Nicht Wärme sondern Schrotflinten sind die größten Feinde der Eisbären

Passend zum Welttag des Eisbären im Februar 2012 gab der World Wide Fund for Nature (WWF) eine zutiefst bedrohliche Überlebensprognose für diese Tierart ab, über die die Salzburger Nachrichten in dramatischer Werise berichtete:

„Die Eisbären in der Arktis geraten immer mehr in Bedrängnis. Bis 2050 werden die Bestände um zwei Drittel zurückgegangen sein. […] Ursache ist laut WWF der Klimawandel. Derzeit gibt es laut WWF noch maximal 25.000 Eisbären, die akut vom Temperaturanstieg bedroht sind. In der Arktis macht sich der Umweltorganisation zufolge der Klimawandel am deutlichsten bemerkbar. In den vergangenen 100 Jahren sei die Durchschnittstemperatur in der Arktis um rund fünf Grad gestiegen. Die Fläche des für die Eisbären so wichtigen Packeises sei seit 1985 um sechs Prozent zurückgegangen. Es schmilzt im Frühling früher und kehrt im Herbst später zurück. Dadurch müssen die Tiere länger am Festland bleiben und leiden Hunger. Am Packeis könnten sie ihre Hauptnahrungsquelle, die Ringelrobben, jagen. Die Muttertiere werden durch die verkürzte Zeit am Packeis kleiner, wiegen weniger und bringen deutlich weniger Junge zur Welt als noch vor einigen Jahren. Außerdem müssen Eisbären laut WWF auch immer längere Distanzen schwimmen, um stabiles Eis zu finden, was besonders Jungtiere gefährdet. Durch ihre kleinere Größe und ihre noch nicht so gut ausgebildeten Fett- und Energiereserven ermüden sie schneller und sterben leichter an Unterkühlung. Die Sterblichkeit bei den jungen Eisbären erhöhte sich laut einer WWF-Studie auf fast die Hälfte der beobachteten Tiere.“

In den vergangenen Jahren wurde der unmittelbar drohende Untergang der Eisbären durch die Klimaerwärmung immer wieder lautstark verkündet. In Al Gore’s Oscar-prämierten Film „Eine unbequeme Wahrheit“ kamen den Zuschauern Tränen in die Augen als sich ein verzweifelt im weiten Ozean paddelnder Zeichentrick-Eisbär mühsam auf eine rettende Eisscholle hievt, diese dann aber unter seinem Gewicht in mehrere Stücke zerbricht und der Eisbär scheinbar aussichtslos weiterziehen muss.

Auch Greenpeace drückte auf die Tränendrüse der Fernsehzuschauer und präsentierte in einem Werbeclip einen tot im Wasser treibenden Trickfilm-Eisbären als Opfer der Klimakatastrophe.

Schon zarte Zweitklässler werden mit der Eisbären-Schockergeschichte ordentlich eingenordet. Die Deutsche Umwelt-Aktion besucht Schulen und spielt die Eisbär-Szenen in emotional aufrüttelnder Weise nach (Bericht aus der Lippischen Landes-Zeitung vom 31.3.2012):

„So schlüpften die Mini-Umweltschützer in die Rolle der Sonne und eines Eisbären. Der saß im Klassenraum ausnahmsweise mal nicht auf einer Eisscholle, sondern auf einer weißen Decke. Nun sollten die übrigen Kinder Stromfresser von zu Hause aufzählen. Um zu zeigen, dass jedes Gerät Treibhausgase verursacht, die zur Erderwärmung beitragen, faltete Ellen Döppe die Decke immer weiter zusammen. Schließlich hatte der Eisbär fast gar keinen Platz mehr. Das fanden die Kinder gar nicht schön und beschlossen, in Zukunft keine Energie zu verschwenden. ‚Ich schaue heute nicht Fernsehen, sondern spiele Lego‘, versprach ein kleiner Eisbärretter.“

 

Zeit für einen Faktencheck

Der WWF gibt die Zahl der Eisbären korrekt mit etwa 25.000 an. Was die Organisation dem Leser leider nicht verrät ist, dass die weltweite Eisbärenpopulation in den 1960er Jahren nur bei ca. 5000 Tieren gelegen hat. Seitdem ist diese Tiergruppe offensichtlich auf das Fünffache angewachsen (Die Welt, 19.3.2010). Zudem belegten neuere Zählungen in Teilen der kanadischen Hudson Bay von Anfang 2012, dass der Eisbärenbestand hier wohl um zwei Drittel höher liegt als noch zuvor angenommen. Die lokalen Behörden bestätigten, dass es die vielbeschworene Eisbärenexistenzkrise nicht gäbe (WUWT, Forbes, The Globe and Mail). Scott Armstrong, Polarexperte der University of Pennsylvania sagte eher eine Zu- als eine Abnahme der arktischen Eisbärenzahl für die kommenden Jahre voraus. Auch die Anpassungsfähigkeit des Eisbären an seine sich verändernde Umwelt wird seiner Meinung nach als zu gering eingeschätzt. (suite101.de).

Die Erwärmung der letzten 50 Jahre hat offenbar dem Eisbären keine großen Probleme bereitet. Vielmehr gibt es eine viel größere Gefahr, die gerne im Kontext der Klimakatastrophe unter den Tisch fallen gelassen wird. Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife schreibt auf ihrer Internetseite:

„Jedes Jahr werden vermutlich über 1.000 Eisbären getötet. Die meisten davon ganz legal, vor allem in Kanada. In Grönland werden derzeit pro Jahr etwa 140 Tiere legal getötet, in den USA 29. In Russland ist die Jagd offiziell noch verboten. Allerdings werden hier bis zu 300 Tiere jährlich gewildert, und die Regierung erwägt derzeit, den Abschuss von 29 Tieren zu erlauben. Norwegen ist das einzige Land, das Eisbären streng schützt.“

Im März 2010 lehnte die Konferenz der Mitgliedsländer des Artenschutzprogramms „Cites“ den Antrag der USA ab, den internationalen Handel mit Eisbären und Eisbärteilen verbieten zu lassen. Die EU und die arktischen Länder stimmten gegen den Antrag. Ulli Kulke berichtete am 19.3.2010 in der Zeitung Die Welt:

„Die Jagd auf Eisbären ist in allen seinen Herkunftsländern wie Kanada und Grönland gesetzlich limitiert und weitgehend auf einheimische Jäger beschränkt. In den USA ist sie komplett verboten. Kanada und Grönland haben ihre Gebiete inzwischen wieder für die kontrollierte Trophäenjagd durch Ausländer geöffnet. Ganz im Sinne des Tierschutzes: Die dafür winkenden sehr hohen Einnahmen kommen den Inuit zugute, die im Gegenzug ihre eigenen Abschüsse reduzieren, aus denen sie durch die Ausfuhr von Fellen, Zähnen und Knochen ihr Einkommen beziehen. Ausländer zahlen für den Abschuss eines Tieres bis zu 30 000 Euro. Erst vor wenigen Jahren hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Eisbären als gefährdet eingestuft – ein umstrittener Schritt, denn wie wohl nie zuvor wird dieser Status beim Eisbären einer Art zuteil, deren Bestand sich zuletzt rasant vermehrt hat. […] Immer besser ausgestattete Jäger, die zuletzt vom Flugzeug aus anlegten, waren dafür verantwortlich. Seit die Jagd wenigstens in Amerika erfolgreich reglementiert wurde, hat sich die Art erholt […] Dass der Eisbär als Art gefährdet sei, stellt inzwischen sogar die militante Tierschutzorganisation Peta infrage.“

Die kanadischen Inuit verkaufen aktuell ihre Eisbärabschussgenehmigungen zum Teil für mehrere zehntausende Dollar an Sportjäger. Während die Jagdrechte für die lokalen Inuit von vielen akzeptiert werden, ist die Eisbärenjagd als Sport wohl nur schwer zu vermitteln.

Bereits Björn Lomborg hat die wahre Bedrohung des Eisbären durch die Jagd in seinem Buch „Cool it!“ sowie seinen Vorträgen hervorgehoben. Er rechnet vor, dass ein genereller Jagdstopp eine sehr viel effektivere Schutzmaßnahme wäre. Die geplanten CO2-Reduktionsmaßnahmen hingegen würden nur einen einzigen Eisbär pro Jahr retten.

Der Eisbär musste auch als Werbe-Icone für den Bericht des Weltklimarats 2007 herhalten. Anlässlich seiner Veröffentlichung druckten zahlreiche Zeitungen das Foto einer Gruppe von Eisbären ab, die sich offenbar an den Rest eines frei im Wasser treibenden Eisbergs klammerten. Dem Leser blieb nur die Interpretation, dass sich der Eisberg bald vollends auflösen würde und die Eisbären ertrinken würden. Verwendet wurde dies als Beleg, dass der Klimawandel zwangsläufig zum Aussterben der Eisbären führt.

Später stellte sich heraus, dass das Foto zu dem Zeitpunkt bereits 2 Jahre alt war und mitten in der natürlichen Eisschmelze des arktischen Sommers während einer Exkursion von einer australischen Studentin aufgenommen worden war. Die Fotografin erklärte, dass sie die Eisbären dabei keineswegs in Gefahr wägte. Der besagte Eisberg befand sich unweit des Festlandes in Schwimmentfernung. Eisbären sind gute Schwimmer. Die Geschichte hierzu ist in folgendem Video schön aufbereitet:

Pech hatte auch der US-Meeresbiologe Charles Monnett, der im September 2004 eine herzergreifende Statistik von tot im Meer treibenden Eisbären erstellt hatte. Sie bot Al Gore damals wohl Inspiration für seinen Film. Als im Jahr 2011 nun die Zählungsbögen und eine weitere Dokumentation angefordert wurden, stellte sich heraus, dass es hier eher mau aussah. Spiegel Online berichtete über den Fall am 29.7.2011:

„Doch der geschasste Forscher musste bei der Befragung im vergangenen Winter eben auch eingestehen, dass fast keine brauchbaren Unterlagen zur Sichtung der toten Polarriesen existieren. Scharfe Fotos gebe es nicht. Und im offiziellen Datensatz der Expedition tauchen die Tiere ebenfalls nicht auf.“

Der Forscher wurde im Sommer 2011 für 6 Wochen suspendiert, vermutlich im Zusammenhang mit diesem Fall.

 

Der Eisbär ist älter als gedacht

Bis vor kurzem hatte man angenommen, dass der Eisbär „nur“ 150.000 Jahre alt wäre. Eine internationale Forschergruppe um Frank Hailer vom Senckenberg Institut Frankfurt hat die Abspaltung des Eisbären von den nächsten Verwandten, der Gruppe der Braunbären anhand von neuen DNA-Untersuchungen jetzt auf 600.000 Jahre vor unserer Zeit ausgedehnt. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im April 2012 im Fachmagazin Science (siehe auch Berichte in googlenews und junkscience.com, derwesten.de, sciencedaily, NIPCC). Seltsamerweise interpretieren die Autoren ihr Ergebnis als Beleg für ein langsameres klimatisches Anpassungsvermögen des Eisbären. Ein Blick auf die lebhafte Temperaturdynamik der letzten 600.000 Jahre zeigt jedoch, dass von einer allmählichen Anpassung keine Rede sein kann. Vielmehr war die Zeit durch eine sich wiederholende Abfolge von Kaltzeiten (Eiszeiten) und dazwischenliegenden Warmzeiten (Zwischeneiszeiten) gekennzeichnet (Abbildung 1). Die ehemaligen Braunbären wurden zwar auf diese Weise allmählich zu Spezialisten des Eises, mussten aber auch mittlerweile sechs Warmzeiten überstehen, von denen einige deutlich wärmer waren als die aktuelle Warmzeit. Eine schnelle Anpassungsfähigkeit des Eisbären an veränderte Umweltbedingungen, insbesondere an fehlendes Eis, muss also als Grundqualität dieser Tiergruppe angenommen werden, ansonsten hätten sie zahlreiche Wärme- und Kaltephasen nicht überstanden.

Abbildung 1: Abfolge von Eiszeiten und Warmzeiten während der vergangenen 700.000 Jahre. Ausschläge nach unten markieren Eiszeiten, Ausschläge nach oben Warmzeiten. Aus Lisiecki and Raymo (2005).

Eine schöne Sammlung mit Expertenzitaten zum Thema Eisbär und Klimawandel ist im folgenden Youtube-Clip enthalten (mit Dank an Rainer Hoffmann für den Tip). Darin erinnern z.B. der Münchener Zoologe Joseph Reichholf sowie der Tierfilmer Andreas Kieling daran, dass der Eisbär auch die letzte Zwischeneiszeit (Warmzeit) gut überstanden hat.

Die aktuellen Temperaturprognosen des IPCC erscheinen überzogen. Selbst bei der unwahrscheinlichen vollständigen Nutzung aller fossilen Kohlenwasserstoffe sollte die Temperatur nicht diejenige der wärmsten Zwischeneiszeiten überschreiten, bei Annhame einer wahrscheinlicheren, moderaten Klimasensitivität für das CO2 (siehe Kapitel 7 in „Die kalte Sonne“). Es gibt daher keinen klimatischen Grund anzunehmen, dass die Eisbären nicht auch die aktuelle Warmzeit überstehen könnten, so wie sie es bereits vielfach in der Vergangenheit geschafft haben. Die größte Bedrohung geht dabei noch von der intensiven Bejagung aus.

Der Polarexperte Richard Glenn bestätigte in einer Aussage von 2008 vor dem Umwelt-Komitee des US-Senats, dass Eisbären nicht nur auf dem Eis leben, sondern auch die nichtvereisten Randgebiete, inklusive dem Festland bevölkern. Eine artgefährdende Gefahr für den Eisbären wäre daher von der aktuellen Wärmeperiode nicht zu erwarten.

Selbst im Rahmen der Temperaturschwankungen der letzten 10.000 Jahre hat es Temperaturen gegeben, die höher oder ähnlich den heutigen waren. Das arktische Meereis als Lebensraum für die Eisbären war daher ähnlich stark oder sogar noch stärker dezimiert wie heute. Während des holozänen Klimaoptimums vor 6000 Jahren hat sich das arktische Eis stark zurückgezogen, was die Eisbären offenbar überlebt haben. Und zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren, als die Wikinger durch die eisarme Arktis zu ihren Entdeckungsfahrten nach Island und Grönland aufbrachen, muss das Meereis eine ähnliche Ausdehnung gehabt haben wie heute. Der Eisbär blieb standhaft. Wie bei fast allen Themen der religiös geführten Klimadiskussion lohnt es sich also, die Fakten sorgfältig zu prüfen, Auslassungen zu recherchieren und Interpretationen zu hinterfragen.

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