichmäßig über den Erdball verteilt. In der Arktis wachsen kaum Pflanzen, die das CO2 aufnehmen könnten, daher werden hier meist CO2-Spitzenwerte gemessen. Nun wurde hier erstmals ein wichtiger psychologischer Grenzwert überschritten. Die Medienwelt berichtete entzückt über diesen neuen Rekord. So schrieb etwa das Hamburger Abendblatt am 1.6.2012:

„Erstmals wurden in diesem Frühling in der Arktis mehr als 400 ppm (Teile pro Million) des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre gemessen. […] Die Konzentration von CO2 ist zuletzt immer schneller gestiegen. Bereits vor Jahren hatte sie den Grenzwert von 350 ppm überstiegen, der für viele Wissenschaftler als das höchste noch sichere Niveau gilt. Der Wert von 400 ppm im Durchschnitt ist bisher nur in der Arktis erreicht worden. […] Wissenschaftler Pieter Tans von NOAA geht davon aus, dass ‚ab 2016 der weltweite Durschnitt der CO2-Konzentration bei 400 ppm‘ liegen werde. Zum Vergleich: Der Wert der CO2-Konzentration lag vor der industriellen Revolution bei 280 ppm.“ 

Ja, der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt immer weiter an. Ursache sind die fortgesetzt hohen Emissionen im Zuge der Nutzung fossiler Brennstoffe (siehe oben). Dies ist relativ unstrittig. Der Normalbürger zuckt bei der Nennung der ppm-Zahl regelrecht zusammen. Genau dies ist der beabsichtigte Effekt der Berichte. In der Regel wird dabei auf weitere Erklärungen verzichtet. Dabei ist doch die entscheidende Frage, wie viel Erwärmung in diesem CO2 nun eigentlich wirklich steckt. Fatih Birol brauchen wir hier nicht zu fragen, er hat sich in seinem Interview selbst gründlich disqualifiziert. Aber kann man dem IPCC mit seinen enormen Erwärmungsvorhersagen überhaupt trauen? Einer Organisation die Klimamodelle verwendet, welche die Klimaentwicklung der vergangenen 10.000 Jahre nicht reproduzieren kann? Hier ist Skepsis angebracht.

Auch Spiegel Online berichtete natürlich über die 400 ppm-Schallgrenze. Jedoch nimmt man sich hier die Zeit, den Kontext näher zu beleuchten. Der IPCC sagte in seinem letzten Bericht eine Erwärmung von etwa 0,2 Grad pro Dekade voraus. Die Natur hielt sich jedoch nicht daran. Die gesamte letzte Dekade über verharrte die Temperatur auf einem Plateau. Und es kommt noch besser. In einem kürzlichen Vortrag auf dem Hamburger Extremwetterkongress prognostizierte Mojib Latif, dass auch im nun folgenden Dekade mit keiner nennenswerten Erwärmung zu rechnen sei. Axel Bojanowski wägt in seinem SpOn-Artikel klug ab:

„Seit 13 Jahren jedoch zeigen die Daten keine weitere Erwärmung. Klimaforscher zeigen sich unbeeindruckt: Die globale Temperatur variiere seit jeher, solche Schwankungen seien aufgrund der Komplexität der Umwelt zu erwarten, haben Studien ergeben. Ozeane und Pflanzen beispielsweise nehmen viel CO2 auf und mildern die Erwärmung. Gleichwohl ist die Frage, wie der CO2-Anstieg das Klima erwärmen wird, noch immer umstritten. Die Stärke der Erwärmung hängt vor allem davon ab, wie viel Wasser verdunstet; Wasser verstärkt den Treibhauseffekt deutlich mehr als CO2. Schätzungen über den Wasserdampf-Effekt klaffen aber weit auseinander. Tausende Wissenschaftler arbeiten an der Frage.“

Dies ist genau der richtige Weg. Die Wissenschaft ist noch emsig am Forschen. Gebt den Forschern die Zeit – aber auch den intellektuellen Freiraum, der hierzu benötigt wird. Voreilige Schlüsse aus halbfertiger Forschung helfen am Ende niemandem. Die Politik sollte darauf bestehen, die anstehenden Entscheidungen zum kostspieligen Umbau der Industriegesellschaft auf Basis einer soliden fachlichen Grundlage zu treffen. Hierbei helfen weder Alarmismus noch Schönrederei weiter.

 

Foto oben rechts: Flickr_-_europeanpeoplesparty_-_EPP_CONVENTION_ON_CLIMATE_CHANGE_IN_MADRID_(6-7_FEBRUARY_2008)_(431).jpg: European People’s Party, derivative work: Herzi Pinki (talk) / Lizenz:  Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert)

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