Die Sonne im Oktober 2013 – Minima voraus

Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt

Im Oktober 2013 erfolgte ein deutlicher Anstieg der Aktivität, die Sonnenfleckenzahl (Sunspotnumber – SSN) betrug 85,6. Das sind 77% der in diesem Zyklusmonat üblichen mittleren Aktivität, festgestellt seit 1750. Im Diagramm sieht das so aus:

Der Monat Oktober 2013 weicht deutlich ab vom Sonnenfleckenzyklus SC 5 (Solar Cycle – SC). Wir halten aber an dem Vergleich von SC 24 und SC 5 fest. Wie groß die Unsicherheiten der korrekten Beschreibung des 5. Zyklus ist, zeigt eine eine kürzliche Veröffentlichung von Rainer Arlt vom Leibniz Institute Potsdam und Ilya Usoskin von der finnischen Universität Oulo, die bei einer Untersuchung der Sonnenzyklen zwischen 1750 und 1850 zum Ergebnis kamen, dass die Sonnenfleckenzahl um etwa 20%  zu reduzieren sei. Vom  durchschnittlichen Sonnenzyklus (blau) ist SC24 jedoch weit entfernt, ganz zu schweigen von den großen Sonnenzyklen des solaren Maximums von 1940 bis 1990.

Auch im Oktober 2013 trug vor allen Dingen die Südhemisphäre zur Gesamtaktivität unserer Sonne (SH)  bei. Im Vergleich der Zyklen untereinander (hier wird die SSN-Anomalie bis zum laufenden Zyklusmonat aufaddiert) sehen wir dass die akkumulierte Sonnenfleckenzahl zwischen dem SC5 und dem SC14 liegt:

 

In einer kürzlich erschienen Veröffentlichung der renommierten Solarforscher Ken Mc Cracken, Juerg Beer, Friedhelm Steinhilber und Jose Abreu in Space Science Reviews (2013) werden die solaren Minima der letzten 9300 Jahre untersucht. Auf Grund von Messungen von Isotopen des Berylliums und Kohlenstoffs als Indikatoren für die Intensität der kosmischen Strahlung, die durch die Sonnenaktivität moduliert wird, kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass das Minimum 2007 bis 2009 eine ähnliche Charakteristik wie die Minima in Zeiten des Dalton Minimums von 1780 bis 1820 aufweist. Sie stellen weiter eine 208-jährige Periodizität (Suess-de Vries) von großen solaren Minima in der Vergangenheit fest. Sie erwarten daher in der nahen Zukunft die Ausprägung eines Dalton Minimums, aber nicht eines Maunder Minimums.

Ein weiterer, etablierter Solarforscher, Prof. Michael Lockwood von der University of Reading, hat dagegen darauf aufmerksam gemacht, dass die solare Aktivität seit Ende des letzten Jahrhunderts stärker fällt als in allen vorangegangenen Zeiten der letzten 9000 Jahre. Lockwood fand 24 solare Minima in den letzten 9000 Jahren, aber in keinem sank die solare Aktivität so stark wie in der jetzigen Periode. Er sieht nun die Wahrscheinlichkeit eines Maunder Minimums bei 25- 30%. Vor einigen Jahren sprach er von allenfalls 8 % Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten eines Maunder Minimums. Als Konsequenz beschreibt Lockwood: “Wir fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Auftreten kalter Winter in Europa und der solaren Aktivität“. Der wahrscheinliche Mechanismus besteht in der Veränderung der solaren UV-Strahlung, die das Temperaturgefälle, die Ozonbildung und die Winde in der Stratosphäre im Winter beeinflusst. Dadurch wird der westliche Jet-Stream in der Nordhemisphäre unterbrochen, was zu blockierenden Wetterlagen führt und zu Ostwindeinflüssen mit Kälteeinbrüchen.

Wir hatten schon im Septemberbericht 2013 auf die Veröffentlichung von Ermolli et al. hingewiesen, wonach die UV Strahlung innerhalb eines Sonnenzyklus viel stärker variiert als die Gesamtstrahlung (Faktor 2-6). Schwächere Sonnenzyklen haben also eine deutlich schwächere UV-Strahlung zur Folge, und dies führt in der Nordhemisphäre zu Kälteperioden. Leider können die Messreihen nicht fortgeführt werden, da der SORCE-Satellit, der die Strahlung der Sonne oberhalb der Atmosphäre misst, wegen eines Batterieschadens seine Funktion eingestellt hat. Die vor uns liegenden kalten Winter werden wir also auch ohne UV-Messungen des Satelliten ertragen müssen.

Eine dritte Veröffentlichung hatten wir bereits an dieser Stelle vorgestellt. Darin wagen Friedrich Steinhilber und Jürg Beer auf Grund zweier verschiedener Methoden einen Ausblick in die nächsten 500 Jahre. Phi ist dabei ein Maß für die solare magnetische Aktivität. M markiert das Maunder-Minimum, D das Dalton-Mimimum und G das schwächere Gleisberg-Minimum um 1900:

 

 

 

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