Deutschlandfunk mit Recherchedefizit: Zweitgrößter See Malawis trocknete schon immer zyklisch aus

In Vorbereitung auf den UN-Klimagipfel in Doha gaben sich zahlreiche Journalisten wieder viel Mühe, die Klimakatastrophe in das Bewußtsein der Bevölkerung zu hieven. Wenn wir nicht sofort unser Leben komplett umkrempeln, wird uns das Klima schon bald dafür gerecht abstrafen. Auch beim Deutschlandfunk wollte man mithelfen und schickte einen Reporter nach Malawi in Ostafrika, wo 2009 plötzlich der zweitgrößte See des Landes, der Chilwa See, langsam begann auszutrocknen.

Ursache war ein Rückgang in den Regenmengen. Statt 1000 mm pro Jahr, schrumpften die Niederschläge in den letzten zwei Jahren auf 700 mm. Der See ist normalerweise 60 km lang und 40 km breit und bildet die Grenze zu Mosambik. Um den See herum befinden sich ausgedehnte UNESCO-geschützte Feuchtgebiete. Da der See für den Fischfang in Malawi eine sehr wichtige Rolle spielt, leiden nun die Fischer sehr, und die Nahrung in der Region wird knapp. Die Reportage selbst ist eigentlich sehr gut, allerdings hat der Autor Claus Stäcker etwas sehr Wichtiges übersehen, was er den Zuhörern auf jeden Fall hätte mitteilen müssen. In der Ankündigung der Sendung wird das Austrocknen des Sees als klare Folge des menschengemachten Klimawandels dargestellt:

In Malawi, im Süden Afrikas, verlieren eineinhalb Millionen Menschen gerade ihre Nahrungsgrundlage, weil der zweitgrößte See dort dabei ist, auszutrocknen. Der Grund ist der Klimawandel und in dessen Folge, die Dürre im Land. Und der Regen lässt weiter auf sich warten.

Nun wäre es jedoch die journalistische Pflicht gewesen, nachzuforschen, ob das Schrumpfen und allmähliche Austrocknen des Chilwa Sees ein ganz modernes, noch nie dagewesenes Phänomen ist, wie es der Bericht suggeriert. Hätte sich Stäcker einmal die Recherche-Mühe gemacht, so wäre er mit ein paar geeigneten Google-Suchbegriffen schnell auf einen äußerst interessanten wissenschaftlichen Fachaufsatz aus dem Jahr 1970 gestoßen, der mittlerweile vom Springer-Verlag kostenlos als pdf zur Verfügung gestellt wird. Im Magazin Hydrobiologia erschien damals ein Artikel von A. Morgan und Margaret Kalk von der University of Malawi. Darin berichteten sie:

Der Chilwa See in Malawi (auf 15° südlicher Breite und 36° östlicher Länge) besitzt eine potentiell offene Wasserfläche von 700 Quadratkilometern. Er ist flach und hat keinen Abfluss. Der Seespiegel schwankt in seiner Höhe im Takte der Trocken- und Regenzeiten. Der Jahresdurchschnittswert des Seespiegels fällt über einen Zeitraum von 6 Jahren. Diese Studie wurde vom Ende der Regenzeit 1966 bis zum Ende der Trockenzeit von 1967 durchgeführt, was dem Ende des 6-Jahreszyklus entpricht. Die Studie fand vor dem kompletten Austrocknen des Sees im Jahre 1968 statt. Der See erholte sich dann im Jahr 1969 wieder [und das Wasser kehrte zurück]. Das letzte solche Ereignis [Austrocknen und Wiederflutung] gab es 1922-1923.

Peinliche Panne für den Deutschlandfunk. Schwankungen des Seespiegels im Lake Chilwa sind als natürliches Phänomen bestens bekannt, bis hin zum kompletten Austrocknen. Mit dem menschengemachten Klimawandel hat das seit 2009 beobachtete Schrumpfen des Sees folglich nichts zu tun. Der Deutschlandfunk sollte seinen Hörern eine entsprechende Korrekturmeldung anbieten, in der gleichen Sendereihe, in der auch der Originalbeitrag lief.

Interessanterweise schwankt auch der Seespiegel des Victoriasees – einige 100 km weiter nördlich des Chilwa Sees – rhythmisch (siehe S. 57/58 in unserem Buch „Die kalte Sonne„). Dabei pulsierte der Seespiegel in langen Phasen synchron zum 11-Jahres-Sonnenzyklus. Fällt Ihnen da etwas auf? 2 x 6 Jahre im Chilwa See entspricht ungefähr dem Schwabe-Sonnenfleckenzyklus. Wer braucht noch ein Thema für eine Master-Arbeit?

 

Der Deutschlandfunk ist bereits mehrfach mit seiner unausgewogenen Klimaberichterstattung aufgefallen. Im Medienecho – Tag 2 gingen wir auf die strittigen Punkte etwas genauer ein.
Teilen: