Henrik Svensmark weist Kritik an seinem Solarverstärker-Modell zurück

Bereits in der ersten Woche nach Erscheinen unseres Buches „Die kalte Sonne“ fühlten sich etliche kritische Kommentatoren dazu berufen, die wissenschaftlichen Inhalte heftig anzugreifen. Diese reflexhafte Abwehrhaltung verwundert, da eine seriöse Beschäftigung mit den fachlichen Inhalten unseres Buches eine gewissenhafte Lektüre und Analyse der Argumente und Literaturzitate in unserem Buch notwendig gemacht hätten. Eine der wichtigsten Thesen unseres Buches ist, dass es einen oder mehrere Solarverstärker geben muss, da die Veränderungen der solaren Gesamtstrahlung zu gering sind, als dass sie große klimatische Veränderungen hervorrufen könnten. Die Modelle des Weltklimarats berücksichtigen lediglich diesen marginalen Effekt der Sonne. Jedoch scheitern die IPCC-Modelle im Fakten-Check, wenn die Klimaentwicklung der vergangenen 10.000 Jahre betrachtet wird. Die nacheiszeitliche Klimageschichte ist durch charakteristische Zyklen im 1000-Jahres-Takt gekennzeichnet, die nahezu synchron zur Entwicklung der Sonnenaktivität verlaufen (siehe Kapitel 3 in „Die kalte Sonne“). Die Temperatur Änderungen betragen mehr als 1 Grad, ähneln also der Klimaerwärmung, die wir seit der Kleinen Eiszeit von 1700 bis heute gesehen haben. Wie sollen die aktuellen Modelle diese sonnensynchronen Temperaturschwankungen abbilden, wenn die klimatische Wirkung der Sonne laut IPCC verschwindend gering ist? Es muss also Solarverstärker geben, entweder über die UV-Strahlung oder das Sonnenmagnetfeld/kosmische Strahlung (siehe Kapitel 6 in „Die kalte Sonne“).

Einer der lichtschnellen Kritiker ist der Astronom Dr. Florian Freistetter, u.a. Autor eines Buches mit dem vertrauenswürdigen Titel „Krawumm!“. Richtig, das ist der Rezensent, der verkündete „Ich habe das Buch nicht gelesen. Ich wollte es nicht kaufen.“ In seinem kürzlichen Blog-Artikel führte Freistetter 1001 vermeintliche Gründe auf, warum Prof. Henrik Svensmark mit seinem Solarverstärker über die kosmische Strahlung Unrecht hat.  Wir haben Henrik Svensmark gebeten, zu der Kritik Stellung zu nehmen. Seine Antwort fällt deutlich aus. Um es mit den etwas veränderten, kürzlichen Worten eines bekannten deutschen Klimaforschers zu sagen: Freistetter hat viel geschrieben, aber wenig verstanden.

 

Prof. Henrik Svensmark, Danish National Space Center (Kopenhagen) zur Kritik an seinem Solarverstärker über die kosmische Strahlung: 

Einige Kritiker meiner Forschung, darunter offenbar auch Florian Freistetter scheinen zu glauben, dass die Physik ein demokratischer Prozess wäre, wobei man lediglich die Anzahl der Publikationen für und gegen eine Hypothese zählen müsse. Das ist natürlich Quatsch. Was wirklich zählt sind Hinweise aus Beobachtungen und Experimenten sowie der Erfolg von Falsifizierungsversuchen. Albert Einstein kommentierte 1931 die Schrift Hundert Autoren gegen Einstein richtigerweise wie folgt „Wenn ich Unrecht hätte, wäre einer genug“.

Die Hypothese dass kosmische Strahlung das Klima signifikant beeinflusst, stellt die momentan vorherrschende Hypothese der anthropogenen Treibhausgase als Hauptantrieb des Klimas ernsthaft in Frage. Es verwundert daher nicht, dass zahlreiche Autoren versuchen, meine Hypothese zu widerlegen. Im Grunde sollte ich mich sogar in gewisser Weise geehrt fühlen, dass sich so viele Kollegen mit dieser Überprüfung beschäftigen, obwohl doch nur ein einziger eindeutiger Gegenbeweis ausreichen würde, um die Hypothese zu den Akten zu legen. Meines Erachtens liegt noch immer kein derartiges Papier vor.

Freistetter suggeriert, dass sämtliche kürzlich veröffentlichten Publikationen zu dem Schluss gekommen wären, dass ich mit meiner Hypothese falsch liege. Dies zeigt jedoch nur, dass er sich in der Literatur der Klima-Physik überhaupt nicht auskennt. Dabei hat er bewusst selektiv Publikationen für seinen Bericht ausgewählt, die gegen meine Theorie argumentieren, während er Veröffentlichungen ignorierte, die meine Modelle stützten (siehe z.B. Kapitel 6 in „Die kalte Sonne“).

Freistetters Kritik gliedert sich in zwei Hauptthemen:

(1)   Die Frage, ob dokumentierte Änderungen in der Aerosol-Konzentration nach sogenannten „Forbush-Ereignissen“ und damit verbundenen kosmischen Strahlungs-Rückgängen mikrophysikalische Änderungen in den Wolken bewirken. Da dies nachweislich der Fall ist, können offensichtlich in ihrer Konzentration schwankende kleine Aerosole (3 Nanometer) zu größeren Kondensationskeimen heranwachsen (>50 Nanometer). Dies steht im krassen Gegensatz zu existierenden nummerischen Modellen. Zukünftige Experimente werden hoffentlich dabei helfen, diesen Widerspruch aufzuklären.

(2)   Die Interpretation des CLOUD-Experiments am Europäischen Kernforschungszentrum CERN.

Der Co-Autor meines Buches The Chilling Stars, Nigel Calder, ist bereits ausführlich in seinem Blog auf beide Vorwürfe eingegangen. Interessierten Lesern empfehle ich, dort nachzuschlagen.

Über Forbush-Ereignisse und die Fehler der Kritiker:
http://calderup.wordpress.com/2010/05/03/do-clouds-disappear/

Über den nachweisbaren Effekt von Forbush-Ereignissen auf das Wetter in Europa:
http://calderup.wordpress.com/2011/09/10/do-clouds-disappear-4/

Über die CERN-Resultate:
http://calderup.wordpress.com/2011/08/24/cern-experiment-confirms-cosmic-ray-action/

(siehe auch englischsprachiger Bericht auf notrickszone.com)

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english version:

Some people, including your critic Florian Freistetter on ScienceBlog, seem to think that physics is a democratic process and what matters is to count how many papers favour or disfavour each hypothesis. That of course is nonsense. All that really signifies is the evidence from observations and experiments, and how a theory stands up to attempts to falsify it. Remember Einstein’s comment on the pamphlet Hundert Autoren gegen Einstein (1931) – “If I were wrong, one would be enough”.

The hypothesis that cosmic rays strongly affect the climate offers a serious challenge to the more fashionable hypothesis that man-made greenhouse gases have been the main cause of climate changes. So it does not surprise me that many people try to falsify it. In fact it’s quite flattering that they go to so much trouble, when one good outcome (for them) should be enough, and in my opinion no such paper has been produced so far.

Freistetter suggests that all the recent papers say I’m wrong. That shows he is not very familiar with the climate physics literature. I think he has gone to some trouble to select papers against the cosmic-ray theory and ignore the favourable ones.

There are two main topics in the criticism, (1) the question of whether detectable changes in aerosols affects cloud microphysics after sudden “Forbush decreases” in cosmic-ray intensities. Since if this is the case it shows that variations in the nucleation of small aerosols (3 nm) can grow into cloud condensation nuclei ( > 50 nm)  in the real atmosphere in direct contrast to results from numerical models. Future experiments will of course be able to clear up these questions, and (2) interpretation of the CLOUD experiment at CERN. My co-author for The Chilling Stars, Nigel Calder, has dealt with both topics on his blog, and I suggest that readers go there for more information …

On Forbush decreases and mistakes made by critics:
http://calderup.wordpress.com/2010/05/03/do-clouds-disappear/

On a detected effect of Forbush decreases on the weather in Europe:
http://calderup.wordpress.com/2011/09/10/do-clouds-disappear-4/

On CERN results:
http://calderup.wordpress.com/2011/08/24/cern-experiment-confirms-cosmic-ray-action/

 

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